Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx gilt als einer der profiliertesten Sozialethiker in der katholischen Kirche Deutschlands. Marx sei ein "wortgewaltiger Anwalt und Fürsprecher der Schwachen", sagte der frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) einmal über den streitbaren Theologen. Heute bot Marx dem Papst überraschend seinen Rücktritt an.
Reinhard Marx - er kam am 21. September 1953 im westfälischen Geseke (Kreis Soest) zur Welt - wurde nach diversen kirchlichen Ämtern 1996 Weihbischof in Paderborn. Dort unterrichtete er auch in christlicher Gesellschaftslehre.
Reinhard Marx wurde 2010 zum Kardinal ernannt
Es folgte eine steile Karriere in der katholischen Kirche. 2002 wurde er Bischof von Trier, mit 48 Jahren war er damals der bundesweit jüngste Diözesanbischof. Ende 2007 bestimmte ihn Papst Benedikt XVI. zum Nachfolger des damaligen Münchner Erzbischofs, Kardinal Friedrich Wetter. Anfang Februar 2008 wurde Marx im Münchner Dom in das neue Amt eingeführt. 2010 erfolgte die Ernennung zum Kardinal.
Von 2014 bis 2020 war Marx dann Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.
Bilderstrecke
Kardinal Reinhard Marx: Bilder einer Karriere
Der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, beim Besuch einer Flüchtlingsunterkunft 2014. Hier Bilder seiner Karriere.
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Der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, beim Besuch einer Flüchtlingsunterkunft 2014. Hier Bilder seiner Karriere.
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Reinhard Marx wird 2002 im Trierer Dom zum Bischof geweiht.
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Reinhard Marx wird 2002 im Trierer Dom zum Bischof geweiht.
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Hier zelebriert er neben Kardinal Karl Lehmann im Rahmen seiner Amtseinführung zum Bischof im Trierer Dom zum ersten Mal das Abendmahl.
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Hier zelebriert er neben Kardinal Karl Lehmann im Rahmen seiner Amtseinführung zum Bischof im Trierer Dom zum ersten Mal das Abendmahl.
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2007 tritt er die Nachfolge von Kardinal Friedrich Wetter als Leiter des Münchner Erzbistums an.
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2007 tritt er die Nachfolge von Kardinal Friedrich Wetter als Leiter des Münchner Erzbistums an.
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Sein erster Besuch als Erzbischof im Münchner Dom.
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Sein erster Besuch als Erzbischof im Münchner Dom.
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Der neue Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx, winkt 2008 bei seiner Ankunft im Kloster Scheyern (Oberbayern) den Menschen zu.
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Der neue Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx, winkt 2008 bei seiner Ankunft im Kloster Scheyern (Oberbayern) den Menschen zu.
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Marx gilt als jovial und den Menschen zugewandt.
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Marx gilt als jovial und den Menschen zugewandt.
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Doch er polarisierte auch.
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Doch er polarisierte auch.
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Reinhard Marx 2008 in der KZ-Gedenkstätte Dachau (Oberbayern) auf dem Gelände der ehemaligen Baracken des Konzentrationslagers.
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Reinhard Marx 2008 in der KZ-Gedenkstätte Dachau (Oberbayern) auf dem Gelände der ehemaligen Baracken des Konzentrationslagers.
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Marx 2008 auf dem 1674 Meter hohen Hochfelln bei Bergen (Landkreis Traunstein Oberbayern) bevor er seine erste Bergpredigt hält.
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Marx 2008 auf dem 1674 Meter hohen Hochfelln bei Bergen (Landkreis Traunstein Oberbayern) bevor er seine erste Bergpredigt hält.
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Ebenfalls 2008 stellte er sein Buch "Das Kapital. Ein Plädoyer für den Menschen" vor. Passend zur damaligen Bankenkrise war die Kernaussage des Münchner Erzbischofs in seinem neuen Buch, dass ein Kapitalismus ohne Menschlichkeit, Solidarität und Gerechtigkeit keine Moral und auch keine Zukunft h...
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Ebenfalls 2008 stellte er sein Buch "Das Kapital. Ein Plädoyer für den Menschen" vor. Passend zur damaligen Bankenkrise war die Kernaussage des Münchner Erzbischofs in seinem neuen Buch, dass ein Kapitalismus ohne Menschlichkeit, Solidarität und Gerechtigkeit keine Moral und auch keine Zukunft h...
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2010 bekam Marx im Petersdom in Vatikanstaat in Rom (Italien) von Papst Benedikt XVI das rote Kardinalsbirett aufgesetzt. In einem Wortgottesdienst wurden damals 24 Bischöfe von Papst Benedikt XVI. feierlich zu Kardinälen erhoben.
