Hanspeter sagen die wenigsten zu ihm. Den Nachnamen Hold kennen viele Gäste gar nicht. Als "Pit" ist er seit Jahrzehnten in Kempten und im weiten Umkreis bekannt. Genau wie sein Lokal mit der heimeligen Adresse Über’m Mäuerle 7: Der "Ritterkeller". Parallelen zu ziehen vom Alter des historischen Gewölbes zu seinem Wirt, verbittet sich der Inhaber. Dennoch: Sechs Jahrzehnte hat er mittlerweile hinter sich. "Man kann’s ja nicht ändern", kommentiert Pit Hold lakonisch den 60. Geburtstag, den er kürzlich gefeiert hat. Beim Gespräch im "Ritz" kommt er schnell auf andere Themen, die den gelernten Bauingenieur beschäftigen. Zum Beispiel die Einstellung einiger junger Gäste nach dem Motto "So lange wir leben, geht’s schon noch". Der Bierkeller wurde mehrfach mit dem bayerischen Umweltsiegel ausgezeichnet. Da schüttelt Pit den Kopf, wenn manche nicht mehr dahinter her sind, Müll zu vermeiden. Er selbst stand immer an der Seite von Friedens- und Umweltaktivisten.
Über die Musik ist Hold zur Gastronomie gekommen. Als Gitarrist der Punkband "B.Trug" suchte er nach einem Ort, der sich für Konzerte im kleinen Rahmen eignet. Im Gewölbe an der Burgstraße fand er die passende Umgebung. Nach mehreren Pächterwechseln war die Kneipe 1985 frei und Pit griff zu. Der Beiname "Star Club" erinnert an die Zeit, als Independent-Bands die Wände wackeln ließen.

Nach wie vor ist der Ritterkeller bekannt für Rock-Sound fernab aller Elektro-Einflüsse. Auf andere Traditionen kann sich das Publikum ebenfalls verlassen. Die Dekoration besticht nach wie vor mit einstmals provokanter Bierwerbung, Fotos aus Zeiten der erfolgreichen Fußball-Ära der Star Club Kicker oder dem Dauerbrenner aus dem August 2003 mit dem mehrdeutigen Text "Der Ritterkeller geht mir nicht so schnell aus dem Kopf." Billard mit dem kurzen Queue, Kicker und Flipperautomat sind nicht wegzudenken.
"Ich wollte den Laden immer so haben, dass ich mich selbst drin wohlfühle", erklärt der gebürtige Kemptener sein Konzept. Dazu gehört auch ein Preis-Leistungs-Verhältnis, das selbst studentisch knappe Budgets verkraften. Mehr als 25 Biere stehen je nach Saison zur Auswahl. Um Spirituosen wie "Dracula" oder "Essacher Luft" haben sich Initiationsriten für neue Gäste entwickelt. Die Altersgruppen sind gemischt, bisweilen treffen unverhofft Eltern ihre "Kinder" zu später Stunde.
Der Schwund an urigen Kneipen aus der Altstadt hat auch im Ritterkeller Folgen gezeigt: "Früher hatten wir viel mehr Laufkundschaft. Heute kommen nur noch Leute, die gezielt zu uns wollen." Die Einführung des Rauchverbots markierte ebenfalls eine Zäsur. Etliche Stammtische brachen danach weg.
Holds zweites Standbein ist seine Arbeit als Ingenieur. Nach weniger erfreulichen Erfahrungen als angestellter Planer betreut er selbstständig Projekte. Vielfach hat er Durchsetzungsvermögen bewiesen. Ob mit Brauereien, Architekten, Denkmalschützern oder Behörden - "meine Prozesse habe ich meistens gewonnen."
Die Nachfolge von Pit im Ritterkeller ist noch nicht festgezurrt. An seinen sechsjährigen Sohn denkt der Papa allerdings nicht: "Der lernt mal was Gscheits."