„Die Ermittlungen dauern an“, sagt Susanne Fritzsche, Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft Kempten. Zusammen mit der Kripo Kempten ist die Behörde für den Fall Rettenbach zuständig und geht der Frage nach, ob jemand für die Explosion zur Verantwortung gezogen werden kann. Ermittelt wird gegen Unbekannt. Der Tatvorwurf lautet: fahrlässige Tötung.
Bei dem Unglück vor einem halben Jahr kamen ein 42-jähriger Familienvater und seine siebenjährige Tochter ums Leben. Die Mutter der Familie, Sandra Humm, wurde mit lebensgefährlichen Brandverletzungen aus dem zusammengestürzten Keller des Hauses geborgen. Zwei weitere Söhne waren zum Zeitpunkt des Unglücks nicht im Haus und blieben körperlich unversehrt.
Wenige Stunden nach der Explosion stand die Ursache fest: Ein Leck in einer Flüssiggasleitung. Obwohl das Haus an keine Gasleitung angeschlossen war, führte ein Anschlussstrang zu dem Gebäude hin. Dieser war wahrscheinlich bei Bauarbeiten vor rund zweieinhalb Jahren beschädigt worden. Das Gas sickerte nach damaligem Erkenntnisstand durch das Erdreich in das Wohnhaus. „Wenn Gas eine gewisse Sättigung erreicht, genügt ein elektrischer Zündfunke für eine Explosion“, sagte Michael Haber von der Kemptener Kriminalpolizei kurz nach der Explosion.

Sandra Humm überlebte die Explosion knapp. Monatelang wurde die 40-Jährige in einer Klinik behandelt. Ende August hatte sich ihr Zustand so weit gebessert, dass die Verlegung in eine Rehaklinik möglich war. „Mir geht es den Umständen entsprechend gut“, sagte Sandra Humm Anfang Oktober im Interview mit unserer Redaktion. „Ich bin in einer guten körperlichen Verfassung.“ Ob sie für sich und ihre Kinder eine Zukunft in Rettenbach sieht, ließ Sandra Humm offen. „Erst einmal werde ich zu meinen Eltern nach Oberbayern ziehen, den Rest wird die Zeit bringen.“
Wie die Dorfgemeinschaft nach der Explosion geholfen hat, war vorbildlich.Rettenbachs Bürgermeister Rener Friedl
Auch in Rettenbach ging die Zeit unerbittlich weiter. Bürgermeister Reiner Friedl hat sich vor allem eines eingeprägt: „Wie die Dorfgemeinschaft nach der Explosion geholfen hat, war vorbildlich“, sagte er vor drei Monaten im Interview. Die mediale Aufmerksamkeit löste bei Friedl damals zwiespältige Gefühle aus: „Natürlich gibt es auf der einen Seite ein Recht auf Information. Andererseits mussten wir unglaubliche Vorgänge erleben.“
Um einen Katastrophentourismus zu verhindern, wurde das zerstörte Haus möglichst schnell abgetragen. „Wir wollen Normalität herstellen“, lautete die Botschaft. Diese wird auch heute, sechs Monate später, noch gelebt. „Herr Friedl wird sich zu diesem Thema nicht mehr äußern“, heißt es auf Anfrage unserer Zeitung.