Dr. Friedrich Zeller, der Oberbürgermeister-Kandidat der Memminger SPD, hat eine bewegte politische Vergangenheit in Oberbayern: Dort feierte er mehrere Wahlsiege, stand aber auch wegen herablassender Äußerungen in der Kritik. So soll er Klinik-Ärzte als „Deppen“ und „Ärsche“ beschimpft haben. Den genauen Wortlaut wisse er nicht mehr, sagte Zeller jetzt gegenüber unserer Zeitung: „Ich habe mich aber in aller Form schriftlich und mündlich entschuldigt.“ Spekulationen über eine OB-Kandidatur in Memmingen hatte er 2014 noch als „Schmarrn“ bezeichnet.
Ruf als CSU-Schreck
Eine Zeitung hat Zeller einmal als CSU-Schreck tituliert. Der gebürtige Memminger war erst 29 Jahre alt, als er im Jahr 1996 die Bürgermeister-Wahl in Schongau gewann. Nach zwei Amtsperioden trat er bei der Landratswahl im Kreis Weilheim-Schongau an – und siegte in der Stichwahl gegen den amtierenden Landrat von der CSU.
In der Kommunalpolitik sind wir nicht in einem germanistischen Seminar an der Uni, sondern im richtigen Leben.Dr. Friedrich Zeller
In den sechs Jahren als Kreischef musste Zeller allerdings auch herbe Kritik einstecken. Zweimal gab es Aufregung wegen verbaler Ausrutscher des heute 50-Jährigen. So soll er die Ärzte des Krankenhauses in Penzberg als „Deppen“ und „Ärsche“ bezeichnet haben. Hintergrund war offensichtlich eine Diskussion darüber, ob die Klinik verkauft werden soll. „Das war ein verbaler Ausrutscher, ganz klar“, sagt Zeller rückblickend. Doch seine Entschuldigungen seien damals angenommen worden, „und damit ist der Fall für mich abgeschlossen“.
"Guter Umgang" im Kreistag
Es war aber offensichtlich nicht das einzige Mal, dass er sich im Ton vergriffen hat. Der Münchner Merkur berichtete, dass Zeller im Kreistag einmal von „dahergelaufenen Krankenschwestern“ gesprochen habe. Auch da habe sich der Landrat entschuldigt. „In der Kommunalpolitik sind wir nicht in einem germanistischen Seminar an der Uni, sondern im richtigen Leben. Ich bitte, nicht jede Äußerung auf die Goldwaage zu legen“, sagt Zeller dazu. Stattdessen erzählt er von den Erfolgen, die er als Landrat erzielt habe. So sei es ihm beispielsweise gelungen, im Kreistag „eine neue politische Kultur“ zu etablieren und einen „guten Umgang miteinander“ zu pflegen.
Als Zeller im Jahr 2014 seine Wiederwahl anstrebte, verlor er allerdings deutlich gegen die Mitbewerberin von der CSU. Zeller hatte dafür plädiert, ein Krankenhaus zu schließen: „Ich habe die Wahrheit gesagt, doch das wollten die Leute nicht hören“, wurde er einmal in einem Interview zitiert. Ein Jahr nach seiner Abwahl habe der Kreistag dann beschlossen, die Klinik zu schließen, betont Zeller jetzt gegenüber unserer Zeitung.
Familiäre Situation geändert
Ich möchte meiner Heimatstadt Memmingen zur Verfügung stehen.Dr. Friedrich Zeller
Nach der Wahlniederlage wurde der Kommunalpolitiker von einem Journalisten gefragt, ob er im Jahr 2016 die Nachfolge von Dr. Ivo Holzinger antreten und bei der Memminger Oberbürgermeister-Wahl kandidieren wolle. „Das ist alles ein Schmarrn“, lautete damals die Antwort des Sozialdemokraten. Drei Jahre später hat sich seine Einstellung grundlegend geändert – jetzt will er den Chefsessel im Memminger Rathaus erobern.
„Es gibt nun eine andere familiäre Situation“, begründet Zeller diesen Sinneswandel. „Meine beiden Söhne sind inzwischen beim Studieren und meine Tochter macht heuer den Realschul-Abschluss.“ Zudem habe er „Kraft tanken“ können, seit er nicht mehr Landrat ist. „Ein bisschen“ gehe es ihm auch darum, den Memminger Parteifreunden nach dem tragischen Tod von Oberbürgermeister Markus Kennerknecht aus einer Notlage zu helfen. „Und ich möchte meiner Heimatstadt Memmingen zur Verfügung stehen“, betont Zeller.