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Jedes dritte Kind in Bayern gefährdet: Alarmierende Mediensucht und Drogenkonsum

Mediensucht

Daddeln, bis der Arzt kommt: Jedes dritte Kind ist in Gefahr

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    Eltern stehen dem ausufernden Medienkonsum ihrer Kinder oft hilflos gegenüber, sagt Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach.
    Eltern stehen dem ausufernden Medienkonsum ihrer Kinder oft hilflos gegenüber, sagt Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach. Foto: Weronika Peneshko, dpa

    Kiffen ist im Trend. Bundesweiten Zahlen aus dem Jahr 2021 zufolge haben etwa neun Prozent aller Erwachsenen innerhalb eines Jahres mindestens einmal Cannabis konsumiert. Bei jungen Erwachsenen liegt der Anteil schon bei 25 Prozent. Studien über die Auswirkungen der im vergangenen Jahr erfolgten Teillegalisierung in Deutschland liegen noch nicht vor. Erhebungen aus anderen Ländern lassen aber vermuten, dass die Zahl der Cannabis-Konsumenten langfristig steigen wird. Professor Marcel Romanos ist sich sogar sicher: „Natürlich wird der Konsum steigen.“

    Der Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Würzburg ist der Präventionsbeauftragte des Freistaates Bayern und stellte zusammen mit Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) am Montag die Neufassung „Grundsätze der Bayerischen Staatsregierung zu Sucht und Drogen“ vor. Hinter dem umständlichen Begriff verbirgt sich eine alarmierende Bestandsaufnahme über den Missbrauch von Drogen im Freistaat und eine Entwicklung, die damit auf den ersten Blick wenig zu tun hat. Die Gesellschaft nämlich ist auf dem besten Weg, sich mit sozialen und elektronischen Medien zu vergnügen, bis im Wortsinn der Arzt kommt.

    Studie aus Hamburg: Ein Drittel der Kinder und Jugendlichen legt ein hochriskantes Medienverhalten an den Tag

    Romanos zitierte eine repräsentative Untersuchung aus Hamburg, wonach ein Drittel der Kinder und Jugendlichen ein hochriskantes Medienverhalten an den Tag legt. Weitere Studien belegten einen klaren Zusammenhang zwischen psychischen Störungen und übermäßigem Medienkonsum: Streamingdienste, Computerspiele und soziale Medien im Übermaß könnten psychisch krank machen. Romanos: „Jedes dritte Kind ist gefährdet, da herrscht wirklich Alarm.“ Zu den Folgen könnten Angst-Störungen zählen. Diese sind heute schon soweit verbreitet, dass sie der Psychiater als „Volks-Erkrankung“ bezeichnete.

    In den Augen von Gesundheitsministerin Gerlach muss in diesem Bereich mehr für die Prävention unternommen werden, gerade Eltern stünden dem ausufernden Medienkonsum oft hilflos gegenüber. Gerlach sagte am Montag, dass eine Bekämpfung sehr schwierig sei. „Mediensucht wird oft nicht als Krankheit wahrgenommen.“ Zudem seien Tiktok und Co überall verfügbar. „Ich wäre persönlich sehr offen für ein Social-Media-Verbot bis 16“, sagte die Ministerin weiter. Viele Erfahrungen zeigten, dass es im Kampf gegen Suchtmittel helfe, deren Verfügbarkeit einzuschränken.

    Im Fall von E-Zigaretten, den so genannten Vapes, ist das trotz eines Verkaufsverbotes an unter 18-Jährige misslungen. Gerlach und Romanos bezeichneten die Verbreitung der gesundheitsschädlichen Vapes als eine der problematischten neuen Entwicklungen, die der Leitfaden aufzeigt. Daneben geht es um Alkohol, Drogen – und natürlich Cannabis.

    Gesundheitsministerin Gerlach baut darauf, dass die Cannabis-Regelung im Herbst von der neuen Bundesregierung zurückgenommen wird

    Der Freistaat gehört zu den schärfsten Kritikern der im vergangenen Jahr ermöglichten Teillegalisierung. Gerlach baut darauf, dass diese im Herbst von der neuen Bundesregierung zurückgenommen wird. Denn durch die jetzige Regelung, die zwar keine Abgabe an Kinder und Jugendliche erlaubt, werde Cannabis trotzdem verharmlost. „Je länger das so bleibt, desto schwieriger ist das Rad dann zurückzudrehen. Der Präventionsbeauftragte Romanos kritisiert die Teillegalisierung ebenfalls deutlich: „Das war eine schlechte Nachricht für die Kinder und Jugendlichen.“

    Studien belegen die erheblichen gesundheitlichen Risiken des Cannabis-Konsums bei Heranwachsenden, die – so die Befürchtung – nun leichter an die Droge kommen. Für die bayerische Drogenpolitik, so versicherte Gerlach, wird weiter gelten: „So restriktiv wie nötig und so präventiv wie möglich.“ Inzwischen haben die Behörden in Bayern knapp ein halbes Dutzend Cannabis-Clubs genehmigt.

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