Startseite
Icon Pfeil nach unten
Berge
Icon Pfeil nach unten

Spektakuläres Video aufgetaucht: So unglaublich sah es beim Pfingsthochwasser vor 20 Jahren aus!

Allgäuer filmte das Drama

Spektakuläres Video aufgetaucht: So unglaublich sah es beim Pfingsthochwasser vor 20 Jahren aus!

    • |
    • |
    Hobby-Filmer Alfred Milz aus Oberstdorf hielt das dramatische Pfingsthochwasser vor 20 Jahren im Allgäu mit der Video-Kamera fest.
    Hobby-Filmer Alfred Milz aus Oberstdorf hielt das dramatische Pfingsthochwasser vor 20 Jahren im Allgäu mit der Video-Kamera fest. Foto: Wasserwirtschaftsamt, Höpfl, Schuhwerk

    Bäume stürzen in die Fluten. Ein Stadel versinkt in Wassermassen. Ganze Straßenstücke werden weggerissen. Helfer retten Menschen mit einem Schlauchboot aus dem überschwemmten Gebiet. Spektakuläre Szenen vom Pfingsthochwasser 1999 hat der Oberstdorfer Filmemacher Alfred Milz (85) aufgenommen – teils unter bedrohlichen Umständen. Auf allgaeu.life ist sein rund 20-minütiger Dokumentarfilm nun erstmals öffentlich abrufbar.

    Die Iller setzte das Allgäu unter Wasser. Dieses Bild zeigt eine Kleingartenanlage in Kempten, die unter Wasser stand.
    Die Iller setzte das Allgäu unter Wasser. Dieses Bild zeigt eine Kleingartenanlage in Kempten, die unter Wasser stand. Foto: Wasserwirtschaftsamt

    Bei Alfred Milz kommen dabei jede Menge Erinnerungen hoch. „Die Kraft, die Wasser haben kann, ist unglaublich. Man fühlt sich absolut machtlos“, sagt der frühere Gemeinde-Angestellte. Als aktiver Feuerwehrler war er von Beginn an dabei, als sich die Lage in Oberstdorf dramatisch zuspitzte. Nach einem ungewöhnlich niederschlagsreichen Winter und Frühjahr sorgten an den Tagen vor Pfingsten 1999 sintflutartige Regenfälle in Verbindung mit Schneeschmelze im Hochgebirge für ein Rekord-Hochwasser. Bereits in der Früh um 6 Uhr rückte am Freitag, 21. Mai, die Feuerwehr Oberstdorf zu ersten Einsätzen aus. Wassermassen von sechs Sturzbächen verwandelten die Stillach in einen reissenden Fluss, der sich gierig durch die Landschaft fraß.

    Fassungslos beobachteten Milz und seine Kameraden, wie die Straße nach Schwand unterspült wurde – und ganze Asphaltteile weggerissen wurden. „Das waren unglaubliche Szenen“, erinnert sich der Filmemacher, der stets mittendrin im Geschehen war. Der damalige Feuerwehr-Kommandant Max Brutscher wusste um sein Können an der Kamera und ließ ihn an Stellen filmen, an die sonst kein Medienvertreter kam. „Es gab viele brenzlige Situationen. Aber ich wusste um die Gefahr und habe immer aufgepasst“, sagt Milz, der über einen Allgäuer Segelflieger auch an Bilder von der Iller-Überschwemmung rund um Immenstadt kam. „Das war eine einzige Seenlandschaft.“

    Der erfahrene Filmer und Bergwanderer gibt aber zu, dass ihm das wahre Ausmaß der Überschwemmung erst Tage später bewusst wurde, als er seine Aufnahmen sichtete und zusammenschnitt. „Beim Drehen selbst habe ich nur an die Bilder gedacht. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Das wollte ich festhalten. Handys mit Filmfunktion gab es damals ja noch nicht.“

    Für seinen Beitrag setzte Milz sogar seine Videokamera (Sony 3 CcD) aufs Spiel, die er damals für stattliche 4.000 Mark gekauft hatte. „Vom Regen war sie bald völlig durchnässt und gab den Geist auf.“ Schnell fuhr Milz nach Hause und legte sie zum Trocknen auf die Heizung. Zum Glück funktionierte sie nach einer Stunde wieder und der Filmemacher sauste zurück, um die Arbeit seiner Feuerwehr-Kameraden zu begleiten und Interviews zu führen.

    „Man sieht nicht nur die riesige Überschwemmung, sondern auch, wie die Oberstdorfer in dieser Notsituation an einem Strang gezogen haben“, sagt Milz, der den Film später mit einem eigenen Text versehen hat. Heute sagt er: „Ich hätte damals nicht gedacht, dass die ganzen Schäden jemals wieder behoben werden können. Da muss man die vielen Helfer, aber auch Institutionen wie das Wasserwirtschaftamt loben.“

    P.S.: Dem Hochwasser im Allgäu ging vor 20 Jahren ein extremer Winter in den Bergen voraus. Auch darüber hat Alfred Milz einen Film gedreht, der exklusiv auf allgaeu.life zu sehen ist. Zu diesem Beitrag geht es hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden