Wie, um Gottes willen, übersetzt man ein Allgäuer Volkslied in die Gebärdensprache? Die „Familienmusik Althaus“ aus Fischen sang bei der Festwocheneröffnung (mit tosendem Beifall bedacht) in tiefsten Oberallgäuer Dialekt vom „wilden Bächle, nimm dir noch ein bissle Zeit, schau dir an Berg und Bienelein ...“ Was selbst so mancher einheimische Ehrengast nicht verstand, war für Jimena Sauer ein Klacks: Ihre Hände wirbelten nur so durch die Luft, um den Text für die kleine Gruppe der gehörlosen Zuhörer in Gebärdensprache zu übersetzen. Dazu kam eine Gesichtsgestik mit Spitzmund, aufgerissenen Augen und viel weiterer Mimik. Das Publikum staunte.
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Video/Quelle: Melissa Hellebrandt/a.tv
Die 28-jährige Memmingerin ist Gebärdensprachen-Dolmetscherin. Als Jugendliche hat sie gesehen, wie sich zwei Gehörlose unterhalten haben, und seitdem war für sie klar: „Das will ich auch können.“ Einem Volkshochschulkurs folgte ein Studium. Inzwischen begleitet Sauer Gehörlose beispielsweise bei Arztbesuchen oder unterstützt sie bei Teamsitzungen in Betrieben.
Gebärdensprache, erklärt die junge Frau wortreich, hat mit der deutschen Lautsprache wenig zu tun. Sie habe eine Struktur, eine eigene Grammatik. „Eins-zu-Eins-Übersetzungen gibt es nicht“, sagt Sauer. So wird aus dem allgäuerischen „wilden Bächle“ ein „Bach, wild.“