Aktualisiert um 15.30 Uhr: Das Motiv für die tödliche Messerattacke von Würzburg am Freitag ist noch immer nicht vollends geklärt. Es müsse jetzt ermittelt werden, inwiefern die Psyche des 24 Jahre alten Somaliers eine Rolle gespielt habe und inwiefern islamistische Einstellungen zur Tat beigetragen hätten, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Samstag bei einer Pressekonferenz in Würzburg. Die Ermittler gingen weiter davon aus, dass es sich um einen Einzeltäter handelt.
Von den mindestens fünf Schwerverletzten des Messerangriffs kämpfen nach Herrmanns Angaben immer noch mehrere Menschen um ihr Leben. Er hoffe und bete, dass diejenigen, die in Lebensgefahr seien, wieder genesen könnten.
Polizeipräsident: Im Kaufhaus in Würzburg starben drei Frauen
Bei der Messerattacke von Würzburg sind drei Frauen in einem Kaufhaus getötet worden. Das sagte Unterfrankens Polizeipräsident Gerhard Kallert am Samstag in Würzburg.
Der Verdächtige habe sich unmittelbar vor der Attacke in dem Geschäft nach Messern erkundigt, sich eines aus einer Auslage geschnappt, sofort auf eine Verkäuferin eingestochen und sie tödlich verletzt. Anschließend tötete der Mann nach bisherigen Erkenntnissen dort zwei weitere Frauen. Danach griff er weitere Menschen in einer Bank und auf der Straße an.
"Ich habe Verletzte gesehen, ich habe Tote gesehen", sagte Kallert. Er bedankte sich unter anderem bei Bürgern, die durch das Verbrechen in eine Extremsituation geraten seien und mitgeholfen hätten, den Täter in eine Gasse zu treiben.
Aktualisiert um 13.55 Uhr - Die Frage nach dem Motiv für die tödliche Messerattacke eines Mannes in Würzburg steht am Tag danach im Mittelpunkt. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bezeichnete die Bluttat am Samstag als Amoklauf. Landesinnenminister Joachim Herrmann (CSU) wollte einen islamistischen Anschlag nicht ausschließen. Aber auch der Geisteszustand des mutmaßlichen Täters spielt eine Rolle: War der 24-Jährige aus Somalia bei dem Angriff am Freitagnachmittag geistig verwirrt oder ist er gar psychisch krank?
Attacke in Würzburg: Religiöser Fanatismus?
Aus Sicherheitskreisen hieß es am Samstag, der junge Mann habe bei seiner Vernehmung eine Äußerung gemacht, die auf religiösen Fanatismus schließen lasse. Hinweise auf Kontakte zu militanten Salafisten gibt es dem Vernehmen nach bisher jedoch nicht. Der Angreifer soll 1997 in der somalischen Hauptstadt Mogadischu geboren sein. Er kam 2015 nach Deutschland. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur erhielt der Somalier subsidiären Schutz. "Ich bin von dieser unfassbar brutalen Tat tief erschüttert", sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU). Eine abschließende Bewertung des Tatmotivs sei aber noch nicht möglich.
Fest steht: Der Täter tötete mindestens drei ihm offensichtlich unbekannte Menschen und verletzte fünf schwer - zwei davon lebensbedrohlich. Zudem gab es zwei Leichtverletzte, die laut Polizei nicht mehr im Krankenhaus sind. Ob der Mann weitere Menschen verletzte und welche Identität alle Opfer haben, wurde bisher nicht bekannt.
Der Somalier wurde nach dem Verbrechen in einem Kaufhaus, einer Bank und auf der Straße von der Polizei angeschossen und festgenommen. Am Samstagnachmittag wollten die Ermittler weitere Erkenntnisse präsentieren.
Trauerbeflaggung in ganz Bayern
Ministerpräsident Söder kündigte für Bayern Trauerbeflaggung an. "Die Ereignisse sind unfassbar und schockierend", sagte er in Nürnberg. Bayern trauere um die Opfer. "Wir bangen, beten und hoffen mit den Verletzten und den Angehörigen." Besonders dankte Söder den Bürgern, die am Freitag versucht hätten, den Täter zu stellen und in Schach zu halten: "Das war ein ganz beeindruckendes Engagement."

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier äußerte sich "erschüttert" über die Ereignisse. "Der Täter hat mit äußerster Brutalität gehandelt. Für diese menschenverachtende Tat wird er durch den Rechtsstaat zur Verantwortung gezogen." Ganz Deutschland trauere mit den Angehörigen der Opfer. "Ich bin in Gedanken bei denen, die ihre Nächsten verloren haben. Den Verletzten wünsche ich baldige Genesung." Zudem drückten Vertreter verschiedener Parteien vor allem per Twitter ihr Mitgefühl aus.
Mutmaßlicher Täter lebte zuletzt in einer Obdachlosenunterkunft
Die Polizei war in der Nacht zu Samstag nach eigenen Angaben mit zahlreichen Einsatzkräften in der bayerischen Universitätsstadt am Main unterwegs, um die Hintergründe und den Ablauf der Tat zu klären. Der 24-Jährige soll seit etwa fünf Jahren in Deutschland leben und zuletzt in Würzburg in einer Obdachlosenunterkunft gewohnt haben. Er war bereits vor der Attacke polizeibekannt, allerdings nicht wegen islamistischer Umtriebe. Herrmann zufolge war der Mann nach gewalttätigen Übergriffen zwangsweise in psychiatrischer Behandlung.
Der Mann kam nach einem Schuss aus einer Polizeiwaffe am Freitagabend verletzt in ein Krankenhaus. Dort machte er laut Polizei auch Angaben; was genau er sagte, wollten die Ermittler zunächst nicht verraten. Unklar ist etwa, ob dem Verdächtigen bereits ein Haftbefehl eröffnet wurde und ob er in ein Gefängnis verlegt werden kann.

In der Universitätsstadt herrschte auch am Tag danach Entsetzen. Menschen stellten in der Nähe des Tatorts brennende Kerzen in Gedenken an die Opfer auf. In den Blickpunkt gerieten auch die couragierten Bürger, die sich dem Angreifer in den Weg stellten. Dank kam unter anderem von vielen Politikern, die offensichtlich die kurzen Videoclips in sozialen Netzwerken gesehen hatten, in den Passanten den Somalier attackierten.
Herrmann: Islamistischer Anschlag nicht ausgeschlossen
Bei der Einordnung der Bluttat schloss CSU-Politiker Herrmann einen islamistischen Anschlag nicht aus: "Es gibt jedenfalls Indizien dafür, dass es sich um einen islamistischen Anschlag handeln könnte", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Ein Zeuge gab ihm zufolge an, der Verdächtige habe bei der Tat "Allahu Akbar" (deutsch: Gott ist groß) gerufen.
Welchen Aufenthaltstitel der Migrant in Deutschland hat, war am Samstag noch unbekannt. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge darf sich nach Aussagen eines Sprechers aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht zu Einzelfällen im Asylverfahren äußern.
Die Tat erinnert an einen islamistischen Anschlag vor knapp fünf Jahren in Würzburg. Am 18. Juli 2016 waren in einem Zug vier Menschen schwer verletzt worden. Ein 17-jähriger afghanischer Flüchtling hatte mit einer Axt und einem Messer in einem Regionalzug auf dem Weg nach Würzburg die Reisenden angegriffen. Anschließend flüchtete er zu Fuß, attackierte eine Spaziergängerin und wurde schließlich von Polizisten erschossen.
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