Anstatt Vieh zu schlachten und zu zerlegen, marschieren die Beschäftigten am Donnerstagmorgen vor Vion in Buchloe mit Warnwesten und Trillerpfeifen auf. Etwa 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beteiligten sich am sechsstündigen Warnstreik – und machen ganz schon Lärm mit Rufen wie: „Ohne uns kein Fleisch!“
Warnstreik wirbelt Produktion bei Vion in Buchloe durcheinander
Ab 4 Uhr morgens versammelten sich die Beschäftigten aus Schlachtung, Zerlegung, Produktion und Verpackung vor dem Schlachtbetrieb in der Rudolf-Diesel-Straße. Damit stand die Produktion bei Vion still – das merke der Betrieb deutlich, sagt Betriebsratsvorsitzender Johann Schmid. „Wir hoffen, dass der Arbeitgeber einlenkt“, so Schmid – und in den laufenden Tarifverhandlungen ein anständiges Ergebnis präsentiert. Das wäre für ihn auch ein wichtiges Zeichen für die Zukunft der Branche.
Zu dem Streik hatte die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) aufgerufen, weil sie mit dem Verlauf der Tarifverhandlungen unzufrieden ist. „Die Branche war lange im Niedriglohnsektor“, sagte NGG-Geschäftsführerin Laura Schimmel. Für die harte Arbeit sollen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter künftig einen armutsfesten Lohn bekommen. Neben dem Standort Buchloe organisierte die NGG Warnstreiks in Waldkraiburg und Crailsheim.
Gewerkschaft NGG fordert 15 Prozent Lohnerhöhung für alle Tarifgruppen
Gefordert sind 15 Prozent Lohnerhöhung für alle Tarifgruppen, mindestens aber 400 Euro und die vollständige Auszahlung ohne Anrechnung auf Zulagen. Die Arbeitgeberseite bot zuletzt sechs Prozent Lohnerhöhung auf zwölf Monate mit drei Leermonaten und drei Einmalzahlungen von je 150 Euro Inflationsausgleichsprämie an. Auch Sicht der Gewerkschaft drohe dabei ein Rückfall in die Armut trotz Arbeit.
Aus Sicht von Vion sei das Angebot fair, wie das Unternehmen in einer Pressemeldung mitteilte. „Vion ist derzeit das einzige Unternehmen der Branche, das für alle Mitarbeiter in Schlachtung und Zerlegung eine vollständige Tarifbindung hat. Über 95 Prozent unserer Mitarbeiter werden – teilweise erheblich – über den Mindestlohn bezahlt. Wir sind deshalb enttäuscht, mit welcher Vehemenz die Gewerkschaft NGG auf ihren übertriebenen Forderungen beharrt, ohne dabei die massiven wirtschaftlichen Veränderungen in der gesamten Branche zu berücksichtigen", wird David De Camp, COO Beef der Vion Food Group, zitiert. Ab 10 Uhr sei die Rinderschlachtung in Buchloe laut Vion wieder angelaufen, alle Tiere sollen planmäßig geschlachtet werden. Die vierte Verhandlungsrunde startet am 7. September.
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