Es geht um Feinstaub, Naturschutz und weniger Müll: In einer Reihe von Allgäuer Städten und Gemeinden wird überlegt, das Böllern einzuschränken oder in einigen Bereichen ganz zu verbieten. Der Gemeinderat im Oberallgäuer Bad Hindelang hat beispielsweise mit einem einstimmigen Beschluss die Bevölkerung und Gäste aufgefordert, aufs Feuerwerk zu verzichten. Der Krach verschrecke Tiere und außerdem sei die Umweltbelastung viel zu hoch, lautete die Begründung.
Im Kleinwalsertal riefen ebenfalls Gemeinde und Touristiker dazu auf, heuer auf das Böllern zu verzichten – erst mal freiwillig. Nächstes Jahr soll es dann komplett verboten werden. „Die Resonanz der Gastgeber und Touristen ist fast durchweg positiv“, sagt Sandra Brutscher, Vorsitzende von Kleinwalsertal Tourismus.

Außerdem arbeite die Gemeinde an einem Alternativprogramm. Wie es aussehen soll, stehe aber noch nicht fest, sagt Brutscher. Man sei sich darüber bewusst, dass das Feuerwerk eine sehr lange Tradition hat, steht auf der Webseite von Kleinwalsertal Tourismus. Aber die Knaller und Raketen seien eine enorme Belastung für Mensch, Tier und Natur.
Jahr für Jahr verursache das Silvesterfeuerwerk Unmengen an Müll, Feinstaub und Lärm. Und trotz des Einsatzes der Bauhofmitarbeiter und zahlreicher Privatpersonen bleibe ein Großteil des Mülls leider in der Natur liegen, heißt es auf der Homepage.
Laut der Deutschen Umwelthilfe werden bundesweit in nur wenigen Stunden bis zu 5000 Tonnen Feinstaub durch das Silvesterfeuerwerk freigesetzt. Das entspreche etwa 16 Prozent der gesamten jährlichen Feinstaubmenge, die im Straßenverkehr entstehe. Weniger Belastung verursachten professionell organisierte Feuerwerke.
In Kempten werde es kein Verbot geben, sagt Oberbürgermeister Thomas Kiechle: Diese Entscheidung müsste der Gesetzgeber treffen. Geregelt werden Feuerwerke über das Sprengstoffgesetz, sagt Thomas Klett, Leiter des Kemptener Ordnungsamtes. Das Abbrennen von Böllern und Raketen ist in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen sowie „besonders brandempfindlichen Gebäuden“ verboten. Für Oberbürgermeister Kiechle kommt nur ein Aufruf infrage, freiwillig auf das Feuerwerk zu verzichten. „Ich bin nicht der Oberlehrer der Nation“, sagte er kürzlich gegenüber unserer Zeitung.
In Memmingen dürfen in der Altstadt keine Feuerwerkskörper gezündet werden. Dieses Verbot gilt seit 2012/2013. Dabei geht es um den Schutz der historischen Altstadt. Wer dennoch ein Feuerwerk zündet, dem droht ein Bußgeld bis zu einer Höhe von 50.000 Euro. Es gebe jedes Jahr aber nur eine Handvoll Bußgeldanzeigen, heißt es beim Ordnungsamt.
Auch in der Altstadt in Füssen dürfen keine Raketen und Knaller abgebrannt werden. Hintergrund ist auch dort der Brandschutz. Deshalb ist es auch in der unmittelbaren Nähe von landwirtschaftlichen Gebäuden verboten, beispielsweise Böller zu zünden.
„An die Vernunft appellieren“
Bürgermeister Markus Eugler aus Grünenbach (Westallgäu) hat bei einer Sitzung des Gemeindetag-Kreisverbandes eine landkreisweite Empfehlung gefordert. Er wollte erreichen, dass zum Jahreswechsel auf ein Feuerwerk verzichtet wird. Ulrich Pfanner, Kreisvorsitzender des Gemeindetages, sah kurzfristig keine Chance, das Thema mit Fachleuten zu erörtern. Er möchte ein mögliches Verbot unter anderem mit dem zuständigen Kreisbrandrat besprechen.
Wie anderen Kommunalpolitikern auch, geht es Eugler um die hohe Feinstaubbelastung und den Dreck auf den Straßen. „Wir wollen an die Vernunft appellieren“, sagte er im Gemeindetag. Dabei sei es nicht das Ziel, den Menschen die Partylaune zu verderben oder eine schöne Silvesterfeier zu verhindern. „Aber setzen wir doch gemeinsam ein Zeichen, dass es unsere Natur und Umwelt wert sind, sie zu schützen.“ Mit dem Verzicht auf ein Feuerwerk könne man dazu gleich am Jahresanfang einen guten Beitrag leisten.