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Köster grillt Söder: Wie Bayerns Ministerpräsident selbst aus einer Blamage noch einen Sieg macht

Satire

Köster grillt Söder: Wie Bayerns Ministerpräsident selbst aus einer Blamage noch einen Sieg macht

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    Denkwürdiger Auftritt: Markus Söder (links) trat in der Satire-Sendung „heute-show extra – Next Stop Köster“ auf und fand in Komiker Fabian Köster seinen Meister.
    Denkwürdiger Auftritt: Markus Söder (links) trat in der Satire-Sendung „heute-show extra – Next Stop Köster“ auf und fand in Komiker Fabian Köster seinen Meister. Foto: Thomas Wolfschläger, ZDF

    Es läuft bestens für den Influencer Markus Söder. Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel hat ihm eine Titelgeschichte geschenkt (für Söder ist es das zweifelsohne, ein Geschenk). Samt Titelfoto, auf dem er einen Teller mit Bratwürsten in die Kamera hält. Vom ZDF bekam er zudem ein „heute-show extra“, eine halbe Stunde Sendezeit, in der er mal wieder Bayern als das beste Land der Erde bewarb. In nie versiegenden Subberlativen.

    Die Welt des Vorzeige-Franken „Dr. Markus Söder, Bayerischer Ministerpäsident und Vorsitzender der CSU“ – so die Profil-Selbstbeschreibung auf einem seiner Social-Media-Kanäle – ist widewidewitt-wundervoll. Und Söder lässt das die Welt wissen. Indem er ein Selfie postet, auf dem er relativ viel nackte Haut und eine sonnengelbe Sonnenbrille auf der Nase überm weiß-grau-schwarzen Bart zeigt. „Endlich Sonne auch in Bayern... Schöne Ferien!“, ruft er in die digitalen Weiten.

    Die Söder-Show schmeckt nicht jedem

    Dass die Söder-Show nicht aller Welt schmeckt, dürfte diesen nicht sonderlich stören. Durfte er ja im Spiegel das Lob eines Kommunikationswissenschaftlers lesen, dass er, Söder, „der Influencer unter den Politikern“ sei. Sogar Grünen-Politikerin Ricarda Lang preist ihn in dem Stück, er mache das „wirklich gut“. Dass manches Medium seinen „heute-show extra“-Auftritt blamabel nennt? Denkt man eine Sekunde wie Söder, weiß man: It‘s the Reichweite, stupid! Oder, ganz altmodisch: Auch schlechte Presse ist gute Presse. Oder: Aufmerksamkeit ist die vielleicht stärkste Währung der Mediendemokratie.

    Söder ist also – seine Bartwurst- ... nein Bratwurst-Bilder bringen einen noch völlig um den Verstand –, in aller Munde. Alleine die Satire-Sendung „heute-show extra“ am Freitagabend, in der er mit Fabian Köster Fahrstuhl fuhr, erreichte dem Medienmagazin DWDL.de zufolge 310.000 junge Zuschauerinnen und Zuschauer sowie gute 11,7 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen.

    Heißt: Über politische Inhalte muss nicht mehr gesprochen werden? Keineswegs. Schließlich ist Markus Söder nicht Nürnberger-Rostbratwurst-Blogger und Hamburger-Influencer (nicht die Hansestadt!) im Hauptberuf, sondern als Ministerpräsident und Parteichef im Freistaat wie im Bund als Mit-Regierungs-Koalitionär einer der einflussreichsten Politiker Deutschlands. Ausgerechnet dem „heute-show“-Komiker Köster gelang nun, was selbst einem ZDF-Knallhart-Talker Markus Lanz in dieser Form bei Söder selten gelang: den Politik- und Medien-Profi, der sich zur Not mit einer Mischung aus Selbstironie und Trotzigkeit aus für ihn heiklen Situationen rettet, zu stellen. Möglicherweise stellte sich auch der Kinder-interviewen-Politiker-Effekt ein: Der Politiker unterschätzt die Frage oder ist überrumpelt von ihrer entwaffnenden Direktheit und beantwortet sie anders, als ihm lieb sein kann.

    Markus Söder sei „der“ Influencer unter den Politikern, sagt ein Experte anerkennend

    Köster jedenfalls fragte nicht nur (zu Söders Kanzler-Ambitionen und Kanzler Merz, seiner Seriosität, den schwarz-roten Streitigkeiten, zu Mütterrente, Wärmepumpe, Länderfinanzausgleich, Bürgergeld undundund), Köster antwortete. Was dann so klang:

    Köster: „Sie waren öfter dieses Jahr bei McDonald's als im Landtag.“

    Söder: „Das kann allerdings sein.“ ...

    Köster: „Im Bundesrat waren Sie nur bei 13 Prozent der Sitzungen da ... Horst Seehofer war noch bei 77 Prozent der Sitzungen da.“

    Söder: „Dafür war ich, glaub ich, bei allen anderen Veranstaltungen zehnmal mehr da.“

    Köster: „Ja, im Bierzelt – wenn das die anderen Veranstaltungen sind.“

    Als es Söder zu bunt wurde, betonte er, er sei doch Ministerpräsident „des erfolgreichsten Bundeslandes in Deutschland“. Köster legte nach und nach – und Söder beendete den Schlagabtausch mit einem „Wir kommen da jetzt nicht weiter“. Auf Instagram, wo er 756.000 Follower hat, postet er später ein Video, das auch in der Köster-Show eingespielt worden war. Es zeigt den 26-jährigen Söder, wie der sich in einer Talkrunde als Journalist und Mitglied der Jungen Union vorstellt. Er sei eine „Schnitte“ gewesen, kommentierte das der 58-jährige Söder in der Sendung. Für das Video erhält er bis Sonntagmittag auf Instagram 18.600 Herzen.

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