Halid S. war abgetaucht, fast zwei Wochen lang. Inzwischen befindet er sich in Untersuchungshaft. Seitdem zwei Männer in der Nacht auf den 22. März in der Augsburger Maxstraße brutal von einer Gruppe junger Männer verprügelt worden waren, suchte die Polizei nach dem flüchtigen Halid S, 22 Jahre alt. Am Donnerstag gingen Polizei und die zuständige Generalstaatsanwaltschaft München sogar mit Fahndungsfotos an die Öffentlichkeit, ein ungewöhnlicher Schritt. Die Gewalttat an einem 26- und einem 28-Jährigen hat offenbar einen queerfeindlichen Hintergrund, davon gehen die Ermittler zumindest aus. Wenige Stunden nach der Veröffentlichung der Fahndungsfotos nahm die Polizei den Verdächtigen fest. Das berichtet das Präsidium auf Anfrage und bestätigt damit entsprechende Informationen unserer Redaktion.
Fahndung nach Gewalttat in Augsburg: Polizei fasst Halid S.
Gefahndet worden war nach dem Verdächtigen mit großem Aufwand; der Fall schlägt in der Öffentlichkeit hohe Wellen. Was nicht nur an der brutalen Tat liegt, die womöglich schwulenfeindlich motiviert war. Halid S. ist auch ein spezieller Verdächtiger. Der Augsburger war erst vor rund einem halben Jahr aus dem Gefängnis entlassen worden.
Er hatte dort eine viereinhalbjährige Haftstrafe abgesessen. Der Straftäter hatte am Nikolaustag 2019 am Königsplatz in Augsburg bei einem Streit einen 49 Jahre alten Mann mit nur einem Faustschlag getötet. Das Opfer, ein Feuerwehrmann, war mit Ehefrau und einem befreundeten Ehepaar vom Christkindlesmarkt auf dem Heimweg als es zur tödlichen Konfrontation kam. Die Tat machte bundesweit Schlagzeilen. S. wurde später wegen Körperverletzung mit Todesfolge verurteilt.

Die Ermittler wiesen jetzt im Rahmen der öffentlichen Fahndung nach ihm darauf hin, dass bis zum rechtskräftigen Abschluss des Verfahrens die Unschuldsvermutung gelte. Dennoch kam der 22-Jährige erst einmal wieder ins Gefängnis – als Untersuchungshäftling während des laufenden Verfahrens. Die Ermittler fanden ihn an Donnerstag in Gersthofen, wie die Polizei berichtet.
Attacke in Augsburgs Maxstraße: „Sie traten auf uns ein“
Die Polizei geht im aktuellen Fall von fünf Tätern aus, einer von ihnen soll Halid S. sein. Die Gruppe soll auf die beiden Nachtschwärmer eingeprügelt und gegen deren Oberkörper und Köpfe getreten haben. Die beiden attackierten Männer wurden mit Verletzungen in die Uniklinik gebracht. Das ältere Opfer schilderte unserer Redaktion: „Sie traten auf uns ein. Auf unsere Köpfe, in die Seiten, auf meinen Rücken. Es hörte nicht auf, bis jemand von ihnen rief, dass die Polizei kommt.“ Er habe um sein Leben und um das seines Bekannten gefürchtet.
Der 28-Jährige und sein Begleiter hatten zuvor mit Freundinnen eine Bar in der Maxstraße besucht. Danach trafen sie mehrere Meter weiter, auf Höhe des Judenbergs, wohl zufällig auf die Tatverdächtigen. Aus der Gruppe heraus sollen homophobe Beleidigungen gefallen sein. Weil es sich mutmaßlich um ein Hassverbrechen handelt, hat sich die Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) der Generalstaatsanwaltschaft München in den Fall eingeschaltet. Anwalt Marco Müller, Verteidiger von Halid S., sagt auf Anfrage, er wolle sich derzeit nicht zu den Vorwürfen gegen seinen Mandanten äußern.
Seit vergangenen Freitag befinden sich bereits ein 22- und ein 23-Jähriger in Untersuchungshaft. Gegen einen vorübergehend festgenommenen 24-Jährigen, der ebenfalls in U-Haft saß, wurde in der Zwischenzeit der Haftbefehl aufgehoben. Offenbar hatte hier eine Verwechslung stattgefunden, meinte sein Anwalt, der Augsburger Strafverteidiger Ulrich Swoboda.
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