Zuerst hatte Ministerpräsident Markus Söder im April 2018 nach jahrelangen Diskussionen das Aus für die geplante Skigebietsverbindung nach Balderschwang beschlossen. Erst am Freitag bezeichnete er die seinerzeitige Unterstützung der Staatsregierung für die Skiverbund-Pläne auf einer Gala des Deutschen Alpenvereins in München als „Fehler“.
Doch von den 15 Millionen Euro für ein jetzt geplantes Erlebniszentrum und den Busverkehr profitieren nicht die Lifte. Deren Betreiber hatten in den vergangenen Jahren fast 350.000 Euro Planungskosten in das Projekt eines Skiverbunds investiert. 13 Millionen Euro wollten sie in die Verbindung zum Skigebiet Balderschwang stecken. Nach dem Aus für die Pläne stand in Grasgehren der Bau einer neuen Bergbahn und eines Schneiteichs im Raum.

Deshalb waren viele überrascht, als die Liftgesellschaft im Dezember 2018 bekannt gab, Rechnungen und Personal nicht mehr bezahlen zu können. Die Gemeinde Obermaiselstein sprang mit einem Zuschuss über 200.000 Euro ein, von dem die Gesellschaft 150.000 Euro zurückzahlen muss. 50.000 Euro gab es als Wirtschaftshilfe von der Kommune. Seit der Jahrtausendwende hätten die Grasgehrenlifte regelmäßig Verluste eingefahren, berichtete Geschäftsführer Berni Huber, der vergangenes Jahr ausgeschieden ist.
Unabhängig von der zunächst vorgesehenen Verbindung mit Balderschwang plante die Liftgesellschaft, zehn Millionen Euro in den Bau der neuen Hörnlebahn in Grasgehren als Ersatz für die beiden Schlepplifte zu stecken. Diese Achter-Sesselbahn wurde auch vom Landratsamt genehmigt, ebenso ein Speicherbecken für die Beschneiung mit 26.000 Kubikmetern Fassungsvermögen. Zudem sollte die Skipistenfläche vergrößert werden.
Sport und Natur in Einklang bringen
Gegen diese Pläne hatten der Bund Naturschutz (BN) und der Landesbund für Vogelschutz (LBV) Klage eingereicht. Deshalb drehte die Hausbank den Betreibern mangels Zukunftsperspektive und aufgrund der schlechten Zahlen in den vergangenen Jahren den Geldhahn zu.
Nun sucht man den Dialog: Derzeit sollen ein Standort und die Größe für einen Schneiteich gefunden werden, mit dem auch die Naturschützer einverstanden sind. „Die Gespräche laufen gut“, sagt der neue Geschäftsführer Lienemann. „Wir wollen das Skigebiet gemeinsam zu einem Berg- und Naturerlebnis entwickeln.“ Sport und Natur sollen dabei im Einklang stehen.
Wir wollen das Skigebiet gemeinsam zu einem Berg- und Naturerlebnis entwickeln.Tobias Lienemann
„Das passt zu unserer Philosophie. Wir begrüßen die Neuausrichtung“, sagt Rolf Eberhardt, Geschäftsführer des Naturparks Nagelfluhkette (ein grenzüberschreitendes Gebiet zwischen Oberallgäu und Bregenzerwald), in dem das Skigebiet liegt.
Konkrete Pläne gibt es allerdings noch nicht. „Sicher ist nur, dass im kommenden Winter noch alles beim Alten bleibt“, berichtet Lienemann. Wann, wie und wo gebaut werde, stehe noch in den Sternen.
Auch Bürgermeister Peter Stehle ist davon überzeugt, gemeinsam mit den Naturschützern „ein tragbares Konzept zu entwickeln“. Denn aus touristischer Sicht sei das Skigebiet Grasgehren für Obermaiselstein enorm wichtig. Der Schneiteich soll in abgespeckter Form geplant werden. „Aber wir möchten die punktuelle Beschneiung ausbauen, um konkurrenzfähig zu bleiben“.
Die nächsten Gespräche mit den Naturschützern stehen im Januar an. Dann hoffen Stehle und Lienemann, die ersten konkreten Maßnahmen präsentieren zu können.