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Smörre-blöd! Weshalb Ikea nun doch nicht nach Memmingen kommt

Entscheidung getroffen

Smörre-blöd! Weshalb Ikea nun doch nicht nach Memmingen kommt

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    Eine Ikea-Filiale wird es auch künftig in Memmingen nicht geben, obwohl bereits konkrete Pläne existiert hatten. Der Möbelkonzern hat seine Strategie geändert und konzentriert sich nun unter anderem auf Metropolregionen.
    Eine Ikea-Filiale wird es auch künftig in Memmingen nicht geben, obwohl bereits konkrete Pläne existiert hatten. Der Möbelkonzern hat seine Strategie geändert und konzentriert sich nun unter anderem auf Metropolregionen. Foto: Peter Gercke/dpa

    Ikea kommt nicht nach Memmingen: Der Möbelkonzern hat seine ursprünglichen Pläne über den Haufen geworfen und wird am Autobahnkreuz keine Filiale eröffnen. Das Unternehmen verfolge eine „neue Expansionsstrategie“, sagte Ikea-Manager Johannes Ferber in einem Exklusiv-Interview mit der Allgäuer Zeitung. „Wir bauen keine Standard-Möbelhäuser mehr auf der grünen Wiese.“ Der Fokus liege stattdessen auf Innenstädten und Metropolregionen.

    Memmingens Oberbürgermeister Manfred Schilder (CSU) sprach am Donnerstag von einer „gewissen Enttäuschung“, sagte allerdings auch: „Das kommt jetzt nicht wirklich überraschend.“

    Die jetzige Entwicklung hatte sich bereits vor einem Jahr angedeutet: Damals gab Ikea bekannt, entgegen der ersten Planungen kein 18.000 Quadratmeter großes Möbelhaus am Memminger Autobahnkreuz zu bauen. Schon im April 2018 begründete das Unternehmen diesen Schritt mit einer neuen Firmenpolitik. Pläne für Filialen in Castrop-Rauxel und Bottrop gab Ikea damals auf, der Stadt Memmingen machte der Möbelriese noch Hoffnung: Denkbar seien ein kleineres Möbelhaus und ein Lager für von Online-Kunden bestellte Waren, hieß es.

    So hätte es aussehen sollen - jetzt aber ist klar: Ikea wird kein großes Einrichtungshaus im Allgäu bauen.
    So hätte es aussehen sollen - jetzt aber ist klar: Ikea wird kein großes Einrichtungshaus im Allgäu bauen. Foto: Ikea

    Mit dem Memminger Projekt habe sich der Konzern länger auseinandergesetzt, weil er bereits ein 15 Hektar großes Grundstück gekauft hatte, sagte jetzt Johannes Ferber gegenüber der AZ. Er ist bei Ikea Deutschland für Immobilien und Expansion zuständig. Letztlich habe der Möbelriese entschieden, „dass wir aus dem Projekt aussteigen. Wir sind von dramatischen Entwicklungen im Einzelhandel überholt worden“.

    Wir sind von dramatischen Entwicklungen im Einzelhandel überholt worden.Ikea-Manager Johannes Ferber

    Ferber meint damit den wachsenden Anteil des Online-Geschäfts. Ein Auslieferungslager für im Internet bestellte Waren komme in Memmingen aber nicht infrage, da der Standort von großen Märkten wie München und Stuttgart zu weit entfernt sei. Zudem konzentriere sich Ikea bei der Suche nach Filialen auf Stadtzentren, die gut mit dem Öffentlichen Nahverkehr erreichbar sind, sagte Ferber.

    Ikea-Grundstück: Was passiert jetzt mit dem Gelände?

    Erledigt sind damit auch Pläne für ein angegliedertes Fachmarkt-Zentrum, gegen das sich Händler aus der Memminger Innenstadt gewehrt hatten. Es sollte ursprünglich neben der Filiale entstehen. Für das 15 Hektar große Grundstück am Autobahnkreuz gebe es bereits Interessenten, sagte Ferber. „Wir werden aber nichts übers Knie brechen und nur verkaufen, wenn es auch im Sinne der Stadt ist.“

    Noch sei es „völlig verfrüht zu sagen, was dort entstehen könnte“, betonte Schilder. Von einem in Memmingen diskutierten Neubau des Klinikums bis zu einem Technologie-Park sei vieles denkbar, lautet die Einschätzung des Landtagsabgeordneten Klaus Holetschek (CSU). Er plädiert dafür, mit der Wirtschaft nach Lösungen zu suchen und „hochwertige Arbeitsplätze“ zu schaffen.

    Nicht enttäuscht über die Entscheidung von Ikea ist Memmingens Einzelhandelsverband. Dessen Vorsitzende Mechthild Feldmeier zeigt sich „sehr erleichtert“. Aus ihrer Sicht hätte gerade das Fachmarktzentrum der Innenstadt „sehr geschadet“. Das sieht auch Gerhard Pfeifer so. Der Memminger Firmenchef und stellvertretende Präsident der Industrie-und Handelskammer sagt: „Eine Konzentration auf Großinvestoren ist problematisch.“ Nun müsse die Stadt die Situation „sachlich und sauber“ analysieren – für eine sinnvolle Vermarktung des Areals.

    Das war zu erwarten - Kommentar von Helmut Kustermann:

    Ein Jahr lang hat Ikea die Stadt Memmingen hingehalten und jetzt eine wenig überraschende Nachricht verkündet: Der Möbelkonzern vollzieht eine Rolle rückwärts und gibt seinen ursprünglichen Plan auf, am Autobahnkreuz eine Filiale zu eröffnen. Als Ikea vor einem Jahr eine neue Firmenstrategie bekannt gab, konnte man schon erahnen, dass Memmingen am Ende leer ausgehen würde. Damals hieß es, dass der Möbelkonzern seinen Fokus künftig auf Metropolregionen und Innenstädte legen will. Vor diesem Hintergrund passte der Allgäuer Standort nicht mehr ins Raster.

    Ein Weltkonzern wie Ikea in der Region, das hätte schon Charme gehabt. Doch hier geht es nicht nur ums Prestige. Das Allgäu als Einzelhandels-Standort wäre mit Ikea noch attraktiver geworden. Zahlreiche Kunden von außerhalb, die bisher noch nicht hier einkaufen, wären in die Region gekommen. Und Allgäuer Ikea-Kunden hätten nicht mehr nach Ulm oder Augsburg fahren müssen. Es ist schade, dass der Möbelriese der Region jetzt die kalte Schulter zeigt.

    Das heißt aber nicht, dass sich auf dem Areal am Memminger Autobahnkreuz nun nichts Sinnvolles entwickeln wird. Die Lage dieser 15 Hektar großen Fläche ist für Firmen derart reizvoll, dass es sicher nicht schwierig ist, einen oder mehrere Abnehmer zu finden. Ikea als Besitzer des Grundstücks hat zugesagt, beim Verkauf der Fläche nicht gegen den Willen der Stadt zu handeln. Das ist ein ganz wichtiges Signal und die Gewähr dafür, dass an dieser Schlüsselstelle etwas Vernünftiges entsteht, das dem starken Industrie-Standort Memmingen gut zu Gesicht steht.

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