Nach dem Tretbootunfall im Eibsee geht die Suchaktion nach einem Vater und seinem kleinen Sohn weiter. Die beiden waren am Samstagmittag an einer der tiefsten Stellen des Sees untergegangen. Seit Montagmorgen sind der Polizei zufolge wieder Taucher, Boote und ein Hubschrauber im Einsatz auf dem See. Die Wasserwacht, die sich mit etwa 70 Ehrenamtlichen an der Suche beteiligt, setzt Sonargeräte ein, um die Körper der beiden zu orten.
Der sechsjährige Junge war vom Tretboot ins Wasser gefallen. Sein 33-jähriger Vater sprang hinterher, um das Kind zu retten. Doch auch er ging in dem Alpensee unter. Wenige Minuten nach dem Notruf begannen die Suchmaßnahmen. Hinweise auf Fremdverschulden lägen nicht vor, teilte die Polizei mit. Sonst gibt es bislang keine Erkenntnisse dazu, weshalb Vater und Sohn so plötzlich von der Wasseroberfläche verschwanden. Der bei Ausflugsgästen und Wanderern beliebte Eibsee, der auf fast 1000 Metern Höhe liegt, ist einer der kältesten Seen in Bayern.
Nicht nur am Eibsee: 2025 könnte es besonders viele Badeunfälle geben
Sohrab Taheri-Sohi, Sprecher der Wasserwacht im Freistaat, will sich nicht an Spekulationen zu dem Unglück beteiligen. „Insgesamt stellen wir fest, dass wir seit Anfang Juni eine alarmierend hohe Anzahl an Badetoten haben“, sagt er. Innerhalb der vergangenen 36 Tage kamen ihm zufolge mindestens 27 Menschen bei Badeunfällen ums Leben – zum Vergleich: Das entspricht 40 Prozent aller Badetoten aus dem gesamten Jahr 2024.
„Wir hatten dieses Jahr sehr schnell sehr warme Außentemperaturen. Aber das Wasser hatte keine Zeit, sich mit aufzuwärmen.“ Wenn man jedoch überhitzt in kaltes Wasser springe oder falle, sei das Risiko für einen Kreislaufkollaps auch bei gesunden Menschen groß. Während man an der Luft bei einem solchen Zusammenbruch weiteratme, sei unter Wasser natürlich kein Sauerstoff verfügbar. „Das kann tödlich enden.“ Die Wasserwacht empfiehlt, sich vor dem Schwimmen oder dem Sprung ins Wasser langsam abzukühlen, etwa die Oberschenkel mit Wasser einzureiben.

„Zudem registrieren wir mittlerweile sehr viele Menschen, die sich auch als Nichtschwimmer aufs Wasser begeben“, sagt der Sprecher - etwa auf einem sogenannten Stand-up-Paddle (SUP). Die Wasserwacht empfiehlt aus all diesen Gründen selbst guten Schwimmern dringend, auf Booten oder SUPs eine Schwimmweste zu tragen. „Eine korrekt angebrachte Schwimmweste kann lebensrettend sein“, sagt Taheri-Sohi. Auch bei einem Kreislaufkollaps sorge sie dafür, dass man mit dem Kopf über der Wasseroberfläche bleibe. Auf Passagierschiffen in Bayern sind solche Rettungsmittel Pflicht, auf Tret- und Ruderbooten nicht. Die Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) fordert angesichts des Eibsee-Unglücks: „Ob Tretboot, Kanu, Sportboot oder irgendein anderes Gefährt auf Gewässern: Das Tragen solcher Westen sollte selbstverständlich und zumindest für Kinder verpflichtend vorgeschrieben sein.“
Frau und Tochter des Mannes waren mit im Tretboot auf dem Eibsee
Ob der vermisste Vater und sein Sohn Schwimmwesten trugen, ist öffentlich nicht bekannt. Die 34-jährige Mutter des vermissten Kindes sowie die vierjährige Tochter des Paares aus Unterfranken saßen ebenfalls im Boot.
Man suche jetzt „die Nadel im Heuhaufen“, hatte einer der an der Suche beteiligten Retter am Wochenende gesagt. Der Wasserwacht-Sprecher bestätigt das. Wenn ein Körper untergeht, ist er nämlich nicht zwangsläufig auf dem Seegrund zu suchen. „Er kann auch auf halber Höhe treiben.“ Deswegen genüge es eben nicht, den Boden des stellenweise mehr als 30 Meter tiefen Eibsees und dessen Oberfläche zu scannen. „Je größer das Volumen eines Sees, desto unwahrscheinlicher wird eine schnelle Rettung.“
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