„Zum Besten aller Wesen“ – so beginnt jeder Buddhist seine Meditation im Europazentrum des Diamantweg-Buddhismus über dem Großen Alpsee bei Immenstadt. Die nächsten zwei Wochen wird es tausendfach heißen: „Zum Besten aller Wesen“. Zu einem Sommerkurs werden heuer bis zu 3500 Teilnehmer aus der ganzen Welt erwartet.

„Besonders freuen sich die Teilnehmer auch dieses Jahr wieder auf die Belehrungen von Lama Ole Nydahl“, heißt es in einer Pressemitteilung des Zentrums. Der 77-Jährige ist Däne, lebt aber aufgrund seiner vielen Reisen „eigentlich aus dem Koffer“, sagt Pressesprecher Jörg Herber. Nydahl verbreitet seit Jahrzehnten die Lehren Buddhas der tibetischen Karma Kagyü-Linie in Europa. Am kommenden Montag um 20 Uhr können auch Interessenten am Buddhismus seinen Worten lauschen: Das Zentrum lädt zu einem öffentlichen Vortrag ein.
Wenn aus Interesse mehr wird, steht ebenfalls eine Begegnung mit dem Lama oder einem anderen geistigen Führer an: Angehende Buddhisten nehmen gegenüber ihm „die Zuflucht“, wie das Ritual der persönlichen Bekenntnis zu der Religion heißt. „Bei einigen Gelegenheiten sind es einige, manchmal auch 50“, sagt Gerhard Waldner vom zweiten Oberallgäuer Buddhismuszentrum Schwarzenberg. Nydahl wird heuer von zwei tibetischen Lehrmeistern, Lama Jigme Rinpoche sowie Meister Kuchung Rinpoche begleitet, die besondere Zeremonien leiten werden, heißt es in einer schriftlichen Mitteilung weiter.
„Kangyur“ und „Tengyr“ sind Begriffe, die jeder Buddhist kennt. Es sind entweder überlieferte direkte Belehrungen Buddhas oder Kommentare dazu. 84 000 davon gibt es, erklärt Waldner. Der Diamantweg konzentriert sich „auf eine Handvoll, auf diese allerdings sehr tiefgehend“, sagt der Buddhist Michael Gellings.
Was macht einen guten Buddhisten aus? "Dass er die Freude nicht verliert."
Was macht einen guten Buddhisten aus? Die Gesprächspartner zögern keinen Augenblick: „Dass er die Freude nicht verliert.“ Und die stete Frage, „was kann ich Gutes für andere tun.“ 400 Buddhisten sind bereits seit einiger Zeit bemüht, Gutes für die Teilnehmer des Sommerkurses zu tun: Die ehrenamtlichen Helfer bereiten das Treffen vor, bauen riesige Zelte auf, eine mobile Großküche und Sanitäranlagen rund um das denkmalgeschützte Gut Hochreute. Miteinander gesprochen wird dabei meist englisch – mit osteuropäischem Einschlag genauso wie mit südländischem.
„Freude“ – das Wort fällt häufig im Gespräch mit Buddhisten. Wobei sich die Anhänger des Diamantwegs nicht missverstanden wissen wollen mit Fehlinterpretationen Fremder, die Buddhismus mit „Leid“, „New Age“ oder „expressivem Tanz“ gleichsetzen. So etwas könnten „nur Leute denken, die uns nicht kennen“. Michael Gellings Worten nach legen Diamantweg-Buddhisten großen Wert darauf, ihr normales Leben zu leben „und im Beruf besonders gut zu sein, als Vorbild“. Er selbst ist Gymnasiallehrer.
Lama Nydahl wird in der Pressemitteilung zitiert: „Mein Ziel ist es, die jahrtausendalte Weisheit des Buddhismus den Menschen in der modernen Welt auf eine Weise zugänglich zu machen, die mit Familie und Beruf vereinbar ist. Es bedarf keines hierarchisch-klösterlichen Systems, um festgefahrene Vorstellungen zu durchbrechen.“
Waldner sagt es so: „Der Lehrer muss die Fähigkeit, die riesige Freude in uns zu erwecken, in sich haben und weitergeben.“ Tausende werden in den nächsten zwei Wochen genau hinhören und die laut Gellings drei wichtigsten Werte zu leben versuchen: Furchtlosigkeit, Liebe, Mitgefühl.