Sein äußerliches Anderssein stört Jona Bergander mittlerweile nicht mehr. Tag für Tag behauptet er sich in der "Welt der Großen". Er ist sportlich, fährt Ski, radelt und bezwingt hohe Berge.
Zwei Jahre lang arbeitete er sogar als Schauspieler. Parallel zu seiner Holzbildhauerlehre, die er im vergangenen Jahr in Oberammergau erfolgreich abgeschlossen hat, spielte er im Münchner Volkstheater im Stück "Siegfried" die Rolle des Zwergenkönigs Alberich.

Ergattert hatte er den Platz im Theater durch einen Zufall. "Der Regisseur des Stücks war mein Nachbar und hat mich eines Tages angesprochen, ob ich nicht Bock auf die Rolle hätte", erinnert sich Jona im allgaeu.life-Interview. Das Rollenangebot nahm er ohne zu zögern an. "Das war für mich eine interessante Welt, die ich bis dahin noch nicht kannte. Es hat mir unglaublich viel Spaß gemacht."
Wöchentlich stand der Allgäuer in München auf der großen Bühne, regelmäßig besuchten bis zu 700 Zuschauer seine Aufführungen. Das Gefühl vor so vielen Leuten zu spielen, sei unbeschreiblich, meint der Kemptener. "Ich bin eigentlich ein ruhiger Typ. Während meiner Zeit im Theater habe ich dann erst gemerkt, was alles in mir steckt. Auf der Bühne konnte ich auch mal richtig laut werden. Das war anfangs zwar eine riesengroße Herausforderung, im Nachhinein aber eine super Erfahrung", erzählt er.

Nach vielen unschönen Erfahrungen, die er in seiner Kindheit oder in der Schule mit Mitschülern gemacht hat, war das Schauspielern auch eine Art Resozialisierung für ihn. "Durch das Volkstheater habe ich die Liebe zu meinen Mitmenschen wiedergefunden. Das war wirklich eine tolle Sache." Im vergangenen Jahr endete aber nicht nur seine Lehre zum Holzbildhauer, sondern auch die Aufführungen des Stücks im Münchner Volkstheater. Für den Allgäuer ging es somit wieder zurück in seine Kemptener Heimat – und gleichzeitig auch in den Alltag.
Und der ist für Jona nicht immer leicht. "Guck mal, was da für ein kleiner Mensch läuft", ist ein Zitat, das er auf den Straßen oft zu hören bekommt. Vor allem Kinder und Jugendliche drehen sich häufig um und starren ihn an. "Die sehen eben einen kleinen Menschen mit Bart und tiefer Stimme, und können damit nichts anfangen. Das ist für die wie eine verkehrte Welt." Solche Begegnungen beschäftigen ihn auch heute noch, sagt er. "Aber mit der Zeit habe ich gelernt, damit umzugehen und versuche, das so gut wie möglich zu ignorieren." Sein großer Wunsch sei es, dass "meine Mitmenschen mich als ganz normalen Typen betrachten und mich so behandeln, wie sie jeden anderen auch behandeln würden."

Seine vielschichtigen Hobbys helfen dem 23-Jährigen, um aus seinem Alltag zu flüchten. Das Allgäu spielt dabei eine wichtige Rolle. "Das ist meine Heimat. Hier bin ich groß geworden", sagt Jona. Und er schätzt sie. "Gerade als ich es in der Schule mit meinen Mitschülern schwierig hatte, waren die Berge und die Natur hier im Allgäu ein guter Ausweg."
Jona fährt täglich mindestens 15 Kilometer mit seinem Rennrad und erklimmt regelmäßig die höchsten Allgäuer Berge. "Die Hügel, die Wälder, das Alpenvorland. Das Allgäu hat so viele schöne Flecken. Vor allem auch, um sich sportlich zu betätigen. Das ist wirklich einmalig."
Auf seinem eigenen Instagram-Account lässt er seine rund 1.000 Abonnenten regelmäßig an seinen Abenteuern teilhaben und verwöhnt sie mit außergewöhnlichen Natur-Schnappschüssen. Zuletzt bestieg er auf eigene Faust das "Hohe Licht" (mit 2.651 Metern der zweithöchste Berg in den Allgäuer Alpen) und übernachtete im Schlafsack auf dem Gipfel, um mit seiner Kamera den perfekten Sonnenaufgang einfangen zu können. "Das ist für mich zur Leidenschaft geworden. Ich versuche einfach, coole Fotos zu machen und halte mich dabei auch noch fit", sagt der selbsternannte "Mountainlover" und ergänzt lachend: "Das Allgäu ist sozusagen mein Fitness-Studio."
