Kühe melken, bei der Stallarbeit helfen oder einen Namen für das neugeborene Kälbchen suchen. Für die Gäste, die ihren Urlaub auf einem Bauernhof verbringen, ist viel geboten. Der Tourismus ist auf vielen Betrieben ein wichtiger Nebenverdienst - beispielsweise beim Bauernhof Eger in Obereinharz und bei Wiedemanns in Oberreute. Das zusätzliche Einkommen entlastet viele Bauern während der Milchpreiskrise.
Seit den 60er Jahren beherbergt der Bauernhof Wiedemann in Oberreute Feriengäste. „Ich bin froh um das zweite Standbein bei dem jetzigen Milchpreis“, sagt Markus Wiedemann. Durch einen Umbau im Jahr 2003 vergrößerte sich das Übernachtungsangebot von eine auf drei Ferienwohnungen. Viele Familien mit Kindern, aber auch Paare von jung bis alt besuchen den 45-jährigen Landwirt und seine Frau. „Wir haben dadurch viele Freunde gewonnen“, sagt die Bäuerin. Etwa 60 Prozent der Urlauber seien Stammgäste.

Neben 110 Rindern, leben auch Ponys, Zwergziegen, Hasen, Hühner, Katzen und ein Esel auf dem Hof. „Die meisten Gäste sind sehr interessiert, wollen mithelfen und mehr über die Landwirtschaft wissen“, sagt Markus Wiedemann. Die Urlauber sind bei Kälbergeburten dabei, fahren mit dem Traktor mit oder wollen wissen, wo die Milch herkommt. „Sie wollen hier eine aktive Landwirtschaft erleben“, sagt seine Frau.
Landidylle wie im Bilderbuch
Urlaub auf dem Bauernhof hat auch bei Familie Eger in Obereinharz seit fast 20 Jahren Tradition. „Wir hatten einen 120 Quadratmeter großen, ungenutzten Dachboden.“ Eingebaut wurden zwei Ferienwohnungen. Seit Jahren schon hat die Bauernfamilie 230 Übernachtungen im Jahr. „Unser Hof hat Alleinlage und Panoramablick, das schätzen die Gäste sehr“, sagt die Bäuerin Barbara Eger (55), die mit ihrem Mann Andreas (57) einen Milchviehbetrieb mit 30 Kühen und 30 Stück Jungvieh betreibt. Jede der Wohnungen hat einen eigenen Balkon, „1999 haben wir noch ein Gartenhaus mit Terrasse angebaut. Da sitzen die Gäste auch sehr gerne und genießen den Blick in die Berge.“ Strategisch liegt der Hof günstig. In einer Sackgasse in idyllischer Gegend - ohne Durchgangsverkehr. „Da können die Eltern die Kinder vor dem Haus laufen lassen, ohne Sorge habe zu müssen wegen des Verkehrs“, sagt die Bäuerin.
Urlaub auf dem Bauernhof
Gäste erleben den Alltag auf einem aktiv bewirtschafteten Bauernhof.
Mir Allgäuer
Etwa 500 Betriebe aus den Landkreisen Lindau, Ober-, Ost- und Unterallgäu gehören dem Verein „Mir Allgäuer“ an. Er kümmert sich unter anderem um die Vermarktung der Höfe durch eine Internetplattform und einen Katalog.
Spezialisierungen
200 der Mir-Allgäuer-Bauernhöfe sind spezialisiert. Es gibt unter anderem Kinderbauernhöfe, Kräuterlandhöfe, Alpenwellnesshöfe, Kneipp-Gesundheitshöfe, Kräuterlandhöfe und Reiterhöfe.
Sie ist stolz darauf, viele Stammgäste zu haben. „Es gibt welche, die waren schon 20-mal da, damals als Kind und jetzt mit den eigenen Kindern.“ Dass die Buben und Mädchen der Urlaubsgäste am Hof mithelfen, das ist ganz selbstverständlich für die Bauernfamilie. „Sie dürfen beim Austreiben und beim Heumachen helfen und auch bei der Stallarbeit.“ Das gehöre dazu.
Urlaub im eigenen Land gefragter denn je
Alexander Schneider (41) war schon oft auf dem Hof der Egers, vor 16 Jahren das erste Mal, damals noch ohne Kinder. „Meine Frau Melanie und ich fanden das toll - und kommen seitdem immer wieder.“ Zwei Wochen nur am Strand liegen, das wäre ihm zu langweilig. „Es riecht nach Heu, die Kinder amüsieren sich und der Blick in die Berge ist unvergleichlich.“ Um das Haus herum ist alles piccobello, Sommerblumen blühen, an den Fenstern prangen hellrote Geranien. „Ja, das ist schon viel Arbeit“, sagt Barbara Eger, „aber die Gäste honorieren es“.
Dieses Jahr sei die Nachfrage besonders groß gewesen. Wegen der angespannten politischen Situation sei derzeit Urlaub im eigenen Land besonders gefragt, sagt Eger. Viele Anfragen seien aus Bayern gekommen. Die meisten Urlauber kommen aber, wie Familie Schneider, aus Baden Württemberg, viele Gäste seien auch aus Nordrhein-Westfalen. Es kämen auch schon lange nicht mehr nur Eltern mit Kindern, oft seien es auch Großeltern mit Enkeln. Egers sind Mitglied der Organisation Urlaub auf dem Bauernhof - Mir Allgäuer„. Der Verein wurde 2003 gegründet und vertritt die Interessen von 500 Familien aus dem gesamten Allgäu, die Urlaub auf dem Bauernhof anbieten.