Waldbrände gelten längst als unmittelbare Bedrohung durch den Klimawandel – Dürreperioden, steigende Temperaturen und Extremwetterereignisse erhöhen weltweit die Feuergefahr. Wie übertragbar sind diese Entwicklungen auf Bayern? Eine aktuelle Auswertung der Luftrettungsstaffel Bayern und neue Maßnahmen der Regierungsbezirke geben Aufschluss über die Lage im Freistaat.
Waldbrandgefahr in Bayern: Auffällige Wetterlage bremste 2024 die Einsätze
Im vergangenen Jahr waren die Luftbeobachter der bayerischen Luftrettungsstaffel auf Anordnung der Regierungsbezirke zu insgesamt 106 Einsätzen unterwegs. Das ist deutlich weniger als in üblichen Jahren, in denen üblicherweise „500, 600 oder manchmal sogar 1000 Flüge“ stattfinden, wie ein Sprecher auf Anfrage erklärt.
Der Grund: „Im vergangenen Jahr hatten wir ein Extremwetter, wie es in Bayern noch nie gab“, erläutert er. Nach mehreren heißen Tagen kam es im Sommer 2024 regelmäßig zu heftigen Niederschlägen und Überschwemmungen – Flüge zur Waldbrandüberwachung wurden dadurch seltener erforderlich.
Stattdessen unterstützten die ehrenamtlichen Piloten der Luftrettungsstaffel Bayern gemeinsam mit geschulten Förstern und Feuerwehrleuten häufig die Bodenkräfte bei Hochwassereinsätzen, insbesondere in Schwaben und Oberbayern.
Flächenbrand vermeiden: Neue Flugbeobachtungen in mehreren Regierungsbezirken
2025 dürften wieder mehr Einsätze bevorstehen: Die Waldbrandgefahr in Bayern steigt aktuell erneut – daher haben mehrere Bezirksregierungen Luftbeobachtungsflüge angeordnet. Die Regierung von Mittelfranken etwa hat für Donnerstag bis Sonntag Überwachungsflüge ansetzen lassen. Auch in Unterfranken, Oberfranken, Oberbayern und der Oberpfalz sollen die Maschinen abheben. Ziel ist es, mögliche Brände frühzeitig zu erkennen und die Feuerwehr rechtzeitig zur Brandstelle zu leiten.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) prognostiziert für die kommenden Tage viel Sonne und hohe Temperaturen – Bedingungen, die viele Menschen zu Ausflügen ins Freie bewegen dürften. Damit es bei Maiwanderungen oder Grillausflügen nicht zu Waldbränden kommt, appellieren die Behörden: Rauchen im Wald ist verboten, ebenso offenes Feuer oder Grillen in bewaldeten Gebieten.
Wälder in Bayern: Regionale Unterschiede bei der Waldbrandgefahr
Die meisten Flüge zur Waldbrandbeobachtung in Bayern wurden 2024 in der Oberpfalz (49) registriert, gefolgt von Oberbayern (15). Deutlich ruhiger war die Lage in Schwaben (2) und Mittelfranken (7). Dem Experten zufolge ist die Oberpfalz aufgrund ihrer ausgedehnten Waldflächen generell stärker waldbrandgefährdet. Auch Unterfranken weist eine erhöhte Gefährdung auf.
Für Oberbayern erklärte der Sprecher der Luftrettungsstaffel eine Besonderheit: „Dort wächst das Risiko bereits früher, wenn nach der Schneeschmelze in höhergelegenen Gebieten die Sonne strahlt.“ Bereits Ende März und Anfang April wurden dort die ersten Waldbrände des Jahres verzeichnet, speziell in Rosenheim und Miesbach war die Gefährdungslage hoch.
Waldbrandgefahrenindex WBI: Ein wichtiges Frühwarnsystem
Ein zentrales Instrument zur Bewertung der Waldbrandgefahr ist der Waldbrandgefahrenindex (WBI) des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Der Index misst das meteorologische Potential für die Entstehung von Waldbränden und stuft die Gefahr auf einer Skala von 1 (sehr geringe Gefahr) bis 5 (sehr hohe Gefahr) ein.
Wetterdaten wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Niederschlag fließen in die Berechnung ein. Gerade in Trockenphasen bietet der WBI wertvolle Orientierungshilfe für Forstbehörden, Einsatzkräfte und Bevölkerung.
Waldbrandgefahr: Menschliches Handeln bleibt Hauptrisiko
Trotz natürlicher Einflüsse bleibt der Mensch die Hauptursache für Waldbrände in Bayern. Laut dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) gingen bis 2020 rund 34 Prozent der Brände nachweislich auf fahrlässiges oder vorsätzliches Verhalten zurück. Nur etwa 4 Prozent werden durch natürliche Ursachen wie Blitzschläge ausgelöst. Bei den restlichen 62 Prozent ist die Ursache unbekannt – Experten gehen jedoch davon aus, dass auch hier überwiegend menschliches Fehlverhalten eine Rolle spielt.
Um die aktuelle Waldbrandgefahr in Deutschland in den kommenden Wochen einzudämmen, wären wie im vergangenen Jahr regelmäßige Niederschläge wertvoll. Sie würden nicht nur den Wasserhaushalt der Wälder stabilisieren, sondern auch die Zahl der notwendigen Beobachtungsflüge reduzieren.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden