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Gesunde Ernährung als Schulfach?

Oberallgäuer diskutieren

Gesunde Ernährung als Schulfach?

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    Wer sich gesund ernähren will, soll fünf Portionen Obst und Gemüse täglich essen.
    Wer sich gesund ernähren will, soll fünf Portionen Obst und Gemüse täglich essen. Foto: Matthias Becker

    89 Prozent der Deutschen wünschen sich Ernährung als Schulfach, beurteilen es als genauso wichtig wie Deutsch, Mathe oder Englisch. Das steht im aktuellen Ernährungsreport des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Auch der zuständige Minister Schmidt will Ernährung als Schulfach etablieren. Fakt ist aber, gesundes Essen spielt im Unterricht in der Region kaum mehr eine Rolle und sogar die staatliche Ernährungsberatung ist zurückgefahren worden, gibt es beispielsweise am Landratsamt schon lange nicht mehr.

    Die Oberallgäuer Bäuerinnen fordern schon lange ein Umdenken, insbesondere an den Schulen. Sie beteiligten sich vor vier Jahren an einer landesweiten Aktion, um ein Unterrichtsfach „Ernährung“ einzuführen. „96.000 Unterschriften sind bayernweit gesammelt worden“, sagt Lucia Wölfle, stellvertretende Oberallgäuer Kreisbäuerin aus Petersthal. Das Kultusministerium und das Landwirtschaftsministerium seien aber nicht übereingekommen. „Das war für uns eine bittere Erfahrung“, sagt Wölfe. Das Fach Ernährung stand plötzlich in Konkurrenz zu Hauptfächern und nicht als zusätzliches Angebot. „Ein kleiner Erfolg“ sei es gewesen, dass zumindest im Unterrichtsplan die Ernährung aufgenommen wurde.

    Freiwillige Arbeitsgemeinschaft

    An das frühere Fach „Hauswirtschaft“ an der Realschule erinnert Wölfle. Das habe allerdings schon lange ausgedient. Stattdessen gibt es beispielsweise an der Mittelschule Immenstadt eine freiwillige Arbeitsgemeinschaft „Gesunde Ernährung“. Die kommt gut an, sagt Rektorin Susanne Schumacher. Ab Jahrgangsstufe 7 finde im Themenbereich „Soziales“ überdies die Ernährung ihren Platz.

    Ein entsprechendes Fach hält Schumacher nicht für nötig. Susanne Boms allerdings schon. Sie ist Ernährungsberaterin bei der AOK Kempten/Oberallgäu, wie sie selbst sagt, die einzige Ernährungsberaterin einer gesetzlichen Krankenkasse in der Region. Es gibt zwar etliche freiberufliche Fachfrauen, aber auch der Staat hat sich aus dieser Aufgabe in den vergangenen Jahren zurückgezogen. Gesunde Ernährung ist zur Privatsache geworden. Ernährungsberaterinnen am Landratsamt gibt es seit Jahren nicht mehr.

    Jugendliche kennen sich immer weniger aus

    Und Jugendliche kennen sich immer weniger mit diesem Thema aus. Was fällt Berufsschülern dazu ein? „One apple a day keeps the doctor away“, also einen Apfel am Tag essen, sagt Severin Waibel und Schulkollege Martin Hiller (17) ergänzt, Obst oder Gemüse sei wichtig, „zumindest eine Hand voll am Tag“.

    Wie viel sollte es denn nun tatsächlich sein. Gilt die seit Jahren propagierte Ernährungspyramide noch mit viel Flüssigkeit als Basis (mindestens sechs Gläser Wasser, ungesüßten Tee oder Fruchtschorle), fünf Portionen (Hände voll) Obst und/oder Gemüse? Boms bejaht, das werde immer noch empfohlen. Dazu kommen vier Portionen Getreideerzeugnisse oder Kartoffeln. Drei Viertel der Nahrung sollte also aus pflanzlichen Produkten bestehen. Ein Viertel falle idealerweise auf tierische Lebensmittel ( Milchprodukte, Fleisch, Wurst, Fisch, Eier). Mit Butter und Ölen sollte man sparsam umgehen.

    Sprüche rund ums Essen

    • Gut gekaut, ist halb verdaut: Pro Bissen zehn bis 20 -mal kauen, das rät Susanne Boms.
    • Nach dem Essen sollst du ruh’n oder 1.000 Schritte tun: Zwischen Essen und Schlafen sollten idealerweise drei bis vier Stunden liegen. Aber nach dem Essen, so Boms, sei es gut, einfach ein bisschen auszuruhen oder eben spazieren zu gehen. 1.000 Schritte seien in 10 bis 15 Minuten zu schaffen.
    • Morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein König, abends wie ein Bettelmann essen: Das gelte nicht mehr. Aber mancher schlafe einfach besser, wenn er abends weniger isst, sagt Boms.
    • Verbote sind verboten, ist ein Tipp von Susanne Boms. Sie sagt, wer abnehmen will, soll sich nichts verbieten, sondern einfach ein bisschen weniger, beispielsweise von der Schokolade, essen, denn „doppelt so viel macht nicht doppelt glücklich“.
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