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Grillen und Alkohol an der Iller: Kemptener Jugendliche fühlen sich verdrängt

Zoff mit Stadt & Polizei

Grillen und Alkohol an der Iller: Kemptener Jugendliche fühlen sich verdrängt

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    Die Illerauen sind gerade an Wochenenden ein beliebter Treff – auch zum Grillen. Wenn das in geordneten Bahnen verläuft, wird es geduldet.
    Die Illerauen sind gerade an Wochenenden ein beliebter Treff – auch zum Grillen. Wenn das in geordneten Bahnen verläuft, wird es geduldet. Foto: Ralf Lienert

    Wegen der vielen Gewitter, die zurzeit über Kempten niedergehen, ist das Grillen in den Illerauen eine unsichere Sache. Irritiert sind viele Kemptener allerdings auch, weil sich die Rechtslage durch eine städtische Verordnung geändert hat. Von der Polizei fühlte sich mancher gar gegängelt. Dazu stellen die Behörden klar: Grillen auf den Flächen beim Illerstadion wird geduldet, wenn alles in geordneten Bahnen verläuft.

    Vor allem Absolventen feiern am Illerdamm gerne ihre bestandenen Prüfungen. Dabei hinterlassen sie oftmals viel Müll.
    Vor allem Absolventen feiern am Illerdamm gerne ihre bestandenen Prüfungen. Dabei hinterlassen sie oftmals viel Müll. Foto: Matthias Becker

    An den Samstag vor 14 Tagen erinnert sich eine Kemptenerin noch gut: „Da hat die Polizei eine ziemlich groß angelegte Kontrolle gemacht, um die Leute darauf hinzuweisen, dass Grillen und Alkohol am Illerdamm verboten seien.“ Die Beamten hätten auch junge Leute nach Drogen gefilzt.

    So haben das auch Mitglieder der Grünen Jugend erlebt. Bereitschaftspolizei habe in massiver Stärke das Grill- und Alkoholverbot am Illerdamm durchgesetzt. Sprecherin Franziska Maurer: „Ein allgemeines Alkoholverbot in allen Grünanlagen beschneidet nicht nur die Kemptener Jugendlichen in ihrer Handlungsfreiheit. Ich finde es schön, dass es in Deutschland, im Gegensatz zu vielen anderen Ländern, möglich ist, auch mal zusammen am Fluss in der Sonne zu sitzen und ein Bier zu trinken.“

    Das gehört auch für Beisitzer Fabian Kirchmann zur Lebensqualität: Es sei Teil der Freizeit, mit Freunden im Park zu chillen. Dazu gehöre manchmal Alkohol, Musik und Grillen.

    Ich finde es schön, dass es in Deutschland, im Gegensatz zu vielen anderen Ländern, möglich ist, auch mal zusammen am Fluss in der Sonne zu sitzen und ein Bier zu trinken. Franziska Maurer, Sprecherin der Grünen Jugend

    Beide sprechen sich gegen Vermüllung und Gewalt aus: „Aber eine Stadt muss auch Freiräume bieten.“ Sinnvoll wäre aus ihrer Sicht zum Beispiel, wenn Kemptener Vereine abwechselnd ein Wochenende auf das Gelände an der Iller achten und an die Besucher des Illerdamms apellieren, ihren Müll mitzunehmen und nicht zu laut zu sein.

    Offiziell verboten

    Verständnis haben Maurer und Kirchmann für Anwohner, die sich durch grölende Feiergruppen belästigt fühlen. Solcher Lärm könne jedoch auch ohne Alkoholverbot als Ordnungswidrigkeit geahndet werden.

    In einer Verfügung hat die Stadt Anfang Mai festgesetzt, „dass das Mitbringen sowie der Genuss alkoholischer Getränke am Illerdamm sowie das Mitbringen von Glasbehältnissen verboten sind. Ferner ist die Zusammenkunft lärmender oder alkoholisierter Menschen ab 20 Uhr untersagt“.

    Polizei will Fingerspitzengefühl zeigen

    Der letzte Passus ist Uwe Sutter vom Ordnungsamt wichtig: „Es geht um Gruppen, die dort massiv stören, nicht um Familien, die sich Würstchen brutzeln.“ Mit Fingerspitzengefühl will auch die Polizei vorgehen. „Wir sind präsent, wollen aber nicht einschüchternd wirken“, sagt Einsatzleiterin Corinna Hailer. Wer bei seinem Grill auf die Glut achtet, und seinen Müll wieder mitnimmt, müsse keinen Ärger fürchten.

    Es geht um Gruppen, die dort massiv stören, nicht um Familien, die sich Würstchen brutzeln. Uwe Sutter vom Ordnungsamt

    Die Trennlinie zieht sie etwa bei offenem Feuer auf den Wiesen. Sutter verweist auf die erhebliche Brandgefahr bei lodernden Flammen und durch Funkenflug – immerhin im Landschaftsschutzgebiet.

    Es werde also „geduldet“, was normalem Freizeitverhalten entspricht. Das wünschen sich die Jungen Grünen auch an anderen Stellen. Beim Pavillon im Engelhaldepark gibt es nur einen weiteren öffentlichen Grillplatz in der Stadt. „Die Jugendlichen mit einem Alkoholverbot aus den Parks zu verdrängen, verschiebt manches nur aus dem Sichtfeld. Viel wichtiger ist es, Aufklärung über den Umgang mit Alkohol zu leisten und jungen Leuten Rückzugsorte für gemeinsame Treffen zur Verfügung zu stellen.“

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