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Schäden durch Sturmtief "Sabine": So leiden die Allgäuer Wälder

Wetter im Allgäu

Schäden durch Sturmtief "Sabine": So leiden die Allgäuer Wälder

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    Sturmtief „Sabine“ wütete vor eineinhalb Wochen. Die Folgen: Allerorts im Allgäu umgestürzte oder gar entwurzelte Bäume.
    Sturmtief „Sabine“ wütete vor eineinhalb Wochen. Die Folgen: Allerorts im Allgäu umgestürzte oder gar entwurzelte Bäume. Foto: Benjamin Liss

    Anders als beispielsweise bei den Orkanen „Vivian“ und „Wiebke“ Anfang der 1990er Jahre waren die Schäden durch „Sabine“ nicht großflächig. Doch überall dort, wo einzelne Bäume umkrachten, sind jetzt Löcher entstanden. Ein erneuter Sturm könnte da gut reingreifen und weitere Schäden anrichten, sagt Dr. Ulrich Sauter. Er ist am Amt für Landwirtschaft Kempten/Oberallgäu für den Bereich Forsten zuständig.

    Wie viel Holz ist durch „Sabine“ gefallen? Sauter schätzt, dass es im Allgäu etwa 15 Prozent des sonst üblichen jährlichen Einschlags sind. Das klingt zunächst weniger dramatisch. Doch Sauter warnt: „Der Winter ist noch nicht vorbei.“ Und erfahrungsgemäß kann es auch im März oder April noch heftig stürmen.

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    Am Wochenende droht "Wiltrud"

    Auch Meteorologe Joachim Schug von Meteogroup in der Schweiz sagt, Sturmtief „Sabine“ habe es keinesfalls zu neuen Rekorden gebracht. Heftiger hätten beispielsweise „Lothar“ am 26. Dezember 1999 oder „Burglind“ am 23. Januar 2018 gewütet. Am Wochenende könnte „Wiltrud“ vor allem in den Hochlagen wieder einiges durcheinanderwirbeln. Und auch an den folgenden Tagen ist immer wieder mit viel Wind zu rechnen. Ob es erneut zu Sturmschäden kommt, ist laut Meteorologen noch nicht abzusehen. Alles hängt von der Zugbahn eines Tiefs ab.

    Wir bekommen keine Ruhe mehr in der Forstwirtschaft.Ulrich Sauter über die Folgen des Klimawandels

    Tatsache ist: Langweilig wird das Wetter nicht, wohl aber eher ungemütlich und nicht winterlich. Extrem trockene Sommer und jetzt Sturmschäden: „Wir bekommen keine Ruhe mehr in der Forstwirtschaft“, beschreibt Forstexperte Sauter die Folgen des Klimawandels. Die Branche treffe es besonders hart, bedauert er. Bundesweit habe vergangenes Jahr 80 Prozent der gesamten Holzernte aus Schadholz bestanden. In anderen Teilen der Republik sei die Situation viel schlimmer als in Südbayern.

    Wichtig ist jetzt, bis etwa Mitte April die Schäden zu beseitigen. Die umgeknickten Fichten würden sonst zu regelrechten „Borkenkäfer-Mutterschiffen“, sagt Sauter. „Zu solchen Windwürfen kommt es immer häufiger“, heißt es auch in einer Mitteilung des bayerischen Landwirtschaftsministeriums. Waldbesitzer könnten sich bei der Aufarbeitung der Schäden von den Landwirtschaftsämtern und den forstlichen Dienstleistern im Freistaat beraten lassen.

    Kempten Orkantief Sabine - in Maria Rain deckte der Sturm das Dach des Yoga-Zentrums ab - Feuerwehr im Einsatz - Dach weggeflogen
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    Sturmtief „Sabine“, das am 10. Februar über das Allgäu zog, belegt

    Platz sechs

    der schwersten Winterstürme seit 2002 über Europa. Viel stärker (Platz 1) war „Kyrill“ 2007, gefolgt von „Jeanette“ (2002) und „Friederike“ (2018).

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    Der durch „Sabine“ angerichtete Gesamtschaden wird in Deutschland auf etwa

    675 Millionen Euro

    beziffert. Kfz-Versicherer sind nach einer ersten Übersicht mit 75 Millionen Euro belastet.

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    Aussichten: Stürme und Winde ziehen wohl auch

    am Wochenende und in der neuen Woche

    über Deutschland. Der Norden ist voraussichtlich stärker betroffen als der Süden.

    Klimawandel: Wie sehen unsere Wälder in Zukunft aus?

    Die Aufarbeitung der Waldschäden ist die eine Sache. Sauter treibt aber die Frage um, wie es angesichts des rapide um sich greifenden Klimawandels mit den Wäldern weitergeht. Denn die sind in vielerlei Hinsicht wichtig: Unter anderem für den Hochwasserschutz, für die Lufthygiene und als „CO2 -Senke“: Bäume nehmen im Laufe des Wachstums Kohlendioxid auf.

    Förster und Wissenschaftler beschäftigen sich damit, wie der Wald der Zukunft aussieht. In einer Zukunft, in der es wärmer sein wird – wahrscheinlich mit mehr und heftigeren Wetterereignissen. Vielerorts in Deutschland wird der Fichte keine Zukunft mehr attestiert – angesichts extrem trockener und heißer Sommer. Sauter glaubt, dass im alpinen Bereich Fichte, Tanne und Buche auch weiter die dominierenden Arten sein werden. Experimente mit anderen Bäumen müsse man generell Experten überlassen, warnt Sauter. Im Gespräch sind beispielsweise die Libanon-Zeder oder die Robinie. Doch neue Arten in ein bestehendes Ökosystem zu bringen, birgt häufig nur schwer abschätzbare Risiken.

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