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2010 bekam Marx im Petersdom in Vatikanstaat in Rom (Italien) von Papst Benedikt XVI das rote Kardinalsbirett aufgesetzt. In einem Wortgottesdienst wurden damals 24 Bischöfe von Papst Benedikt XVI. feierlich zu Kardinälen erhoben.
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Mit dem Überreichen des Bischofsrings wurde die Erhebung des deutschen Bischofs zum Kardinal abgeschlossen.
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Mit dem Überreichen des Bischofsrings wurde die Erhebung des deutschen Bischofs zum Kardinal abgeschlossen.
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Kardinal Reinhard Marx und Sternensinger.
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Kardinal Reinhard Marx und Sternensinger.
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Marx galt als streitbar - und nahm aktiv am gesellschaftlichen Dialog teil. Hier ist er im Gespräch mit Volker Beck zum Thema "Gesellschaft im Umbruch: Wie viel Schutz brauchen Ehe und Familie?".
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Marx galt als streitbar - und nahm aktiv am gesellschaftlichen Dialog teil. Hier ist er im Gespräch mit Volker Beck zum Thema "Gesellschaft im Umbruch: Wie viel Schutz brauchen Ehe und Familie?".
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Ab 2010 ist Marx Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.
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Ab 2010 ist Marx Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.
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Als Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz zelebriert er hier 2016 in Leipzig (Sachsen) den Open-Air-Abschlussgottesdienst des 100. Deutschen Katholikentags.
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Als Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz zelebriert er hier 2016 in Leipzig (Sachsen) den Open-Air-Abschlussgottesdienst des 100. Deutschen Katholikentags.
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Im Dialog: Marx, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (l), Scheich Omar Awadallah Kiswani (2.v.l) und die Delegation von Evangelischer Kirche in Deutschland und Deutscher Bischofskonferenz besuchen 2016 den Tempelberg in Jerusalem (Israel).
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Im Dialog: Marx, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (l), Scheich Omar Awadallah Kiswani (2.v.l) und die Delegation von Evangelischer Kirche in Deutschland und Deutscher Bischofskonferenz besuchen 2016 den Tempelberg in Jerusalem (Israel).
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Anfang Juni 2021 bietet Kardinal Marx dem Papst seinen Rücktritt an - als Zeichen einer Erneuerung der Kirche. Der Papst lehnt ab, Marx bleibt im Amt.
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Anfang Juni 2021 bietet Kardinal Marx dem Papst seinen Rücktritt an - als Zeichen einer Erneuerung der Kirche. Der Papst lehnt ab, Marx bleibt im Amt.
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Kardinal Marx ist ein kommunikativer Mensch, der gut auf die Menschen zugehen kann. Kirchenpolitisch aber gilt er als Hardliner, als absolut Rom-treuer, strikt konservativer Kirchenmann. Da verwundert es nicht, dass Marx manchem Geistlichen als zu mächtig, ja zu machtbewusst erschien, mithin zu verliebt in den öffentlichen Auftritt. Als Kurien-Erzbischof Georg Gänswein einst mahnte, der Vorsitzende einer Bischofskonferenz sei „ein Moderator, nicht der Nationalpapst seines Landes“, zielte das wohl auch auf Marx ab.
Dass er ein widersprüchliches Bild abgibt, schadete ihm allerdings nicht. Mal galt er als konservativ, mal als Reformer. Mal war er zugänglich und jovial, mal kompromisslos und energisch.
Kardinal Marx gründete Stiftung für Missbrauchsopfer in der Kirche
Marx polarisiert durchaus. Das allerdings muss man ihm lassen: Er stand und steht zu seiner Meinung - und setzte Zeichen. Im Dezember 2020 etwa gründete er eine Stiftung für Betroffene sexuellen Missbrauchs in der Kirche. Er habe sich entschlossen, dafür "den allergrößten Teil" seines Privatvermögens aufzuwenden, insgesamt 500.000 Euro, erklärte Marx damals.
Diese Klarheit zeigt sich nun auch in dem Brief an den Papst, in dem Marx seinen Rücktritt anbietet. Die katholische Kirche sei an einem „toten Punkt“ angekommen, heißt es darin. Mit seinem Amtsverzicht könne vielleicht ein persönliches Zeichen gesetzt werden für neue Anfänge, für einen neuen Aufbruch der Kirche. Seine Bitte um Annahme des Amtsverzichts sei eine ganz persönliche Entscheidung, so Kardinal Marx. „Ich möchte damit deutlich machen: Ich bin bereit, persönlich Verantwortung zu tragen, nicht nur für eigene Fehler, sondern für die Institution Kirche, die ich seit Jahrzehnten mitgestalte und mitpräge.“
Kardinal Marx bietet Papst Franziskus Amtsverzicht an.
„Mitverantwortung tragen für die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs durch Amtsträger der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten“