Drei Dinge machen für Maximilian die Faszination des "Plane Spottings" aus. Erstens: seine Begeisterung für Flugzeuge und deren technische Details. Zweitens: seine Leidenschaft fürs Fotografieren. Und drittens: Die Anerkennung, die er für besonders gelungene Aufnahmen in Internet-Foren und sozialen Netzwerken erfährt. Denn wer denkt, "Plane Spotter" seien verschrobene Eigenbrötler, die am liebsten alleine am Flughafenzaun stehen, der irrt.
Die Community ist bestens vernetzt, teilt nicht nur ihre Fotos, sondern tauscht sich aus und gibt sich Tipps, etwa über bevorstehende Flugbewegungen. Der 29-Jährige ist außer in Fachforen in Facebook-Gruppen und auf Instagram aktiv – denn dort werden seine Bilder gesehen. So beispielsweise am 22. Januar dieses Jahres, als die ungarische Fluggesellschaft Wizz Air eines seiner Fotos auf ihrer offiziellen Insta-Seite postete und schrieb: "Nicely done @maximilian_757". Gut gemacht! Über 3.400 Likes bekam der Schnappschuss vom Allgäu Airport. Auch der Memminger Flughafen selbst greift immer mal wieder auf die Hammer-Fotos des Hobbyfotografen zurück.

Kein Wunder, denn der Fellheimer ist inzwischen ein Meister seines Fachs. Im Jahr 2003, mit knapp 15 Jahren, bekam er seine erste Digitalkamera. In Memmingerberg wurde damals gerade das Luftwaffengeschwader "JaboG 34" aufgelöst. Maximilians Großvater war Berufssoldat, nahm den kleinen Max oft mit zum Fliegerhorst. "Als Kind war es für mich das Tollste zu sehen, wie hier die Tornados angerollt sind", erinnert er sich. Die Leidenschaft fürs Fotografieren von Flugzeugen übernahm der Unterallgäuer aber wohl von seinem Onkel Thomas. Der reiste für sein Hobby um die halbe Welt, knipste beispielsweise vor der pakistanischen Küste auf dem amerikanischen Flugzeugträger USS Eisenhower, wie Jagdbomber zu ihren Einsätzen in Afghanistan starteten.
Plötzlich donnerte eine Mirage über den Bergrücken, sie war vielleicht 15 bis 20 Meter über mir. Es hat mich umgeschmissen, von der Hitze der Nachbrenner dampfte der Boden.Maximilian über sein krassestes Spotting-Erlebnis
Das prägt. Während andere Kids mit ihrem ersten Fotoapparat Tiere oder Blumen aufnehmen, jagte auch Maximilian donnernden Jets hinterher. 2004 reiste er zur Airshow "Air '04" in die Schweiz, durfte mit eigenem Ausweis zum ersten Mal in den abgetrennten Fotografenbereich. Der Spotter-Virus hatte ihn erfasst. An ein weiteres spektakuläres Highlight erinnert er sich: "Das war auf der Axalp beim jährlichen Trainingsschießen der Schweizer Luftwaffe. Dort üben die Piloten auf fast 2.000 Meter Höhe mit scharfer Munition. Erst war alles ganz normal, doch dann kamen die Franzosen – und die fliegen wie die Henker! Plötzlich donnerte eine Mirage über den Bergrücken, sie war vielleicht 15 bis 20 Meter über mir. Es hat mich umgeschmissen, von der Hitze der Nachbrenner dampfte der Boden. Da bekomme ich noch heute Gänsehaut", sagt er mit leuchtenden Augen.

Zugegeben: Am Allgäu Airport geht es dagegen eher gemächlich zu. Dennoch ist die Faszination geblieben. Zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter geht Maximilian seinem Hobby nach – mindestens einmal pro Woche ist er auf der Jagd nach dem ganz besonderen Bild. Über 52.000 Fotos vom Geschehen in Memmingerberg sammeln sich inzwischen auf seinen Festplatten.
"Mal ist es das künstlerische Zusammenspiel von Licht und Flugzeugbewegung, mal ein besonders gelungenes Detail, das ich an einem Flugzeug einfange." Und dann gibt es natürlich noch die besonderen Maschinen - jene, die nicht jeden Tag am Airport starten und landen. Sein Lieblingsflugzeug ist die Boeing 757 – "ein großes, aber elegantes Flugzeug mit ordentlich Power, das von zwei Rolls-Royce-Triebwerken angetrieben wird." Aber auch die kleineren Flieger haben es ihm angetan. Etwa vergangene Woche, als wegen der Hausausstellung von Deckel Maho in Pfronten zahlreiche Charter - darunter eine Volotea Boeing 717 - in Memmingerberg landeten.
Spotter wissen so etwas im Voraus, haben ihre Infos aus dem Internet oder informieren sich gegenseitig. "In Memmingerberg sind wir eine kleine, aber feine Truppe von rund sechs bis sieben Leuten. Unter uns gibt es auch keinen 'Futterneid' um das beste Bild oder den besten Platz zum Fotografieren."
Du willst Plane Spotting ausprobieren? - Maximilians Tipps für Anfänger:
1. Nein, Du brauchst nicht wie ich eine Ausrüstung für 5.000 Euro.
Günstige und gute Spiegelreflexkameras
(z.B. Canon EOS 750D) mit Objektiv gibt es heute schon für unter 1.000 Euro. Übertreibe nicht: Die Bilder entstehen in Deinem Kopf, die Kamera ist nur Dein Hilfsmittel.
2. Natürlich tun sich Fotografie-Anfänger leichter, statische Motive zu knipsen. Zu Beginn
kann es schwierig sein, ein Flugzeug ganz aufs Bild
zu bekommen. Auch mir passiert es noch immer, dass mal ein Flügel abgeschnitten ist. Aber wenn Dich Flugzeuge interessieren, dann lege einfach mal los...
3.
Entwickle eine positive Verbissenheit
. Lass Dich von Rückschlägen nicht abhalten. Nach eineinhalb Stunden Spotting am Allgäu Airport komme ich mal mit 70, mal mit 700 Bildern nach Hause. Übrig bleibt ein Bruchteil. Das ist ganz normal.
4.
Informiere Dich unbedingt vorher
. Im Internet kannst Du Dich zum Beispiel auf
schlau machen, was sich in den nächsten Stunden an Deinem Airport tut - und aus welcher Richtung die Maschinen kommen. Nicht, dass Du am falschen Ende der Landebahn stehst.
5.
Halte Dich an die Spielregeln
! Oberstes Gebot: Tue nichts, was den regulären Airport-Betrieb stören könnte. Dazu gehört zum Beispiel, immer drei Meter Abstand zum Zaun zu halten, keine Leiter am Zaun aufzustellen (die Flugbereitschaft denkt sonst, Du willst in den geschützen Bereich eindringen) und nichts zu beschädigen. Im militärischen Bereich gelten nochmals ganz andere Regeln: Fotografiere zum Beispiel niemals einen Soldaten oder direkt in die Base rein.
Der beste Spotter-Platz am Allgäu Airport? Das Dach des ehemaligen Gefechtsstandes der ersten fliegenden Staffel im frei zugänglichen Bereich hinten bei der Shelterstraße. Hier positioniert sich Maximilian so oft es geht mit seiner Profi-Ausrüstung: Der 29-Jährige knipst mit einer Canon EOS 5D (ca. 3.400 Euro) und einem Objektiv mit 100 bis 400 mm Brennweite (ca. 1.500 Euro).
Von wegen "spott"-billig
Bei solchen Summen wird klar: Plane Spotting ist andere als "spott"-billig. Doch für den Unterallgäuer ist es das perfekte Hobby: "Hier kann ich am besten abschalten, bin draußen an der frischen Luft und habe meine Ruhe." Und die ist nach einem 14-Stunden-Tag im heimischen Betrieb auch oft nötig. Der gelernte Hotelfachmann führt zusammen mit seiner Mutter zwei Gasthäuser im württembergischen Berkheim, ist Chef von über 40 Mitarbeitern. "Ich habe jeden Tag so viele Menschen um mich herum, da tut es manchmal ganz gut, alleine mit der Kamera auf dem Dach eines Gefechtsstandes zu sitzen", sagt er lachend.