"Hereinspaziert!" Siegried Zengerle (58) öffnet das Schiebetor einer großen Lagerhalle in Immenstadt. Der Vorsitzende des Vereins Allgäuer Bergbauernmuseum in Diepolz gerät ins Schwärmen, wenn er auf den hölzernen Schatz deutet, der sich hier versteckt.

Zwischen allerlei technischen Geräten überwintert dort das derzeit wohl ungewöhnlichste Allgäuer Museumsobjekt: eine historische Alpe. Mit einer Fläche von 200 Quadratmetern (19 mal 11 Meter) hat sie in etwa die Größe einer Dorfwirtschaft.
Auf großen, fein säuberlich angelegten Stapeln türmen sich teils meterlange Holzbalken, Bretter, Fensterrahmen und eine Treppe.

Eines Tages soll aus Hunderten von Einzelteilen die Untere Bierenwangalpe originalgetreu wieder aufgebaut werden - auf dem Gebiet des Allgäuer Bergbauernmuseums in Diepolz (Oberallgäu), das pro Jahr etwa 70.000 Besucher verzeichnet. "Für mich ist die Alpe eine echte Augenweide, deshalb machen wir uns für ihren Erhalt stark", sagt Zengerle.
Doch warum musste die Alpe überhaupt von ihrem Ursprungsort auf 1.550 Metern Höhe im Bereich der Fellhornbahn weichen? Teuere Brandschutzvorgaben nennt Zengerle als Grund. Um die historische Hütte weiterhin - wie bisher - für die Übernachtung von Mitgliedern eines Skivereins nutzen zu können, hätten die Eigentümer, die Alpgenossenschaft Bierenwang, eine hohe Summe investieren müssen. Sie entschieden sich statt dessen für einen Neubau.
Doch am Erhalt der Alpe war den Oberstdorfern sehr gelegen. Deshalb wandten sie sich an den Verein des Allgäuer Bergbauernmuseums. Siegfried Zengerle und seine Mitstreiter waren sofort begeistert. Den Rücken stärkte ihnen die Immenstädter Stadträte und Bürgermeister Armin Schaupp, die im September des Vorjahres finanzielle Unterstützung zusagten. Tenor: Das Bergbauernmuseum in Diepolz, das zu den Museen der Stadt Immenstadt, gehört, wäre um eine Attraktion reicher.
Im Sommer dieses Jahres wurde die Alphütte von einer Zimmerei sorgsam abgebaut und in mehreren Fuhren nach Immenstadt in die Lagerhalle transportiert. "Dort ist sie sicher verräumt, bis wir genau wissen, wie es weitergeht", sagt Zengerle. Eine fachmännische Dokumentation soll quasi als Gebrauchsanleitung den späteren Wiederaufbau erleichtern. Derzeit wird überlegt, wie die Hütte genutzt werden könnte. Zudem muss ein Finanzierungskonzept für die Alpe, die mittlerweile im Besitz der Stadt Immenstadt ist, erstellt werden.

Alles in allem rechnet Zengerle mit Ausgaben von einer Millionen Euro für Wiederaufbau, Erschließung, Innenausbau und ein Grundstück in Diepolz. "Das lässt sich nur stemmen, wenn verschiedene Fördermittel beantragt und bewilligt werden", sagt der frühere Kämmerer der Stadt Immenstadt. Er rechnet damit, dass die Alpe frühestens 2022 in Diepolz nach historischem Vorbild aufgebaut wird.
Doch welchem Zweck wird sie dann dienen? Denkbar sei beispielsweise eine "museumspädagogische Nutzung", bei der Besucher in der Alphütte traditionelle Techniken wie Butterschlagen oder Käsen lernen. Doch fix sei noch nichts. Zengerle setzt dabei auch auf die Kreativität der allgaeu.life-Leser: "Wir freuen uns über pfiffige Ideen!"
Wer eine Idee hat, kann sich an den Verein Allgäuer Bergbauernmuseum wenden: info@bergbauernmuseum.de