Schon seit Jahren steigt die Zahl der Gäste-Ankünfte im Allgäu an. Vergangenes Jahr wurden nach Angaben der Allgäu GmbH erstmals in der Tourismusgeschichte über vier Millionen Besucher gezählt. Das sind etwa 75 500 mehr Gäste als 2018 und fast 1,5 Millionen mehr Urlauber als noch 2009.

Wie kam es zu dieser Entwicklung? „Der Trend geht in ganz Bayern zum Kurzurlaub“, sagt Simone Zehnpfennig, Sprecherin der Allgäu GmbH. Das heißt: Die Touristen kommen öfter, bleiben aber kürzer. Im Schnitt verweilten sie vergangenes Jahr 3,4 Tage im Allgäu – 2009 waren es noch 4,2 Tage. Dazu kommt laut Zehnpfennig, dass sich die Saisonzeiten verschoben und aufgeweitet haben. „Früher war hier im November fast alles zu, jetzt sind oft noch Hütten offen und die Bergbahnen fahren“, sagt sie.
Wandern liegt im Trend - auch bei Jüngeren
Sowohl die Orte als auch die Gastgeber wie beispielsweise Hotels hätten ihr Programm erweitert, sodass es für Urlauber immer ein Angebot gibt. Außerdem liege Wandern wieder im Trend – auch und gerade bei jungen Leuten, die nicht aus der Region kommen. Zudem seien nicht zuletzt die Bündelung der Marketing-Mittel und die Markenstrategie im Allgäu Gründe für die vielen Besucher. Im Sommer kämen mehr Gäste als im Winter, das Verhältnis liege etwa bei 60 zu 40.
13,6 Millionen Übernachtungen hat es 2019 in den Landkreisen Ober-, Unter-, Ostallgäu und Lindau sowie den kreisfreien Städten Kempten, Kaufbeuren und Memmingen gegeben. Erfasst wurden dabei die Übernachtungen in Betrieben mit mehr als zehn Betten – die eigentliche Zahl liegt also sogar noch höher. 11,3 Millionen Übernachtungen, also etwa 88 Prozent, entfallen dabei auf Urlauber aus Deutschland. Unter den ausländischen Gästen sind die Schweizer mit 3,6 Prozent Spitzenreiter, ihnen folgen die Niederländer (1,6 Prozent). Auf Österreicher und Chinesen entfallen jeweils 0,8 Prozent der Übernachtungen.

Auch finanziell schlagen die vielen Urlauber zu Buche: Laut Allgäu GmbH werde davon ausgegangen, dass ein Übernachtungsgast pro Tag etwa 118 Euro ausgibt. Das macht eine Summe von 1,6 Milliarden Euro und damit 20 Millionen Euro mehr als im Vorjahr.
Die Tourismusbilanz für 2019 zeige, „wie sehr sich Investitionen in den Tourismus auf allen Ebenen auszahlen und Wertschöpfung schaffen. Bei dieser Linie müssen wir bleiben“, sagt Klaus Holetschek, der Vorsitzende des Tourismusverbands Allgäu/Bayerisch-Schwaben.
Wann ist es zuviel? - Ein Streitgespräch zum Tourismus im Allgäu!
Ähnlich sieht das Bernhard Joachim, Geschäftsführer der Allgäu GmbH. Im Hinblick auf den viel zitierten „Overtourism“ sagt er: „Nachdem wir aus der repräsentativen Studie der Hochschule Kempten wissen, dass 80 Prozent der Befragten es gut finden wie es ist, werden wir schauen, dass wir den Tourismus weiterhin auf hohem Niveau halten.“ Dabei gehe es insbesondre um das Qualitätsniveau. Entscheidend seien Leitprodukte wie die Wandertrilogie Allgäu oder die Radrunde Allgäu.
Wichtig seien auch Konzepte zur Besucherlenkung in den Bereichen Naturschutz und verknüpfte Mobilität. „Schon allein wegen der demografischen Entwicklung müssen wir neue Gäste ansprechen. Sonst tun dies unsere Nachbarn“, sagt Joachim.
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