Den Abschluss der diesjährigen Bürgerversammlungen in Lamerdingen bildete der Ortsteil Dillishausen. Auch dort nutzten am Dienstagabend – wie am Tag zuvor in Großkitzighofen – zahlreiche Gäste die Möglichkeit, sich zur aktuellen Debatte zu äußern: Soll das Bürgermeisteramt hauptamtlich bleiben oder auf ein Ehrenamt zurückgestuft werden?
Rechtsstellung des Bürgermeisteramtes beschäftigt Dillishausener und Großkitzighofener
In Dillishausen mussten manche Besucher auf Treppenstufen Platz nehmen, in Großkitzighofen war es nicht weniger voll; zu beiden Veranstaltungen kamen jeweils über 100 Interessierte. „So viele Leute waren noch nie da“, sagte Bürgermeister Manuel Fischer am Dienstagabend. „Die meisten von Ihnen sind sicher wegen des Antrags auf Änderung der Rechtsstellung des Bürgermeisters hier“, mutmaßte er. Und damit sollte er Recht behalten.
Kaum hatte Fischer seine Präsentation zu den aktuellen Zahlen und Ereignissen in der Gemeinde beendet, meldete sich bereits der erste Besucher zu Wort: „Ich glaube, es geht gar nicht darum, ob das Bürgermeisteramt künftig haupt- oder ehrenamtlich bekleidet werden soll.“ Seiner Ansicht nach sei es vielmehr ein persönlicher Affront der Gemeinderatsmitglieder, die den Antrag auf die Änderung gestellt hatten, gegen den amtierenden Bürgermeister Fischer. „Dass er seine Aufgaben nicht erfüllt hat, stimmt einfach nicht“, so der empörte Bürger weiter. Dies sei aus der gezeigten Präsentation für alle ersichtlich gewesen.
Lamerdinger Räte verteidigen ihr Vorhaben
Dem widersprach Ratsmitglied Robert Sing: „Wir haben dem Bürgermeister vor 13 Monaten ein Schreiben mit Forderungen übergeben. Leider sind davon wenige erfüllt worden.“ Daraufhin habe man den Antrag gestellt, rechtfertigte Sing das Vorgehen. Ratskollege Winfried Magg ging noch einen Schritt weiter: „Bei meiner Wahl zum Gemeinderat habe ich geschworen, zum Wohle der Gemeinde zu agieren. Das habe ich mit der Antragstellung getan.“ Als weiteren Grund nannten die Antragsteller die jährlichen Mehrkosten in Höhe von 60.000 Euro für einen hauptamtlichen Bürgermeister. Beim Treffen in Großkitzighofen bekräftigte Sing die Entscheidung noch mit den Worten: „Es ist eben keine Bierlaune gewesen.“
Direkt an Stefan Geirhos, Fischers Gegenkandidat bei der Wahl 2020, gerichtet, fragte ein Bewohner: „Hättest du vor fünf Jahren die Wahl gewonnen, würdest du dich jetzt zurückstufen lassen?“ Eine klare Antwort auf diese Frage gab Geirhos nicht. Auch auf die Frage, wer das Ehrenamt übernehmen solle, wichen die Antragssteller aus.
Das Wohl der Gemeinde Lamerdingen steht im Vordergrund
„Diese Diskussion ist nicht nachvollziehbar“, sagte eine Dillishausenerin. Aus ihrer Sicht sei das Amt aufgrund des immer weiter wachsenden Bürokratiewahnsinns ehrenamtlich gar nicht mehr machbar. „Die Zeit des Ehrenamtes ist vorbei“, bekräftigte auch Lamerdingens ehemaliger Bürgermeister Hanspeter Eberhardt. „Mein persönlicher Eindruck ist, man plant, Bürgermeister Fischer loszuwerden“, so die Bürgerin. Aber ein Bürgermeister werde demokratisch von den Bürgern gewählt und nicht vom Gemeinderat aus dem Amt gedrängt, mahnte sie und appellierte an alle Anwesenden: „Es geht doch um ein Miteinander. Zum Wohl der Gemeinde müssen wir alle ein bisschen aufeinander zugehen.“
Ähnlich diplomatisch zeigte sich am Montag auch Markus Sellman. „Die Tür ist noch nicht zu“, sagte das Ratsmitglied in Großkitzighofen. Zwar gäbe es keinen Disput innerhalb des Gremiums, aber in der Gemeinderatssitzung sei die erste Diskussion zum Antrag abgebrochen worden. „Mit dem Anliegen würden die Räte der Gemeinde einen Bärendienst erweisen“, fasste ein Bürger die Debatte zusammen.
Der Antrag wird am 28. Juli erneut beraten. Dann ist auch ein Beschluss zu erwarten. Die Sitzung wird im Lamerdinger Dorfstadl stattfinden.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden