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Kommentar: Fastenprediger Schafroth muss gehen, weil er zu unbequem wurde

Kommentar

Maxi Schafroth muss gehen, weil er zu unbequem wurde

Daniel Wirsching
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    Schafroths letzte Fastenpredigt beim Starkbieranstich auf dem diesjährigen Nockherberg wurde von Politikern heftig kritisiert.
    Schafroths letzte Fastenpredigt beim Starkbieranstich auf dem diesjährigen Nockherberg wurde von Politikern heftig kritisiert. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Noch während der diesjährigen Fastenpredigt des Allgäuer Kabarettisten Maxi Schafroth auf dem Nockherberg war klar: Das wird nicht mehr lange gut gehen. Die Reaktionen einiger Spitzenpolitiker verstärkten dieses Gefühl noch. Zumal sich Ministerpräsident Markus Söder (CSU) extrem schmallippig gab und zu keiner Witzelei mehr fähig war. Wer Söder ein wenig kennt, weiß: Hier herrscht Alarm! Schafroth hatte ihm vorgeworfen, „Politik ohne Umweg übers Hirn direkt ins Bauchgefühl“ zu machen. Unter anderem. King Söder war not amused.

    Schließlich erklärte ein Sprecher der veranstaltenden Brauerei Paulaner, man werde sich „mit etwas Abstand“ zusammensetzen und über Ideen für 2026 sprechen. An diesem Dienstag folgten dann auf einer improvisierten Pressekonferenz jede Menge warme Worte für Schafroth. Das war‘s!

    Maximilian Schafroth beim Nockherberg: King Söder war not amused

    Schafroth, zu dessen Humor man stehen kann, wie man will, hat die Fastenpredigt wiederbelebt – als eine hochpolitische Rede in hochpolitischen Zeiten. Er hat die Fastenpredigt für diese Zeiten gehalten. Man kann sagen: Seine Fastenpredigten waren bitter nötig. Sie werden fehlen.

    Denn Schafroths Verdienst bestand darin, den versammelten bayerischen Spitzenpolitikerinnen und -politikern (und nicht allein ihnen) wirklich ernsthaft, ehrlich und unverblümt scharf ins Gewissen zu reden, gerade in seiner nun letzten Rede. Er mahnte Menschlichkeit und eine Rückkehr zu einem anständigeren Umgang miteinander an. Mit einer Polemik, die sich gegen die Polemik richtete. Schafroth nutzte seine Bühne, um gegen die nur mehr polemisch geführten, von Hass und Hetze vergifteten Debatten in Politik wie Gesellschaft anzureden. Mit einem Furor, der stellenweise beeindruckte, nachdenklich stimmte und im Gedächtnis haften blieb, über die Sendung hinaus. Einige der Derbleckten hatten sich seinen Klartext redlich verdient. Es traf da gewiss nicht die Falschen. Sein Verdienst lag auch darin, besondere TV-Momente geschaffen zu haben, 2023 etwa mit seinem aufrüttelnden Appell, die Demokratie in Deutschland zu schützen.

    Der Fastenprediger Schafroth erfüllte mit seinen Fastenpredigten eine altbekannte Funktion: die des Clowns am Hofe, der die Wahrheit ausspricht – und aussprechen darf. Zumindest solange die Wahrheit nicht allzu sehr schmerzt.

    Zu befürchten ist, dass es jetzt für Derbleckten wieder wesentlich bequemer wird

    Jetzt hieß es bezeichnenderweise, man setze künftig wieder auf eine „klassischere Rede“. Man darf erwarten und befürchten, dass es eine für die Derbleckten – nichts gegen Schafroth-Nachfolger Stephan Zinner – wesentlich zahmere werden dürfte. Ähnlich wie die von Django Asül bei den Maibockanstichen. Asül hat es offensichtlich raus, die staatstragende CSU und deren – das nebenbei: überwiegend männliches – Spitzenpersonal so zu kritisieren, dass sich die Kritisierten nicht auf den Schlips getreten fühlen. Maxi Schafroth trat einigen zu oft auf den Schlips. Er muss gehen, weil er offensichtlich zu unbequem geworden ist.

    Am Dienstag sagte er selbst: „Des ham die so entschieden“. Und sparte nicht mit einer Spitze: Er wolle „nicht die beleidigte Leberwurst spielen“. Er wurde, überraschend, sogar deutlicher: Es wäre schön gewesen, nach dem Gegenwind mit einer letzten Rede abschließen zu dürfen, sagte er. Ihn einen solchen Abgang zu ermöglichen, hätte von Souveränität und Größe gezeugt. Eine Souveränität und Größe, die gerade dem einen CSU-Politiker oder der anderen CSU-Politikerin gut zu Gesicht gestanden hätte. Wie heißt der Spruch? Wer austeilt, sollte auch einstecken können.

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