Höchst fachmännisch bauten die Diebe, die - wie berichtet - in die Endoskopie-Abteilung des Kemptener Krankenhauses eingebrochen sind, nach bisherigen Polizeierkenntnissen zwei teure medizinische Geräte aus. Und sie ließen auch gleich noch die Gebrauchsanleitung mitgehen. „Wer so vorgeht, weiß, dass er einen Abnehmer für das Diebesgut hat“, sagt Polizist Hans Willbold. Hehlern, die Beute aus Einbrüchen oder Diebstählen aufkaufen, ist allerdings nicht nur in diesem Fall schwer auf die Spur zu kommen. „Bei Hehlerei geht es um das Miteinander von zwei Straftätern, das ist wie bei Korruption, da belastet keiner den anderen.“
Hehlerei hat viele Gesichter. Gemeinhin stellt man sich als Hehler den windigen Geschäftsmann vor, der skrupellos Diebesgut aufkauft, um es dann gewinnbringend weiter zu verscherbeln. Nach Erfahrungen des altgedienten Polizeiermittlers Andi Buchmiller zahlen Hehler oft nur ein Viertel des tatsächlichen Werts einer gestohlenen Ware. Was dazu führe, dass den liefernden Dieben und Einbrechern nichts anderes übrig bleibe als weitere Straftaten zu verüben, „denn selbst bei einer hochwertigen Beute bleibt nicht allzu viel hängen“.
Jeder Verbraucher kann zum Hehler werden
Jeder sollte stutzig werden, wenn Dinge deutlichst unter dem normalen Verkaufspreis angeboten werden.Polizist Hans Willbold
Zum Hehler im juristischen Sinn werden kann allerdings auch jeder Verbraucher, warnen die beiden Polizisten. Dazu reiche es nämlich aus, gestohlene Ware aufzukaufen. Zum Beispiel über das Internet. Parfums oder auch Rasierklingen werden bevorzugt online angeboten. „Jeder sollte stutzig werden, wenn Dinge deutlichst unter dem normalen Verkaufspreis angeboten werden“, sagt Willbold. Umso mehr, wenn der Verkäufer kein Gewerbetreibender, sondern ein Privatmann ist und dennoch eine Vielzahl bestimmter Produkte anbiete.
Ende vergangenen Jahres wurden aus einem Kemptener Geschäft zwölf Parfums im Wert von 860 Euro gestohlen. So etwas mache ein Dieb kaum für den Eigenverbrauch, sagen die Polizisten. Und vor wenigen Tagen zeigte ein Einzelhändler einen noch gravierenderen Diebstahl an, der im Zuge der Inventur entdeckt wurde: Es fehlten 131 Parfums im Wert von 17.000 Euro.
Nachweis oft schwierig - aber nicht immer
Internetkäufern Hehlerei nachzuweisen sei allerdings extrem schwierig, sagen die Ermittler auf Erfahrung. „Die Frage ist, musste der Betroffene wissen, dass es sich um Gestohlenes handelt.“
Eindeutiger war ein Fall, den Buchmiller vor längerer Zeit löste: Ein junger Mann konzentrierte sich bei Einbrüchen zielgerichtet auf Zigaretten und Fernseher als Beute. Der Hintergrund: Eine Frau aus seinem Bekanntenkreis kaufte gerne billig die Zigaretten ab und stattete ihre ganze Wohnung mit Fernsehgeräten aus.
Nicht geklärt sind mehrere Diebesserien, bei denen die Polizisten auch überzeugt sind, dass Hehler ihre Finger im Spiel haben: Es ging vor längerer Zeit um Kabeldiebstähle im großen Stil, zu einer Zeit hoher Rohmetallpreise; später um gestohlene Lkw-Ersatzteile; und zuletzt um Reifen und teure Pkw-Felgen.
Hehlerei ist ein weites Feld: Mancher Abhängige stiehlt alles Mögliche, nur um die Wertsachen gegen Drogen zu tauschen. Dieser Straftatenbereich lasse sich nicht eingrenzen, sagen die Polizisten, er sei „so vielfältig wie das Leben“.