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Komm mit uns in die Gruft: Bilder aus dem Kemptener Untergrund

Tief unter der Basilika

Komm mit uns in die Gruft: Bilder aus dem Kemptener Untergrund

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    Im Jahr 1652 wurden die langen dunklen Gänge unter der heutigen Basilika St. Lorenz in Kempten in den Hügel gegraben.
    Im Jahr 1652 wurden die langen dunklen Gänge unter der heutigen Basilika St. Lorenz in Kempten in den Hügel gegraben. Foto: Ralf Lienert

    Lange dunkle Keller und modrige Gewölbe faszinieren Menschen immer wieder aufs Neue. Auch in Kempten gibt es weitgehend unbekannte Orte tief unter der Erde. Einer dieser Kellergänge ist tief in den Kirchenhügel von St. Lorenz gegraben.

    Raimund Lux ist seit fast 30 Jahren Mesner in der Kemptener Basilika. Er kennt jede Treppe, jeden Gang und hat zu allen Türen einen Schlüssel, beispielsweise zur alten Gruft der Mönche. Denn Kempten war über Jahrhunderte ein eigenes Fürstentum, das von der Benediktinerabtei in der Residenz regiert wurde.

    Die verstorbenen Klosterbrüder wurden unter dem Hauptaltar beigesetzt. Seit der Zeit von Stadtpfarrer Johannes Evangelist Götz wird dieser Raum als Krypta für Kinder- und Jugendgottesdienste genutzt. Dort steht auch die sogenannte Bründl-Krippe. Vom Treppenhaus zur Krypta führt ein langer Gang mit Natursteinen zur alten Heizung. „Die Kirche ist längst an die Fernwärme angeschlossen“, sagt Lux. Den freien Platz nutzt jetzt die Jugendband unter Leitung von Andreas Schütz.

    Kemptener Untergrund - Basilika St. Lorenz - Keller - Gruft der Fürstäbte - Tafeln im Keller
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    „In den Nischen lagern wir das Holzkreuz für den Jugendkreuzweg, die Osterkrippe und die Schale fürs Osterfeuer“, erzählt der Mesner. Früher lagen dort auch die letzten beiden Fürstäbte begraben. „Die wurden 1936 in eine Südkapelle umgebettet, weil man Platz für eine Koksheizung brauchte.“

    Jetzt haben Rupert von Neuenstein (regierte von 1785 bis 1793) und Castolus Reichlin von Meldegg (1793-1803) einen neuen Platz. In ihrer Kapelle hängt auch die Erinnerungstafel an die große Litauische Gemeinde, die nach dem Zweiten Weltkrieg die Basilika nutzte.

    Einige Meter weiter ist die Fürstabtgruft. Darin ruhen Honorius Roth von Schreckenstein (1760-1785), Engelbert von Syrgenstein (1747-1760), Anselm Reichlin von Meldegg (1728-1747) und Rupert von Bodman. Letzterer regierte am längsten, nämlich 50 Jahre bis 1728 und erlangte das Stadtrecht für die Stiftsstadt. „Einer seiner Nachfahren, Graf Wilderich von Bodman“, kam jedes Jahr und legte am Todestag Blumen nieder“, sagt Lux. Zwei Fürstäbte fehlen aber. Der Erbauer, Roman Giel von Gielsberg, liegt in Rom und Kardinal Bernhard Gustav Adolf von Baden-Durlach in Hammelburg.

    Eine Gemeindereferentin wollte einmal von der Gruft ins Freie, ließ eine Feuerschutztüe ins Schloss fallen und stellte bei der nächsten Türe fest, dass sie den Schlüssel vergessen hatte. „Da half nur langes Klopfen und Ausharren“, sagt Lux.

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