Angesichts des sich zuspitzenden Ärztemangels ist Bayern immer stärker auf Medizinerinnen und Mediziner aus dem Ausland angewiesen. Schon jetzt haben 15 Prozent der Ärzte an den Kliniken im Freistaat eine ausländische Staatsangehörigkeit. „Innerhalb der letzten zehn Jahre hat sich diese Zahl verdoppelt und es kann gut sein, dass sie in den nächsten Jahren noch weiter zunehmen wird“, sagte der Chef der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG), Roland Engehausen, unserer Redaktion. Die meisten ausländischen Ärzte kommen demnach aus Österreich, Rumänien und Syrien.

Die Hürden für eine Anerkennung der Ausbildung von ausländischen Ärzten sind hoch. Engehausen hofft, dass die Verfahren künftig schneller abgeschlossen werden. Es müsse aber weiterhin sehr gründlich geprüft werden. „Wir alle möchten schließlich nicht, dass jemand mit gefälschten Qualifikationsnachweisen in Deutschland oder Bayern als Arzt tätig wird.“ Das bayerische Gesundheitsministerium betont auf Nachfrage unserer Redaktion, dass es kein „Durchwinken“ geben dürfe. Es müsse gewährleistet bleiben, „dass in Deutschland nur als Ärztin oder Arzt arbeitet, wer über die dafür erforderliche Qualifikation verfügt“.
Schnellere Anerkennungsverfahren für ausländische Ärzte
Die bayerische Staatsregierung hat eigenen Angaben zufolge bereits Maßnahmen ergriffen, um die Anerkennungsverfahren zu beschleunigen. So wurde etwa die Einrichtung einer „fast lane“ beschlossen, im Zuge derer die Verfahren an der Regierung von Oberbayern für das gesamte Bundesland zentralisiert werden sollen.
Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) setzt ebenfalls auf Kräfte aus anderen Ländern. „Ausländische Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte sind ein wichtiger Faktor in der Gesundheitsversorgung“, sagte sie unserer Redaktion. Die Ministerin betonte aber auch, dass damit nicht alle offenen Stellen besetzt werden könnten. „Es ist daher wichtig, auch Maßnahmen zu treffen, die jungen Menschen überhaupt ein Studium ermöglichen, oder diese nach Abschluss ihres Studiums dorthin zu lotsen, wo sie am dringendsten gebraucht werden.“ Der Freistaat werde außerdem bis 2030 die Zahl der Humanmedizin-Studienplätze um rund 2700 erhöhen.
Vor allem auf dem Land fehlen Ärzte
Gerlach zufolge ist die Versorgungslage in Bayern nach wie vor gut. „Gleichwohl bestehen in einzelnen Bereichen Versorgungsprobleme.“ Vor allem für den ländlichen Raum müsse man Ärztinnen und Ärzte gewinnen.
Einen Engpass gibt es laut BKG-Geschäftsführer Engehausen vor allem bei den Allgemeinmedizinern und Internisten. „Zusätzlich fällt auf, dass in der Psychiatrie ein Mangel an Ärzten besteht, ebenso in der Anästhesie, in der Arbeitsmedizin und der Gynäkologie.“ Und mit der Krankenhausreform, so Engehausen weiter, könne sich die Situation noch verschärfen. „Die fachärztliche Nachweisquote, also die Zahl der Mediziner, die man auf dem Papier braucht, steigt in einzelnen Spezialfächern. Gerade in kleinen Leistungsbereichen wie der Nephrologie oder der Endokrinologie entstehen dadurch Personalanforderungen, die wir in Deutschland gar nicht erfüllen können.“ Die neue Regierung müsse relativ schnell klären, ob diese Anforderungen angepasst werden, fordert Engehausen. „Wenn man aber bei der hohen Zahl bleibt, dann wird das dazu führen, dass wir in diesen Spezialfächern Ärzte aus dem Ausland holen müssen.“
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