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Schönes Allgäuer Brauchtum: Drei Generationen in Tracht

Trachtenverein D’Wageggler

Schönes Allgäuer Brauchtum: Drei Generationen in Tracht

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    Pius, Hans, Simon, Stefan und Mona Zodel kennen sich aus mit Trachten.
    Pius, Hans, Simon, Stefan und Mona Zodel kennen sich aus mit Trachten. Foto: Matthias Becker

    Weiß-blau wie der Himmel, grün wie die Wiesen, grau wie das felsige Gebirge - die Tracht des Trachtenvereins D’Wageggler spiegelt die Farben der Heimat wider. Dirndl und Lederhose sind nach gewissen Regeln zu tragen. Bei Familie Zodel aus Haldenwang leben drei Generationen das Brauchtum - mit viel Spaß, aber auch mit der nötigen Ernsthaftigkeit, was die Tradition angeht.

    Seit 1934 gibt es den Verein. Hans Zodel war dessen Vorstand von 1982 bis 2011. An seine drei Söhne hat er das Gen weitergegeben. Stefan, der den Hof im Weiler Ottisried weiterführt, ist nach wie vor begeisterter Wageggler, einige Jahre war er Vorplattler. „Das Tanzen macht mir Spaß und man trifft Gleichgesinnte“, nennt er als Motivation.

    Mit seiner Frau Daniela zieht er drei Kinder groß: Pius (11), Mona (9) und Simon (7). Die sind natürlich stolze Trachtler. Jeden Donnerstag ist Jugendprobe im Vereinslokal, der Schloßgaststätte Wagegg. Der „Neunerschlag“ ist der Favorit bei den jungen Plattlern. Mona hört gern den Maxglaner-Marsch, auf den der WM-Plattler getanzt wird. Beim Gaupreisplatteln hat sie mit einem ersten Platz geglänzt. Deswegen darf sie beim Gautrachtenfest (31. Mai bis 3. Juni) in Haldenwang auch beim Bayerischen Löwen mitmachen - der Weltmeisterschaft der Plattler.

    Im Trachtenverein wird Zusammenhalt groß geschrieben.
    Im Trachtenverein wird Zusammenhalt groß geschrieben. Foto: Matthias Becker

    Tanzen ist aber nicht das einzige, was die Jugend in den Verein zieht. Die Ausflüge seien immer schön und einmal im Jahr geht die Jugendgruppe zum Zelten. Daniela Zodel kennt auch Phasen, in denen sich die Begeisterung ihrer Kinder in Grenzen hält. „Aber wenn die alle beieinander sind, passt’s sofort wieder. Das ist eine tolle Gemeinschaft.“

    Die Mama schlägt übrigens ein wenig aus der Art. Zwar war sie auch 14 Jahre bei einem Trachtenverein, hat sich aber letztlich für die Musik entschieden. Bei der Kapelle Haldenwang spielt sie Trompete. Bei vielen Terminen und Auftritten sind Musiker und Trachtler aber eh gemeinsam vertreten. Die Geschwister kommen gut miteinander aus. „Wir haben die gleichen Hobbys“, erzählt Mona. Dazu gehören der Schützenverein und Frisbee beim TV Haldenwang. Dort ist die Kleiderordnung legerer. Bis das Trachten-Gewand dagegen ordentlich sitzt, dauert es seine Zeit. Lederhose, Hosenträger, Hemd, Strümpfe, Haferlschuhe und ein Hut gehören bei den Burschen dazu. Männer tragen zusätzlich eine Krawatte. Die Mädchen brauchen Dirndl mit Unterrock, Bluse, Hut, Strumpfhose und schwarze Schuhe.

    Ein teurer Spaß?

    Ist das nicht schnell eine Kostenfrage? „Nicht bei uns im Verein“, erklärt Stefan Zodel. Die Trachtenwartin hat einen Fundus von Kleidungsstücken in allen Größen. Wächst ein Jugendlicher aus einer Garnitur heraus, bekommt er beim Tauschtag die nächste Größe. Lediglich eine einmalige Aufnahmegebühr fällt an. In ihr Erwachsenen-Häs stecken die Trachtler freilich schon einiges an Geld. Wenn Vater und Großvater so zusammenzählen, tragen beide Männer jeweils Kleidung für rund 2000 Euro, die Jacke noch nicht mitgerechnet.

    Natürlich wird Wert auf die Details gelegt. Handgesticktes Edelweiß darf es schon sein auf den Hosenträgern. Den Velourshut schmückt ein Adlerflaum. Für den allein geben Kenner schon mal 400 Euro aus.

    Das fesche Äußere wird allgemein hochgehalten im Gau. Wertungsrichter achten penibel darauf, ob eine Gruppe ein sauberes Bild abgibt. Ein Gehör für den Rhythmus der Musik sollten Plattler ebenfalls mitbringen. „Wenn des jemand am Anfang noch nicht so hat, macht’s aber auch nichts“, sagt Hans Zodel. Für die Gemeinschaft der Wageggler mit ihren 150 Mitgliedern zähle nicht allein, wer am besten tanzt. Früh anzufangen schadet freilich nicht. Mit fünf Jahren beginnen die Jüngsten. Und lernen bald einmal, auf was es so nebenbei noch ankommt. Kaugummi ist beispielsweise verpönt. Und es gibt eine „Tschüss-Kasse“. 20 Cent werden für das Unwort fällig. „Bei uns heißt des Pfiat di.“

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