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Buchloe: Bürger beklagen Belästigung durch Krähen

Krähenplage in Buchloe

"Die Krähen beeinträchtigen unsere Lebensqualität"

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    Unerträglich sind für manche Buchloerinnen und Buchloer die zahlreichen Saat- und Rabenkrähen, die seit Jahren in und um Buchloe leben.Im Frühjahr entfernten Mitarbeiter der Stadt – mit Erlaubnis der Behörden – einige Nester; die klugen Vögel aber suchten sich einfach andere Brutstätten.
    Unerträglich sind für manche Buchloerinnen und Buchloer die zahlreichen Saat- und Rabenkrähen, die seit Jahren in und um Buchloe leben.Im Frühjahr entfernten Mitarbeiter der Stadt – mit Erlaubnis der Behörden – einige Nester; die klugen Vögel aber suchten sich einfach andere Brutstätten. Foto: Marina Diemand (Archivbild)

    Man sieht sie nicht, aber man hört sie schon von Weitem. Ähhhh! Ähhhh! Ähhhh! Irgendwo dort oben sitzen sie in den Bäumen. Saatkrähen – klein, schwarz und vor allem: viele. Weiße Häufchen kleben auf der Straße im Osten von Buchloe und auf den geparkten Autos. Die Nachbarn sind genervt.

    Rund 60 Krähennester allein an der Allee in Buchloe

    An der Allee haben Ilona Huhn und ihre Nachbarin deshalb rund 200 Unterschriften gesammelt. Nächste Woche haben sie einen wichtigen Termin: Krähengipfel im Bürgermeisterbüro. „So schlimm wie dieses Jahr war es noch nie“, berichtet Ilona Huhn. Sie schätzt, dass rund 60 Nester in den Bäumen der Allee hängen. „Man kann sich kaum mehr raus setzen. Die Krähen beeinträchtigen unsere Lebensqualität inzwischen sehr.“ Ebenso wie ihre Nachbarin hofft sie jetzt auf Hilfe.

    Im Rathaus ist das Problem mit den geschützten Vögeln seit Mitte der 1990er Jahre bekannt, heißt es seitens der Verwaltung. Mehrere hundert Brutpaare hat der zuständige Mitarbeiter zuletzt gezählt. Mitunter habe es die Regierung von Schwaben in der Vergangenheit erlaubt, die Tiere zu vergrämen, erzählt er. Nester durften dabei vor der Brutzeit entfernt werden. Tätig wurden die Mitarbeiter der Stadt an der Allee und beim Freibad. „Die Nester waren aber teilweise so hoch gebaut, das wir gar nicht hinkamen“, so der Mitarbeiter. „Ich glaube, man hat an der Allee nur drei Nester entfernt, das ist viel zu wenig“, meint Ilona Huhn.

    Entfernung der Buchloer Krähen ist keine dauerhafte Lösung

    Dass die Entfernung von Nestern keine dauerhafte Lösung ist, berichtet Dr. Lena Heuß, Vorsitzende der LBV-Kreisgruppe Ostallgäu. „Damit vertreibt man die Tiere zwar, aber sie suchen sich dann andere Orte zum Nisten und bilden so ungewünschte Splitterkolonien.“

    Quasi unantastbar bleiben nach Auskunft der Stadt die beiden großen Kolonien am Wasserturm und an der Justus-von-Liebig-Straße. Unweit davon liegen die großen Maissilos der Futtertrocknung Ketterschwang. Zwar versuchen die Mitarbeiter, die Silos so gut es geht abzudecken. Häufig liegt der gehäckselte Mais aber offen. Für die Krähen ist dies wie eine willkommene Einladung zum „Festessen“. Zu Hunderten picken sie im Futtermais, der in der Biogasanlage vergoren werden soll.

    Gleich nebenan: die Fußballplätze des FC Buchloe. Auch dort fühlen sich die Krähen sehr wohl. Auf der Suche nach Engerlingen und anderen Larven graben sie die Plätze immer wieder um. „Wir kämpfen seit 2015 mit dem Problem“, berichtet Johann Seitz.

    Buchloer Fußballplatz wegen der Krähen unbespielbar

    Der frühere Dritte Vorsitzende geht noch immer dem Platzwart zur Hand. Im Februar/März war der Rasen wieder einmal so ramponiert, dass die Plätze unbespielbar waren. „Die Löcher im Gras waren riesig. Ich habe zwei Pkw-Anhänger voll Humus angefahren, den die Spieler in Arbeitseinsätzen verbaut haben“, berichtet Seitz.

    Aktuell wird das Spielfeld für rund 47.000 Euro komplett neu aufgebaut und saniert. Ein neues Bewässerungssystem soll zudem helfen, die Tiere zu erschrecken. Darüber hinaus hat die Regierung von Schwaben den Fußballern eine Ausnahmegenehmigung erteilt, wonach die Krähen mithilfe von Knall- und Greifvogelgeräuschen verscheucht werden dürfen. Dafür wurde eigens der Artenschutz gelockert.

    Mit Wasser und Lärm verscheuchen

    Für die Saatkrähe gelten die Vorschriften des besonderen Artenschutzes, teilt Philipp Höß von der Pressestelle der Regierung von Schwaben mit. Während die Rabenkrähe in Deutschland teilweise bejagt werden darf, sehe die Vogelschutzrichtlinie für die Saatkrähe keine Möglichkeit vor, sie dem deutschen Jagdrecht zu unterwerfen, so Höß. Der Bestand der Saatkrähe sei von 1898 bis 1955 in Bayern um 94 Prozent zurückgegangen – von 10.425 auf 600 Brutpaare. „Seitdem erholen sich die Bestände in Teilen Bayerns wieder, besonders in Schwaben und im westlichen Oberbayern. Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet in Bayern ist jedoch zum größeren Teil noch nicht wiederbesiedelt worden“, teilt der Pressesprecher mit.

    „Das Thema ist emotional stark aufgeladen und die Belästigungen für die Anwohner sind wirklich nicht schön“, weiß die Vogelexpertin Dr. Lena Heuß. Sie kennt die großen Populationen in Buchloe und auch in Memmingen am Waldfriedhof. „Die Tiere kommen in die Städte, weil sie an ihren ursprünglichen Lebensräumen an frei stehenden Einzelbäumen oder Waldrändern entweder zu wenig zu fressen finden oder vertrieben wurden“, sagt Heuß. In Dörfern und Städten – vor allem in der Nähe von Biogasanlagen – finden sie hingegen genügend Futter. Umsiedlungsversuche seien generell sehr schwierig. „Wir vom LBV beraten die Anwohner und Kommunen oder führen Kartierungen durch“, sagt Heuß. Generell seien die Belästigungen im Frühjahr während der etwa vierwöchigen Brutzeit am schlimmsten. „Ich denke, man muss versuchen, mit den Tieren zu leben“, meint Heuß. Mehr Nachrichten aus Buchloe lesen Sie hier.

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