Gitarre und Bass spielte bereits Papa Jung als Hobbymusiker. Nach erfolglosen Versuchen auf der Geige kamen die Zwillinge mit Zwölf zu ihren Traum-Instrumenten. Rock – frei und ohne Noten – war zunächst angesagt.
Ohne Umwege ging’s nach dem Abi ins Musikstudium. Damals standen Klassik und Jazz zur Auswahl. „Wir nahmen Jazz“, sagt Alex Jung, der heute in München Jazz-Gitarre an Hochschule und Berufsfachschule unterrichtet. Laut Fachmagazin Jazzpodium gehört er zu den besonders hell leuchtenden Sternen der jungen deutschen Jazzgitarristen-Generation.
Heiko, der auch als Workshop-Autor für das Fachmagazin „bassquarterly“ und seit 2013 als Lehrbeauftragter an der Berufsfachschule für Musik in München tätig ist, spielt hauptsächlich. Die Wohnorte Schwabmünchen und Schwabhausen sind nah dran an der Szene in München und Augsburg.
„Und wenn du ein gewisses Standing erreicht hast, ist es wurscht, wo du wohnst“, sagt Heiko selbstbewusst. „Es ist egal, von wo aus man nach Köln oder Berlin reist.“
Zwar sind Alex und Heiko Jung erst 34 Jahre alt, aber sie haben musikalisch viel zu sagen. Selten begegnet man einem dermaßen venetzten, telepathisch aufeinander reagierenden Trio. Bei den Zwillingen mag das ja auf der Hand liegen.
CD-Vorstellung
Das „Jung/Jung Trio“ stellt seine neue CD am Samstag, 12. November, in der Kulturwerkstatt am Schweizerberg in Memmingen vor. Das Konzert beginnt um 20 Uhr. Kartenvorverkauf unter Telefon 08331/850 172.
Aber auch Matthias Gmelin fügt sich – sozusagen als Drilling, als Bruder im Geiste – in die Musik- und Klangphilosophie der Brüder mit ein. Die lautet: Pole des Lebens verbinden. Also Rhythmus und Ruhe, Chaos und Ordnung, Spiel und Ernst.
Über allem steht die Verbindung von Hirn und Herz. Nehmen wir den Rhythmus: Der Groove dieses Trios ist immer wieder mit raffinierten Strudeln und Strömungen durchsetzt. Mit traumwandlerischer Sicherheit variieren und verändern die Drei den Puls.
Das ist alles andere als Musik zum lässigen Mitschnippen. Das ist der Fluss des Lebens: ständig changierend und mutierend, aber doch getragen von einer großen Sicherheit und Gelassenheit.
Im Harmonie-Dschungel
Dieses endlose Strömen kennt man (außer von Weltklasse-Jazzern) besonders von indischen Musikern, die unabhängig ihre Improvisations-Schleifen drehen, sich aber an bestimmten Treffpunkten lächelnd wieder begegnen. Was kann es Schöneres geben als eine geheim waltende, immer wieder durchblitzende Ordnung hinter dem Chaos, eine Einheit hinter Gegensätzen?
Auch wenn man als Zuhörer staunt und rätselt, man spürt: Diese Drei haben es im Griff. Checken den Dschungel von Groove und Harmonien, das Unterholz, in das sie sich immer wieder genüsslich hineinbegeben, um dann der ewigen Weite von Steppe und Savanne umso mehr zu frönen.
Diese Musik spricht Kenner wie Laien gleichermaßen an – etwas, was alle Meister, egal ob Bach, Mozart oder die Jazz-Legenden, auszeichnet.
Auch Standards wie etwa Charlie Parkers „Scrapple from the Apple“ macht sich das Trio gewitzt zu eigen. Da klingt dann sowohl Parkers originale Version dieses Themas an, aber auch die Version eines Riesen wie Jim Hall. Sozusagen im Vorübergehen werden Zeitalter und Giganten gestreift, ja tief berührt. Und dann ein eigenes Fazit gezogen. Das ist große Kunst.
Die liebevoll und professionell gemachte CD wird wohl über den Tag hinaus seine Wirkung entfalten. Strange Beauty, fremde Schönheit – dieser Titel steht wie ein Leitmotiv über der ganzen CD. Lockend, aber nicht anbiedernd. Packend, aber mit Geheimnis.