Die UBI Buchloe hatte im Rahmen der 14. Buchloer Umwelttage den Hygrologen Prof. Dr. Paolo Reggiani (Universität Siegen) zum Thema „Grundwasser verstehen“ eingeladen. Basierend auf seinem Forschungsschwerpunkt „Wasserhaushalt und die Dynamik von Grundwasser in Zeiten des Klimawandels“ zeigte er in seinem Vortrag auf, dass das Grundwasser ernsthaft bedroht ist.
Erderwärmung betrifft auch das Grundwasser
Die zunehmende Erderwärmung führe zur Abnahme der Grundwasser-Neubildung, was gemeinsam mit dem gestiegenen Verbrauch zum Fallen des Grundwasserspiegels führe. „In Spanien wird unkontrolliert das Wasser abgepumpt. Das führt zur Erschöpfung des Grundwasserkörpers“, führte Reggiani beispielhaft an. „Noch extremer ist es in Ländern wie Saudi-Arabien: Dort werden fossile Grundwasserschichten wahllos angebohrt. Diese Schichten regenerieren sich schlecht bis gar nicht mehr.“

Eine weitere Gefahr sei die Grundwasserverschmutzung durch diverse Substanzen. „Problematisch sind zunächst im Boden befindliche industrielle Altlasten“, erklärte Reggiani. Auch sei aus den früher üblichen Öltanks ohne Auffangwanne durch Leckagen Heizöl ausgetreten und in das umgebende Erdreich gelangt. „Das Heizöl verbreitet sich zum Teil schleichend, gerät jedoch früher oder später ins Grundwasser.“
Bayerns Grundwasser hat hohe Nitratbelastung
Ebenso trage der Verkehr durch Reifenabrieb und Ruß im Micro- und Nanopartikelbereich erheblich zur Verschmutzung bei. Vorrangig sei jedoch die hohe Nitratverschmutzung durch Überdüngung und die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln zu nennen. Hier hakte ein Zuhörer nach: „Wie kann es sein, dass Deutschland mit einem Nitratwert von 50 Milligramm operiert, wenn der EU-Wert nur 25 Milligramm erlaubt?“ Reggiani nickte bestätigend. „Besonders das bayrische Grundwasser ist stark mit Nitrat belastet. Leider wird sich politisch über vieles hinweggesetzt und oft getrickst: etwa werden für Tests Entnahmestellen mit besseren Werten gewählt.“
Zudem nähmen Lobbys starken Einfluss auf die Wasserrahmenrichtlinie. „Dagegen müssen wir uns auflehnen“, betonte er. Auch im privaten Bereich gelangen giftige Substanzen in Form von Düngemitteln oder Medikamentenrückständen ins Grundwasser. Diese könnten Kläranlagen nur schwer entfernen und seien schädlich für Mikrolebewesen.

Der gestiegene Wasserverbrauch im Bereich Wellness-Tourismus oder die „künstliche Beschneiung“ mittels Schneekanonen schädige den Wasserkreislauf ebenfalls. Prognosen zur Wasserentwicklung würden aufgrund des Temperaturanstiegs immer schwieriger. „Schwankungen zwischen extremen Dürreperioden und Starkregen werden deutlich zunehmen“, warnte Reggiani. „In Zukunft müssen wir anders mit Wasser umgehen. Der Schutz unserer Grundwasserressourcen ist für uns alle existenziell.“
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