Beim Bau der Lodge und der Schulgebäude verwenden die Studenten lokale Materialien wie Bambus und Lehm (Fotos oben). Außerdem schenken sie Teilen aus vom Erdbeben zerstörten Häusern ein neues „Leben“. So entstehen Wände aus alten Fenstern (unten links) oder Türen (unten rechts).
Bild: Supertecture
Beim Bau der Lodge und der Schulgebäude verwenden die Studenten lokale Materialien wie Bambus und Lehm (Fotos oben). Außerdem schenken sie Teilen aus vom Erdbeben zerstörten Häusern ein neues „Leben“. So entstehen Wände aus alten Fenstern (unten links) oder Türen (unten rechts).
Bild: Supertecture
„Entwicklungshilfe nimmt die Menschen oft nicht ernst“, findet Till Gröner. In den ärmsten Regionen der Welt helfen, das möchte er auch. Aber mit einem völlig anderen Ansatz als es die meisten Hilfsorganisationen tun – nämlich mit Architektur. Deshalb baut der Kaufbeurer zusammen mit einer Gruppe Studenten ein ganz besonderes Hotel in dem nepalesischen Bergdorf Dhoksan.
Warum sollen nur ausländische Investoren von der Schönheit Nepals profitieren? Sinnvoller wäre es doch, die Einheimischen könnten das touristische Potenzial ihres Landes nutzen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten – so Gröners Überlegung. Nepal ist das höchstgelegene Land der Welt. Die wunderschöne Natur, die imposanten Gebirgsformationen des Himalaya und der Mount Everest haben eine große Anziehungskraft auf Touristen. Trotz dieses Reichtums leben die Einheimischen oft in großer Armut. Weil sie nicht wissen, wie sie diesen Schatz nutzen können.
Gröner hat die gemeinnützige Firma „Supertecture“ gegründet. Sie bringt junge Architekten und Ingenieure zusammen, die mit ehrenamtlicher Arbeit nachhaltige Hilfen für die Menschen in Nepal schaffen wollen. Begonnen haben sie mit einer Schule in Dhoksan, die nun fast fertig ist.
Das neueste Projekt, sogenannte Community Lodges, also ein Hotel aus mehreren kleinen Häusern, soll einmal der wirtschaftliche Motor des Dorfes werden. Anfangen wollen sie mit der Vermietung einer ersten kleinen Lodge, die derzeit gebaut wird. Sie steht in doppeltem Sinne auf einem guten Fundament: Mit dem Gewinn könnten dann weitere gebaut werden und zum Beispiel Englischlehrer für die Schule im Dorf finanziert werden. „Der Standard staatlicher Bildungseinrichtungen in Nepal ist sehr schlecht“, erklärt Gröner. Wer es sich leisten kann, schickt sein Kind auf eine Privatschule.
Beim Bau der Lodge helfen auch Architekturstudenten aus Kaufbeuren, Stefan Seifert und Michael Elstner, sowie Angela Fendt aus Marktoberdorf.
Seit November sind die jungen Leute dort, planen und bauen – ohne Gehalt, lediglich gegen Unterkunft und Verpflegung. Im März wird noch Stefan Meyer dazustoßen. „Supertecture ist zu einer richtigen Kaufbeurer Familie geworden“, sagt Gröner, der eigentlich aus Berlin stammt, aber schon lange im Allgäu wohnt. Um die ersten Räume zu errichten und den Hotel-Betrieb ins Rollen zu bringen, hat die Gruppe eine Crowdfunding-Aktion im Internet gestartet (siehe Infokasten).
Kommen 15 000 Euro zusammen, kann ein Lodge-Haus gebaut werden, mit 30 000 Euro schon zwei, und so weiter. „Es werden keine Häuser, wie man sie hier im Allgäu kennt“, sagt Gröner. So ist etwa eines aus gespendeten Ziegelsteinen gebaut, die aus Erdbebenruinen stammen. Ein anderes Gebäude wird fast ausschließlich aus alten Fenstern bestehen – ebenfalls Überbleibsel aus Ruinen. Das hat fast schon etwas Spirituelles: In jedem Stein steckt eine Geschichte, jedes Fenster hat einmal einen ganz anderen Blick eröffnet als jetzt. Das gemeinnützige Lodge-Hotel soll, wenn es fertig ist, von einer einheimischen Genossenschaft geführt werden. Sie setzt sich aus rund 1000 Dorfbewohnern zusammen, die selbst entscheiden dürfen, was mit dem erwirtschafteten Geld passiert.
Insel-Hotel in Tansania
Doch nicht nur in Nepal will Gröner mit Architekturprojekten etwas verändern. Vor wenigen Tagen ist er aus Tansania zurückgekehrt. In dem afrikanischen Land liegen Resorts mit Honeymoon-Suiten, die 500 Dollar pro Nacht kosten, neben Elendsvierteln. Die Menschen die dort leben, haben jedoch nichts von dem Geld, das reiche Touristen mitbringen. Deshalb will Gröner seine Idee vom sozialen Hotel auch dort umsetzen. Bemerkenswert ist, dass er dabei von den Missionsbenediktinern aus St. Ottilien unterstützt wird. Denn es soll ein weltliches Hotel werden, das mit der katholischen Kirche nichts zu tun hat. Die Benediktiner wollen trotzdem helfen – weil sie vom karitativen Wert des Projekts überzeugt sind.
Gröner glaubt, dass die Community Lodge in Tansania ein neuer touristischer Magnet werden könnte. Sie soll auf einem Inselareal im schönsten und fischreichsten See Tansanias entstehen. Die Vorbereitungen laufen schon. „In St. Ottilien steht derzeit ein Frachtcontainer, in dem wir Werkzeugspenden und Werkstatteinrichtung sammeln“, sagt Gröner.