Brunftkämpfe können in seltenen Fällen tödlich enden. Das ist bekannt. Besonders dramatisch waren jedoch die Umstände eines Tierdramas, das sich am Dienstag in den frühen Morgenstunden auf einer Wiese im Stillachtal abspielte.
Ein Hirsch hatte sich mit seinem Geweih in einem Weidezaun verfangen, als er von einem anderen Hirsch angegriffen wurde. In seiner Panik gelang es ihm zwar sich loszureißen. Doch die Folgen waren verhängnisvoll: Er trug meterweise Draht auf dem Geweih. Im weiteren Verlauf verhedderten sich beide Hirsche heillos mit ihren Stangen im Draht-Wirrwarr. Es begann ein stundenlanger Kampf um Leben und Tod.
So zumindest rekonstruieren Oberstdorfer Jäger später die buchstäblich verworrenen Ereignisse. "Dass sich ein Hirsch in einem Weidezaun verfängt, kommt gelegentlich vor. Aber so eine Situation wie diese habe ich noch nie erlebt", sagt Revierjagdmeister Christian Kaiser, der in Oberstdorf für ein 3.700 Hektar großes Gebiet zuständig ist.
Ein Wanderer alarmierte die Weidmänner. Als sie gegen neun Uhr morgens am "Tatort" eintrafen, waren beide Hirsche am Ende ihrer Kräfte. Einer der beiden verendete bald darauf. Der andere blieb durch das Draht-Wirrwarr auf Gedeih und Verderb an das zentnerschwere tote Tier gefesselt. Ohne fremde Hilfe hätte dem etwa acht bis zehn Jahre alten Hirsch ein qualvoller Tod gedroht.
Von seiner Rettung bekam er freilich nichts mit: Mit einem Blasrohr wurde ihm von einem Tierarzt der Tierklinik Kempten ein Narkosemittel injektziert. Während sich der Hirsch ins Land der Träume verabschiedete, befreiten ihn die Helfer von den Draht-Fesseln. "Insgesamt haben wir 60 Meter Draht vom Geweih gelöst!", sagt Christian Kaiser. Als der Hirsch wieder aus der Narkose erwachte, entsprang er wohlauf in die Freiheit, wie dieses Video der Jagd Oberstdorf beweist:
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