Händeschütteln gab es nicht, stattdessen ein Winken aus der Ferne und spontanen Applaus: Es sind besondere Umstände, unter denen sich Markus Söder (CSU) und Winfried Kretschmann (Grüne) an diesem Donnerstag in Ulm treffen. Die Regierungschefs von Bayern und Baden-Württemberg wollen über die nächsten Schritte in der Corona-Krise beraten. Söder redet von "Schulterschluss" und "Südschiene", als die beiden Amtskollegen vor die Kameras treten - mit etwas Abstand natürlich. Passanten am Ulmer Rathaus applaudieren.
Die Ministerpräsidenten tragen Mundschutz. Söder mit einem Tuch in weiß-blauen Landesfarben. Kretschmann mit Botschaft: "Wir halten zusammen. Auch mit Abstand." Und so geht es nach nur wenigen Minuten ins Rathaus, das Goldene Buch wartet auf den bayerischen Ministerpräsidenten.
Zu dem Essen im kleinen Sitzungssaal hatte Kretschmann geladen. Das letzte persönliche Treffen der beiden Ministerpräsidenten ist Wochen her. Der Süden müsse in der Krise zusammenstehen, erklärt Kretschmann bei einer Internet-Übertragung. Die Südschiene sei wichtig, "weil wir dadurch die Power haben gegen andere, die da zu schnelle Lockerungen fordern, gegenzuhalten", betont der Grünen-Politiker, der sich im Vergleich zu seinem bayerischen Amtskollegen in den vergangenen Wochen mit seinen Äußerungen zurückhaltender gezeigt hat.
Markus Söder: Südschiene setzt auf konsequentes Handeln in der Corona-Krise
Auch Söder betont die Richtigkeit und Wichtigkeit der Südschiene. Er lässt sich bei der Umsetzung der Öffnung von Corona-Beschränkungen aber nicht von seinem Weg abbringen. So sind in Bayern viele Geschäfte eine Woche länger geschlossen als in Baden-Württemberg. Das sorgt nicht nur beim bayerischen Einzelhandel für Unmut.
Und auch die Abschlussklassen im Freistaat, die ab Mai wieder in die Schulen dürfen, starten eine Woche später als die in Baden-Württemberg. Ob Bayern sich denn nicht etwas an das Nachbarland anpassen will, wird Söder gefragt. "Wir haben uns jetzt für unseren Weg entschieden, der bleibt", so der CSU-Parteichef. Trotz der einwöchigen Verzögerung sei doch der Grundtenor der gleiche, betont Söder. Die Maßstäbe müssten letztlich gleich sein.
Corona: Bayern und Baden-Württemberg besonders betroffen
Bayern und Baden-Württemberg sind besonders von der Corona-Pandemie betroffen und gehören zu den bundesweit am stärksten betroffenen Ländern. Kurz nacheinander haben beide Bundesländer in dieser Woche die Einführung einer Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln und beim Einkaufen ab dem kommenden Montag beschlossen.
Im Freistaat sind laut dem Robert Koch-Institut (RKI) aktuell mehr als 39.800 Menschen infiziert, in Baden-Württemberg mehr als 29.300 - somit zählt das RKI fast die Hälfte aller bundesweit infizierten Menschen im Süden des Landes.