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Markus Söder in Indien: Wie der bayerische Ministerpräsident für ein Freihandelsabkommen mit der EU wirbt

Indien-Reise

Der Turban sitzt: Söder wirbt in Indien für eine Freihandelszone mit der EU

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    Markus Söder bekam zu Beginn seines Besuchs im Sikh-Tempel Gurudwara Bangla Sahib einen orangefarbenen Turban.
    Markus Söder bekam zu Beginn seines Besuchs im Sikh-Tempel Gurudwara Bangla Sahib einen orangefarbenen Turban. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Mit ein paar geschickten Handgriffen windet der vollbärtige Mann mit dem gelben Turban einen orangefarbenen Schal um Markus Söders Kopf, steckt die Enden fest, zupft die Falten zurecht – und nickt dann zufrieden. Der Turban auf dem Kopf des bayerischen Ministerpräsidenten sitzt, die Kameras der Fotografen klicken. Es ist Tag eins der fünftägigen Reise Söders nach Indien. Und der beginnt für ihn und seine Delegation am frühen Morgen mit einem intensiven Einblick in das farbenfrohe, geruchsintensive und laute Leben und die Kultur des größten Landes der Welt mit seinen 1,4 Milliarden Einwohnern.

    Im Tempel Gurudwara Bangla Sahib in der Hauptstadt Delhi – einem der bekanntesten Gotteshäuser der Sikh, das man nur mit Kopfbedeckung betreten darf – lässt sich Söder die Religion der Sikh erklären, der in Indien nicht einmal zwei Prozent der Bevölkerung angehören. Es ist ein einziges Gewusel an Menschen um ihn herum: Männer mit Turbanen und Frauen mit Tüchern auf dem Kopf, kleine Kinder, alte Menschen mit Gehwagen. Sie alle drängeln ins Innere des Tempels, beten, halten inne.

    CSU-Chef Markus Söder sagt: „Indien ist ein faszinierendes Land“

    Söder stapft barfuß durch die Großküche, die zum Tempel gehört und in der Freiwillige kochen. „Wir teilen alles: das Essen, unsere Arbeitskraft, denn alle sind gleich“, sagt der Sikh, Teilen und Helfen sei fester Bestandteil ihrer Religion. Frauen hocken auf dem Boden, sie backen auf heißen Eisenplatten, die das Ausmaß von Tischtennisplatten haben, Chapati-Brot. In badewannengroßen Bottichen kochen Reis, Linsen, Gemüse, das landestypische Dal. 80.000 Menschen bekommen an diesem Sonntag im Tempel kostenloses Essen, unter der Woche sind es 30.000 täglich.

    Markus Söder besuchte auch die Großküche des Sikh-Tempels Gurudwara Bangla Sahib. Dabei ließ er sich zeigen, wie traditionelles Fladenbrot gemacht wird.
    Markus Söder besuchte auch die Großküche des Sikh-Tempels Gurudwara Bangla Sahib. Dabei ließ er sich zeigen, wie traditionelles Fladenbrot gemacht wird. Foto: Peter Kneffel, dpa

    „Indien ist ein faszinierendes Land“, sagt Söder, der 2011 schon einmal da war, damals noch als Umweltminister. Und Indien ist das absolute Kontrastprogramm zu den vergangenen Wochen, die Söder vor allem mit Verhandeln verbracht hat. „Es macht schon Spaß, mal was anderes zu sehen und zu erleben, als die immer gleichen sechs Gesichter“, sagt Söder.

    Der Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD ist unterzeichnet und er habe in Berlin alles erreicht, was ihm wichtig war, hat Söder vor der Abreise in München gesagt. Dass es ihm sogar gelungen sei, den Begriff Raumfahrt als ein zentrales Thema im Namen des neu zugeschnittenen Ministeriums für Forschung und Technologie zu verankern, macht ihm sichtlich Freude. Als dann am Nebentisch im VIP-Wing des Flughafens auch noch ein Mann aufsteht und sich bei ihm im Namen der Mittelstandsunternehmer für den Koalitionsvertrag bedankt, ist der CSU-Chef gleich noch ein bisschen zufriedener mit sich selbst.

    Damit ist die Arbeit in Berlin erst einmal getan, jetzt also Indien. Bis Mittwoch wird Söder zahlreiche Termine absolvieren, er wird Politiker treffen, hochrangige Minister, Wissenschaftler, Wirtschaftsbosse, Arbeiter, Schulkinder. „Das wird ein ganz besonderer Besuch“, sagt er. „Indien ist die größte Demokratie der Welt und eines der größten Länder überhaupt.“

    Der letzte bayerische Ministerpräsident, der Indien besuchte, war Edmund Stoiber

    Als erster bayerischer Ministerpräsident seit Edmund Stoiber, der quasi auf Abschiedstour fast eine ganze Woche lang in Indien unterwegs war, folgt Söder jetzt der Einladung von Premierminister Narendra Modi. Dieser hatte Söder beim Abendessen im Rahmen des G7-Gipfels 2022 in der Residenz in München in seine Heimat eingeladen.

    Der Tempel Gurudwara Bangla Sahib in der Hauptstadt Delhi ist eines der bekanntesten Gotteshäuser der Sikh, das man nur mit Kopfbedeckung betreten darf.
    Der Tempel Gurudwara Bangla Sahib in der Hauptstadt Delhi ist eines der bekanntesten Gotteshäuser der Sikh, das man nur mit Kopfbedeckung betreten darf. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Die Reise in die Hauptstadt Delhi und die südindische Großstadt Bangalore hat drei Ziele: hochrangige politische Gespräche natürlich, die Förderung der bayerischen Wirtschaft und der Ausbau der wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Partnerschaft mit Bayerns Partnerregion Karnataka, die bereits seit neun Jahren besteht. „Bayern als Space Valley Deutschlands trifft sich mit Bangalore als Silicon Valley Indiens“, sagt Söder, der aus der Rolle des Verhandlers hineingeschlüpft ist in die Rolle des Staatsmannes. Dabei geht es auch um Rüstungsexporte und sein Leib-und-Magen-Thema Raumfahrt. „Da hat Indien großes Interesse an Europa und möchte bei uns einkaufen.“

    Er habe sich sowohl mit dem künftigen Kanzler Friedrich Merz als auch mit Ursula von der Leyen als EU-Kommissionspräsidentin abgestimmt, in dem „ganzen Zollchaos, das auf der ganzen Welt herrscht“, als neue, gerade entstehende deutsche Bundesregierung Indien ein klares Signal zu geben, dass Europa höchstes Interesse habe an einer gemeinsamen Freihandelszone. „Indien ist eine riesige Chance für uns“, sagt Söder. Bis Ende 2025 soll das Freihandelsabkommen stehen, heißt es aus Diplomatenkreisen, erste Verhandlungen laufen.

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