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Umfrage: Markus Söder war in Bayern nie unbeliebter

Noch nie unbeliebter

Markus Söder ist politisch auf dem Gipfel, aber abgestürzt in der Wählergunst

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    Markus Söder kann mit dem Abschluss des Koalitionsvertrags Erfolge für die CSU und Bayern reklamieren. Dennoch sind seine Zustimmungswerte in Bayern auf einem historischen Tiefststand.
    Markus Söder kann mit dem Abschluss des Koalitionsvertrags Erfolge für die CSU und Bayern reklamieren. Dennoch sind seine Zustimmungswerte in Bayern auf einem historischen Tiefststand. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Der Abschluss des Berliner Koalitionsvertrags bedeutet für den bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Chef Markus Söder den bisherigen Gipfel seiner Karriere. So einflussreich war der 58-jährige CSU-Politiker noch nie. Gleichzeitig aber ist er daheim in Bayern in der Gunst der Menschen abgestürzt. Söder erhielt in seiner Amtszeit nie schlechtere Noten als jetzt.

    54 Prozent der Menschen in Bayern sind unzufrieden mit der Arbeit Söders, 39 Prozent geben sogar an, „sehr unzufrieden“ mit seinem Wirken zu sein. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für unsere Redaktion. Lediglich 36 Prozent stellen Söder ein gutes Zeugnis aus, der Rest ist unentschlossen. Ein Tiefpunkt: Seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 2018 waren nie mehr Menschen unzufrieden mit Söders Arbeit.

    So sind die Zustimmungswerte für Söder eingebrochen

    Der Verlauf zeigt außerdem, dass die Zustimmungswerte des CSU-Politikers seit Anfang März massiv eingebrochen sind. Im Vergleich zur Auswertung im März ist der Anteil der Zufriedenen um zehn Prozentpunkte abgestürzt, der Anteil der Söder-Kritiker dagegen um elf Prozentpunkte nach oben geschnellt. Zwischen Oktober 2023 und März 2025 waren die Menschen im Freistaat mehrheitlich zufrieden, das änderte sich in den vergangenen Wochen. Zum Vergleich: Zu Spitzenzeit in der Corona-Hochphase wurde seine Arbeit von etwa zwei Dritteln der Bayerinnen und Bayern positiv bewertet. Es bleibt abzuwarten, inwieweit sich der Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD auf die Umfragewerte auswirkt. Eine erste Tendenz deutet jedoch eher darauf hin, dass der Ministerpräsident zunächst nicht profitieren kann.

    Laut Umfrage hat auch seine Partei in Bayern an Boden verloren. Die CSU rutscht erstmals seit etwa eineinhalb Jahren wieder unter die 40-Prozent-Marke. 39 Prozent würden Söders Partei wählen. Einen weiteren Prozentpunkt bergab ginge es für die Grünen, sie kämen noch auf zwölf Prozent. Leichte Verluste müssten auch die Freien Wähler hinnehmen: Jeder und jede Zehnte im Freistaat würde der Partei von Hubert Aiwanger die Stimme geben. Die SPD könnte das Ergebnis aus dem März bestätigen: Acht Prozent. Deutliche Zugewinne hätte dagegen die AfD: Wäre am Sonntag Landtagswahl, würden 18 Prozent der Menschen ihr Kreuz bei der AfD machen, das bedeutet ein Plus von drei Prozent.

    Das auf Bayern bezogene Civey-Ergebnis deckt sich mit den bundesweiten Erhebungen anderer Institute, die während der inzwischen abgeschlossenen Koalitionsverhandlungen stattfanden. Danach haben die Unionsparteien an Zustimmung verloren, währen die in Teilen rechtsextreme AfD neue Höchstwerte erreicht.

    CSU verliert in Bayern Zustimmung, die AfD gewinnt

    Als Ursache gilt der Kurswechsel der Union bei der Schuldenbremse, der noch mit den Stimmen des alten Bundestages möglich wurde. Danach können künftige Regierungen Verteidigungsausgaben auf Pump finanzieren, sie fallen nicht unter die Beschränkungen der Schuldenbremse. Für Investitionen in die Infrastruktur dürfen in den kommenden zwölf Jahren Kredite in Gesamthöhe von einer halben Billion Euro aufgenommen werden. Die neue Koalition aus Union und SPD hat vereinbart, in den kommenden vier Jahren davon nicht mehr als 150 Milliarden Euro auszugeben.

    Söder selbst sagte am Donnerstag, dass er schwache Umfragewerte zwar ernst nehme, „aber ich mache mir da nicht die großen Sorgen.“ Die nächste wichtige Wahl findet erst in knapp einem Jahr statt, es ist die bayerische Kommunalwahl. Söder: „Lassen sie uns bis dahin gut arbeiten und dann wird es möglicherweise anders.“ Man dürfe keine Politik aus Angst vor der AfD machen, Entscheidungen müssten aus Überzeugung und Verantwortungsgefühl getroffen werden.

    So sehen die Umfragewerte der Parteien in Bayern aus

    Söder betonte am Donnerstag, dass der Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD auch Rückenwind für Bayern bedeute, den die Staatsregierung nützen müsse. In diesem Zusammenhang sagte Söder einen Satz, der auch als Warnung an den Koalitionspartner in München verstanden werden kann: „Jeder bayerische Minister muss jetzt die Chance nutzen, die wir da haben.“ Er werde jeden Minister auch dazu „ermuntern“, so Söder weiter.

    In der bayerischen Regierungskoalition hatte es zuletzt Riesen-Ärger gegeben, weil die Freien Wähler die Lockerung der Schuldenbremse zunächst abgelehnt und Bayerns Zustimmung im Bundesrat infrage gestellt hatten. Erst als die CSU mit dem Bruch der Koalition gedroht hatte, gaben die Freien Wähler klein bei. Die späte Einsicht von Parteichef Hubert Aiwanger: „Es war schlichtweg nichts zu gewinnen.“

    Koalition zwischen CSU und Freien Wählern war in Gefahr

    Neben diesem großen Krach kam und kommt es zwischen den Koalitionspartnern immer wieder zu kleineren Hakeleien. Aktuell sind beide Seiten wegen der Neufassung des bayerischen Jagdgesetzes über Kreuz. Dabei geht es um die Abschusspläne für Rehwild und die Aufnahme des Wolfes in das Jagdrecht.

    Das Meinungsforschungsinstitut Civey zählt für seine repräsentativen Umfragen nur die Stimmen registrierter und verifizierter Internetnutzerinnen und -nutzer, die Daten wie Alter, Wohnort und Geschlecht angegeben haben. Die Stimmen werden nach einem wissenschaftlichen Verfahren gemäß der Zusammensetzung von Bayerns Bevölkerung gewichtet. Für die Frage "Wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit von Ministerpräsident Markus Söder?" wurden im Zeitraum vom 13. März 2025 bis 10. April 2025 die Antworten von 5007 bevölkerungsrepräsentativ ausgewählten Bürgerinnen und Bürgern aus Bayern berücksichtigt. Der statistische Fehler liegt bei 2,5 Prozent.

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