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„Trockenheit in Bayern: Landwirtschaft leidet unter Ernteausfällen und Klimawandel“

Landwirtschaft

„Es gibt Ecken, wo es wirklich katastrophal ist“: Trockenheit führt zu Ernteausfällen in Bayern

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    In Bayern steht die Getreideernte bevor. Der Bauernverband geht von einer regional sehr unterschiedlichen und insgesamt unterdurchschnittlichen Ernte aus.
    In Bayern steht die Getreideernte bevor. Der Bauernverband geht von einer regional sehr unterschiedlichen und insgesamt unterdurchschnittlichen Ernte aus. Foto: Nicolas Armer, dpa (Archivbild)

    Nach der Flut im vergangenen Jahr macht Bayerns Bauern nun die Trockenheit schwer zu schaffen. Über Monate hinweg ist im Freistaat zu wenig Regen gefallen, hinzu kam die ungewöhnliche Hitzeperiode Ende Juni. All das wirkt sich negativ auf die bevorstehende Ernte aus, betont Hermann Greif, Getreidepräsident des bayerischen Bauernverbands aus Oberfranken. „Es gibt Ecken in Bayern, wo es wirklich katastrophal ist.“ Die Folgen sieht man auf den Feldern und Äckern: Wiesen sind braun, die Wintergerste bereits früher als sonst abgeerntet. Und beim Weizen sind die Ähren klein geblieben. Vor allem in Unter- und Oberfranken, aber auch im Norden Schwabens ist das Getreide aufgrund der letzten Hitzewelle frühzeitig abgereift. „Zum Teil sind die Bestände notreif geworden“, erklärt Greif. Die Körner werden dann vorzeitig hart und schrumpelig, bevor sie vollständig reif sind. Das Getreide dient dann allenfalls noch als Futtergetreide.

    Insgesamt geht man beim Bayerischen Bauernverband in diesem Sommer von einer unterdurchschnittlichen Ernte aus. Beim Getreide rechnet Greif mit einem Rückgang von zehn Prozent im Vergleich zum Durchschnitt des letzten zehn Jahre, stellenweise dürfte das Minus bei 30 bis 40 Prozent liegen. Dabei war bereits die letztjährige Getreideernte in Bayern die schlechteste seit sechs Jahren.

    In allen Regionen Schwabens hat es zu wenig geregnet

    In Südbayern war es in den vergangenen acht Monaten so trocken wie noch nie in den vergangenen 75 Jahren, wie aus den Daten des Landesamts für Umwelt hervorgeht. Insgesamt fiel zwischen November und Juni ein Drittel weniger Niederschlag, als in diesem Zeitraum sonst üblich ist. „Und selbst der Regen, der jetzt kommt, hilft nichts mehr“, betont BBV-Vertreter Greif. „Für das Getreide ist es vorbei.“ Auch Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) spricht von einem „witterungstechnisch wieder sehr schwierigen Jahr“ für die Landwirte. Beim Getreide führte jeder extreme Hitzetag zu 50 bis 100 Kilogramm weniger Ertrag pro Hektar. „Das sind pro Tag circa 2.000 Semmeln, die einfach mal weg sind.“

    Auch in Schwaben ist die Lage problematisch, betont Stephan Bissinger, Bezirkspräsident des bayerischen Bauernverbands. „Das Wasser fehlt überall. Es hat in allen Regionen zu wenig geregnet.“ Vor allem in Nordschwaben, wo noch weniger Niederschläge gefallen sind als im Rest Schwabens, sei die Lage „katastrophal“. Selbst im tendenziell regenreicheren Ostallgäu habe man in diesem Jahr eine Trockenheit erlebt, wie man sie bisher nicht gekannt habe. Mais und Zuckerrüben hätten über Wochen gar nicht gekeimt, weil das Wasser fehlte. Bei Kartoffeln und Rüben hätten die hohen Temperaturen der vergangenen Wochen zudem deutliche Schäden angerichtet.

    Für die Landwirte ist die Lage vor allem schwierig, weil schwache Erträge auf schlechte Preise treffen. Für das Getreide erhalten die Bäuerinnen und Bauern seit Jahren immer weniger Geld, auch wenn das der Kunde beim Bäcker nicht bemerkt. Der Preis für Brotweizen etwa hat sich im Vergleich zu 2022 fast halbiert. „Semmeln und Brot kosten trotzdem nicht weniger“, sagt Greif. Für Dünger, Maschinen und Betriebsstoffe zahlen die Landwirte seit einigen Jahren aber deutlich mehr. „Für reine Ackerbaubetriebe ist die Lage wirklich ernst“, sagt Greif. Auch der schwäbische Bezirkspräsident Bissinger spricht von „frustrierenden Bedingungen“ Hinzu kommt die unsichere politische Lage. „Es reicht ein Tweet von US-Präsident Donald Trump, der abwechselnd mit horrenden Zöllen und deren Aufschub droht, und unsere Preise sind kaputt“, sagt Getreidepräsident Greif. Sowohl für Weizen, als auch für Gerste seien die Erträge dermaßen im Keller, dass man nicht mehr kostendeckend arbeiten könne.

    Die heimischen Bauern spüren die Folgen des Klimawandels immer stärker. Und der Druck, sich anzupassen, wird immer höher. Es gelte, so wasserschonend wie möglich zu arbeiten und tiefe Bodenbearbeitung zu vermeiden, heißt es beim Bauernverband. Zudem setzen die Landwirte auf hitze- und trockenresistentere Sorten. Flächen zu beregnen, sei allenfalls bei Kartoffeln, Rüben, Obst und Gemüse möglich, heißt es auch beim Ökoanbauverband Bioland. Greif sagt: „Beim Getreide wird es bei uns keine Beregnung geben, da sind wir schnell an wirtschaftlichen Grenzen angelangt.“

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