
Wer affektierte Tussis mit zentnerweise Schminke oder spindeldürre Magermodels mag, wird im Jungbauernkalender enttäuscht. Hier ist Natürlichkeit oberstes Gebot. Die zwölf Models repräsentieren die jungen, frischen und schönen Seiten der Landwirtschaft und haben alle einen Bezug zur Arbeit auf dem Bauernhof. So wie Katharina Epp aus Lechbruck im Ostallgäu. Die 19-Jährige ist auf dem Bio-Hof ihrer Eltern aufgewachsen. Eines Tages wird sie ihn übernehmen, doch zuvor absolviert Kathi noch bis Ende August ihre Lehre in einem großen landwirtschaftlichen Betrieb in Altenstadt bei Schongau.
Täglich pendelt sie von Zuhause zur Arbeit und zurück, ihr Arbeitstag ist lang und stressig. Früh morgens geht es zunächst in den eigenen Stall – erst, wenn die über 30 Allgäuer Braunvieh-Kühe versorgt sind, bricht sie gegen halb acht in Richtung Lehrbetrieb auf. Hier ist vor allem körperliche Arbeit gefragt: Pflügen, Gerste dreschen, Arbeiten an der Biogasanlage – wer denkt, Landwirtschaft sei nur was für kernige Kerle, der wird von der zierlichen Blondine eines Besseren belehrt.
Der Chef kam mit der Idee
Über ihren Ausbildungsbetrieb kam sie auch dazu, sich als Model für den Jungbauernkalender 2018 zu bewerben. Vor drei Jahren fand ein solches Shooting auf dem Hof bei Schongau statt. "Mein Chef meinte, das wäre doch auch was für mich. Ich hab' erst gar nicht gewusst, was das sein soll, doch dann habe ich mich schlau gemacht und ein Casting-Formular ausgefüllt", erzählt sie im allgaeu.life-Interview. Und tatsächlich: Kathi wird von den Verantwortlichen der bayerischen und österreichischen Jungbauernschaft, die den Kalender gemeinsam produzieren, zur zweiten Runde nach Innsbruck eingeladen.

"Da ging alles ganz schnell. Ich musste vor einer Jury auftreten, der erste Eindruck zählte. Dann hat eine Fotografin noch Bilder gemacht und das war's auch schon wieder", sagt Kathi. Am Ende des Tages fährt sie mit gemischten Gefühlen zurück ins Ostallgäu. "Einerseits dachte ich mir: So hässlich bin ich jetzt auch nicht, das könnte was werden. Andererseits war die Konkurrenz schon stark." Doch es klappt: Nach zwei Wochen bekommt die 19-Jährige einen Anruf. Sie ist eine von sechs jungen Frauen aus Bayern, die beim Shooting für den Kalender 2018 dabei sein dürfen.
Stolz und aufgeregt fährt Kathi im Frühsommer nach Oberfranken – die Aufnahmen werden in einem Betrieb in der Nähe von Bayreuth gemacht. Als sie ankommt, herrscht dort schon eine Atmosphäre, wie man sie sonst nur vom Fernsehen aus Shows wie "Germany's next Topmodel" kennt. "Es war wahnsinnig cool. Die ganzen Fotografen und auch die Stylisten waren alle ein bisschen verrückt, aber supernett. Wir haben zum Empfang ein Glas Prosecco bekommen und sind rundum versorgt worden", schwärmt sie.

Alles läuft ohne Zwang ab, die Mädchen dürfen posen und zeigen, was sie wollen. Am Ende wird das beste Motiv für den Kalender ausgewählt. Der erscheint am 10. Oktober 2017 – und eigentlich darf Kathi noch gar nicht viel darüber verraten, wie sie zu sehen sein wird. Nur das: "Ich posiere vor einer großen landwirtschaftlichen Maschine. Es ist ein richtig tolles Bild geworden…"
Erst wollte sie nicht so viel zeigen...
Doch kostete es sie keine Überwindung, sich von Unbekannten in einer sexy Pose ablichten zu lassen? Zumal die 19-Jährige noch über wenig Shooting-Erfahrung verfügt und höchstens mal für ihren privaten Instagram-Account Aufnahmen machen lässt. Doch Kathi verrät: "Das war alles mir selbst überlassen. Ich konnte vor der Kamera ganz viel ausprobieren. Erst wollte ich nicht so viel zeigen, doch dann ist es doch ein kleiner Busenblitzer geworden", sagt sie lachend. Kathi ist mächtig stolz auf die Aufnahmen – und auch ihre Familie und ihre Freunde stehen hinter ihr. "Alle freuen sich riesig für mich."

Mit ihrem Foto im Jungbauernkalender 2018 will Katharina nicht nur sich selbst in Szene setzen, sondern auch ein gutes Bild für die Landwirtschaft abgeben. Die junge Frau ist stolz, dass sie später einmal einen Bio-Bauernhof übernehmen wird – das liegt ihr am Herzen. "Ich finde, Kühe gehören auf eine Weide und nicht nur in den Stall", sagt sie. Zuhause bewirtschaftet sie mit ihrer Familie rund 30 Hektar Grünflächen, außerdem beheimaten die Epps auch Feriengäste, die Urlaub im schönen Ostallgäu machen.
Ich finde, Kühe gehören auf eine Weide und nicht nur in den Stall.Jungbäuerin Katharina
Die 19-Jährige hat in der Landwirtschaft ihr Glück gefunden, auch wenn sie ursprünglich einmal Krankenschwester werden wollte. Doch dann entschied sich ihr großer Bruder gegen den elterlichen Betrieb und Kathi war zur Stelle. "Heute verarzte ich nur noch meinen Freund, der verletzt sich auch öfter mal", sagt sie lachend. Mit ihm verbringt sie ihre spärliche Freizeit, fährt Motorrad oder geht in die Berge zum Wandern oder Klettern. In Discos oder auf Partys sieht man sie selten. "Mein Alltag ist so stressig, da habe ich es privat gerne etwas ruhiger. Die schönste Freizeit ist für mich, wenn ich mich um meine Tiere kümmern kann."
Und so kommt auch einen weitere Karriere als Model für sie nicht in Frage. "Wenn jemand für ein Shooting anfragt, würde ich es schon machen. Noch bin ich ja jung – sowas geht nicht ewig. Aber ich suche jetzt nicht aktiv danach", sagt sie. Nur für den Jungbauernkalender würde sie sich auch ein zweites Mal sofort wieder bewerben. Ihr Fazit: "Ich bin so froh um diese Erfahrung und kann auch anderen Mädchen aus der Landwirtschaft raten, dass sie das einmal ausprobieren."