Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Zum Tanken über die Grenze - Allgäuer Tankstellenbesitzer leiden

Wut über Spritpreise

Zum Tanken über die Grenze - Allgäuer Tankstellenbesitzer leiden

    • |
    • |
    Eine Tankstelle im Tiroler Außerfern: Obwohl keine Ferien sind und es Montagnachmittag ist, bilden sich an den Zapfsäulen Autoschlangen: Hier lässt sich derzeit Geld sparen.
    Eine Tankstelle im Tiroler Außerfern: Obwohl keine Ferien sind und es Montagnachmittag ist, bilden sich an den Zapfsäulen Autoschlangen: Hier lässt sich derzeit Geld sparen. Foto: Matthias Becker

    Wer in diesen Tagen im benachbarten Österreich tankt, kann ordentlich Geld sparen. Lässt man sich beispielsweise 50 Liter Sprit in den Tank laufen, beträgt die Ersparnis nach dem gestrigen Preisniveau etwa zehn Euro – oder mehr. Durch die unterschiedlich hohe Besteuerung in Deutschland und Österreich ergebe sich eine Preisdifferenz von 15 Cent, sagt Autofahrer Kristian Rath aus dem Oberallgäuer Oberjoch. Einen Preisunterschied in dieser Höhe habe es in den vergangenen Jahren denn auch in den vergangenen Jahren immer gegeben. Was Rath auf die Palme bringt: Seit im Laufe dieses Jahres der Literpreis nach oben geschossen ist, habe sich der Unterschied zwischen den beiden Ländern massiv vergrößert – auf über 28 Cent. Die Autofahrer in Deutschland würden wohl für dumm verkauft, sagt Rath.

    25 Cent Unterschied pro Liter und mehr: So sind die Preise in Österreich.
    25 Cent Unterschied pro Liter und mehr: So sind die Preise in Österreich. Foto: Matthias Becker

    Von 15 auf 28 oder sogar 36 Cent Differenz pro Liter

    Zwar werde das Niedrigwasser auf Flüssen und damit höhere Transportkosten als Grund für den Preis genannt, doch das sei „schlichtweg nicht glaubhaft“. Genauso sieht das Wolfgang Zeier aus Sonthofen, der am Wochenende einen Ausflug nach Vorarlberg mit einem Tankstopp verbunden hat. 36 Cent pro Liter hat er im Vergleich zur teuersten Tankstelle in Sonthofen gespart. Autofahrer Zeier spricht von Abzocke und Preistreiberei.

    Alexander von Gersdorff, Sprecher des Mineralölwirtschaftsverbandes in Deutschland, weist das zurück. Der Spritpreis-Anstieg hänge ganz entscheidend mit dem Niedrigwasser auf dem Rhein zusammen, sagt er. Dadurch hätten sich die Transportkosten für den Sprit massiv verteuert. Nach seinen Worten kommt das Öl zumeist aus der Pipeline, der Sprit aus der Raffinerie werde dann aber häufig per Schiff weitertransportiert und schließlich von den Flusshäfen mit dem Lastwagen zu den Tankstellen gefahren. Der im Allgäu verkaufte Sprit komme aus Raffinerien in Karlsruhe und Ingolstadt. Auf dem Kraftstoffmarkt in Bayern wirke sich zudem die verheerende Explosion in der Bayernoil-Raffinerie in Vohburg an der Donau im vergangenen September aus. Bis dort wieder Sprit hergestellt werden kann, wird es voraussichtlich noch längere Zeit dauern.

    Der im Allgäu verkaufte Sprit kommt aus Raffinerien in Karlsruhe und Ingolstadt. Auf dem Kraftstoffmarkt in Bayern wirke sich zudem die verheerende Explosion in der Bayernoil-Raffinerie in Vohburg an der Donau im vergangenen September aus, sagt Alexander von Gersdorff, Sprecher des Mineralölwirtschaftsverbandes in Deutschland.

    Der Sprecher des Mineralölverbandes verweist zudem darauf, dass derzeit auch ein Nordost-Südwest-Preisgefälle über Deutschland bestehen. Gestern Mittag beispielsweise kostete der Liter Sprit (E10) in Bremen 1,446 Euro, in Konstanz 1,779 Euro (Quelle: clever-tanken.de ). „Süddeutschland ist von der Hochpreissituation besonders betroffen“, sagt von Gersdorff. Mit einer Preisentspannung sei erst zu rechnen, wenn der Rheinpegel wieder deutlich ansteigt. Der Sprecher des Mineralölverbandes äußert aber auch Verständnis: „Ich kann den Ärger der Autofahrer verstehen.“

    Es trifft die Allgäuer Tankstellen-Betreiber

    Besonders hart trifft es in diesen Tagen die deutschen Tankstellenbetreiber in Grenznähe. Zum Beispiel Bene Adovara in Bad Hindelang-Oberjoch. Nur ein paar Kilometer von Oberjoch entfernt, in Schattwald im Tannheimer Tal, bildet sich jeden Tag eine Schlange von Tankkunden. Nicht nur an Wochenenden. Manche füllen sich sogar noch mehrere Ersatzkanister – um einige Cent oder wenige Euro zu sparen. Viele wissen nicht einmal, dass sie damit gar nicht durch die Gegend fahren dürfen und der Gesetzgeber das streng bestraft. Während an den Tankstellen in Tirol der Rubel rollt, herrscht Flaute bei Adovara. Er hofft, dass sich die Situation bis zu den Weihnachtsferien, wenn die Touristen kommen, entspannt.

    Der ADAC widerspricht

    Davon aber ist momentan nicht auszugehen. Denn bis auf Weiteres soll es trocken bleiben – vor allem in Süddeutschland. Der Rheinpegel würde aber nur dann nennenswert steigen, wenn es längere Zeit ergiebig regnet.

    Der ADAC könne der Begründung der Konzerne für die Preiserhöhung nicht folgen, sagt Verkehrsexperte Florian Hördegen. Mit dem Transportkosten-Anteil könne eine solche Preiserhöhung wie in den vergangenen Monaten nicht erklärt werden.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden