Der Mann könnte was erzählen aus seinem Leben. Dan Lucas, erster "Senior Voice of Germany"-Gewinner: Flucht aus der DDR, ein Leben als Musiker in Kanada und in den USA, derzeit Ausbildungsberater in München – und seit acht Jahren Sänger und Gitarrist bei Helter Skelter, der wohl erfolgreichsten Rock-Classic-Cover-Band in der Region.
1.500 Zuschauer erlebten in der Big Box in Kempten einen glänzenden Dan Lucas, der nichts erzählen muss. Sein Gesang spricht für ihn.
Mit 65 Jahren kommt die Anerkennung, die er sich als Rocksänger schon immer erträumt hat. Bei "Rock meets Classic" stand er vor Kurzem mit Ian Gillan, dem Frontsänger von Deep Purple auf der Bühne. Deren "Smoke on the water" und "Child in Time" sind Klassiker. Aber kaum eine Band wagt sich an das zehnminütige Anti-Kriegs-Epos "Child in Time". Helter Skelter schon. Sascha Waibel an der Hammond-Orgel, Peter Stapfer an Gitarre, Jens Mutter am Bass und Oliver Dumin am Schlagzeug (mit einem minutenlangen Solo) liefern das Gerüst. Und dann ist da noch Dan Lucas mit seinem ekstatischen Gesang. Phänomenal. Das Publikum tobt.

Schon bei "Radar Love" klatschen die 1.500 Fans rhythmisch mit, springen etliche von ihren Sitzen auf schreien den Refrain "Radar Loooove". Nach "Golden Earring" der Knaller von Uriah Heep „Easy Living“. Genau das trifft die Stimmung: Der Abend rockt. Treibt das Publikum an – und auch die Musiker auf der Bühne.
Bandleader, Gitarrist und Sänger Peter Schreiner bringt eine ganz andere Farbe ins Gesangsspiel: Rauchig, erdig, tief. Mit viel Gefühl singt er „Father of day“ (Manfred Mann’s Earth Band) und Andrea Emser trumpft mit ihrem Saxofonsolo bei „Baker Street“ (Gerry Rafferty) auf und singt zum Abschluss in der Zugabe – vielleicht ein politisches Statement der Band? – Neil Youngs „Rocking in a free world“. Die Abwechslung macht’s bei Helter Skelter. Und eine feine Musikauswahl.
Ich habe nach wie vor die gleiche Frau und den gleichen Job.Dan Lucas auf die Frage, was sich seit dem "The Voice"-Sieg geändert habe
Klar bleibt Dan Lucas der Band treu. „Helter Skelter ist mein Zuhause, wir bleiben zusammen“, sagt er kurz vor seinem Auftritt. Mit der Band spielt er die Musik, die ihm Spaß macht, mit der er aufgewachsen ist. Gitarre und Gesang hat er in der damaligen DDR studiert. „Das habe ich gelernt.“ Er ist derzeit im Gespräch als Juror bei der nächsten TV-Show von „Senior Voice of Germany“. Ob’s so kommt, kann er nicht sagen. „Aber ich werde auf alle Fälle in einer der nächsten Staffeln auftauchen.“
Sein Leben habe sich durch den Gewinn – es gab 10.000 Euro Preisgeld, ein Auto und einen Vertrag bei Universal – nicht groß verändert. „Ich habe nach wie vor die gleiche Frau und den gleichen Job“, sagt er und lacht.
Jetzt freut er sich aber erst einmal auf die „Mai-Tour“ mit Helter Skelter, die die Musiker (fast alle wohnen im Allgäu) unter anderem nach Potsdam, Leipzig und Würzburg führt. Der allerletzte Song am Ende von zwei Zugaben – der einzige wirklich ruhige in drei Stunden – verursachte bei vielen nochmal wohlige Gänsehaut. „Help“, den Beatles-Hit interpretiert Dan Lucas auf seine eigene, unnachahmlich Weise. Dieser Song brachte ihm im Senior-Voice-Fernseh-Duell den Sieg.
Spätestens jetzt versteht jeder in der Big Box warum.