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Der Buchloer BSW-Männerchor löst sich auf: Das sind die Gründe - Jubiläumskonzert nach 70 Jahren

Nachwuchsmangel

Beim Buchloer Männerchor verklingt der letzte Ton

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    Der BSW-Männerchor Buchloe gibt zum 70-jährigen Bestehen ein Jubiläums- und Abschiedskonzert zugleich.
    Der BSW-Männerchor Buchloe gibt zum 70-jährigen Bestehen ein Jubiläums- und Abschiedskonzert zugleich. Foto: Werner Hartwig

    „Es gibt noch dieses eine Konzert zum Jubiläum, dann ist Feierabend.“ Nachdenklich blickt der Vorsitzende des Buchloer BSW-Männerchors, Fritz Baumann, auf die Zeitungsausschnitte, die er vor sich auf dem Tisch ausgebreitet hat. Seit 18 Jahren steht er als Vorsitzender an der Spitze der Sänger. In Kürze ist der 70. Geburtstag des Männerchors zugleich ein Abschied: Der Chor löst sich auf – Nachwuchsmangel.

    Eisenbahner gründeten den Chor in Buchloe einst

    Dabei haben die Mitglieder vieles unternommen, um die Singgemeinschaft am Leben zu halten: „Wir haben Flyer gedruckt und verteilt. Wir luden ein zum offenen Singen mit Kaffee und Kuchen. Leider blieb alles ohne Erfolg“, bedauert Baumann.

    Ursprünglich wurde der Chor von Mitarbeitern der Bahn als Eisenbahner-Chor gegründet. „BSW hat nichts mit einer Partei zu tun“, erklärt Baumann. Die Abkürzung steht vielmehr für Bahn-Sozialwerk, eine vormals „soziale Komponente der Bahn“ mit Erholungseinrichtungen, Hotels oder eben Sport- und Kulturvereinen. Eines der sieben Gründungsmitglieder ist Peter Teige. Er war 33 Jahre lang Vorsitzender des Männerchores und feierte vor Kurzem seinen 98. Geburtstag. „Die Gründer klapperten damals einfach die Kirchenchöre der Umgebung ab und bauten so den Chor auf“, berichtet Baumann.

    Fritz Baumann ist Vorsitzender des BSW-Männerchores Buchloe.
    Fritz Baumann ist Vorsitzender des BSW-Männerchores Buchloe. Foto: Karin Hehl

    Er selbst kam 1998 dazu und wuchs schnell in die Gemeinschaft hinein. „Wir waren damals 54 Sänger. Wenn ich anfangs zu tief sang, gab es schon mal einen Stupser vom Nebenmann“, lacht der 71-Jährige. „Bass eins“, war und ist (noch) der Part von Fritz Baumann. Aber in dieser Tonlage singen sie nur noch zu viert; insgesamt gehören heute noch 22 Männer zum Chor; der Älteste ist 87, der Jüngste 56 Jahre alt. „Unser Altersschnitt liegt bei 75 Jahren“, berichtet der Vorsitzende.

    Viele seien schon seit Jahrzehnten dabei. Reinhold Geiger etwa, er leitete und prägte als Chorleiter 45 Jahre die Sänger. Dann gab er den Stab weiter. Doch als der heute 81-jährige Chorleiter, Hans-Joachim Willrich, seinen Rückzug angekündigt hatte, war auch Baumann klar: „Das halten wir nicht mehr durch.“ Schon zuvor hatten einige Mitglieder der Singgemeinschaft den Rücken gekehrt. „Corona hat uns sehr weh getan. Einige kamen danach einfach nicht mehr.“ Die Werbetrommel wurde trotzdem gerührt – leider mit dem bekannten Scheitern.

    Der Feuerwehr in Buchloe und dem Denksport Schach gelingt die Wende

    Dabei geht es dem BWS-Männerchor ähnlich wie anderen Vereinen in der Region: Es fehlt schlichtweg der Nachwuchs. Auch die Kleintierzüchter oder Modelleisenbahner können ein Lied davon singen. Mit aktiver, mitunter fantasievoller Mitgliederwerbung oder dem Aufbau eigener Kinder- und Jugendgruppen versuchen sie, die Jugend gezielt anzusprechen. Immerhin: Gelungen ist dies der Buchloer Feuerwehr mit ihrer „Löschzwerge“-Gruppe. Auch der Denksport Schach erlebt gerade ein echtes Revival in Buchloe.

    „Viele wollen sich nicht mehr lange binden“

    „Viele wollen sich einfach nicht mehr fest an einen Verein binden“, vermutet Baumann. Auch beruflich seien jüngere Menschen oft „arg eingespannt“. Dass gerade das Singen aber generell beliebt ist, zeigen sogenannte Projekt-Chöre. Dabei binden sich die Teilnehmenden nur für eine bestimmte Zeit an ein Projekt – wie etwa beim Jesus-Christ-Superstar-Musical in Waal oder bei Kinder- und Jugend-Projektchören in den Pfarreiengemeinschaften.

    Ganze sieben Jahrzehnte währte das „Projekt“ des BSW-Männerchores. Und beim Abschlusskonzert werden die Sänger noch einmal alles geben, verspricht Baumann. Erklingen wird dabei ein letztes Mal auch das „Erkennungslied“ des Männerchores „Dann und wann“. Danach wird es still werden: Feierabend.

    Das letzte Konzert

    Das Abschluss- und Jubiläumskonzert des BSW-Männerchores Buchloe zum 70-jährigen Bestehen findet am Samstag, 21. Juni, um 19.30 Uhr in der Aula der Mittelschule Buchloe statt.

    Mit dabei sind auch der Ostallgäuer Landfrauenchor und ein Blechbläserensemble der Stadtkapelle Buchloe.

    Gesungen werden Lieder, die den Sängern besonders am Herzen liegen – Stücke, die die Geschichte des Chores erzählen und Emotionen widerspiegeln. Mit dem Konzert will der Männerchor allen Danke sagen, die die Sänger all die Jahre begleitet und unterstützt haben. „Ihre Wertschätzung war stets unser Antrieb und unsere Inspiration“, teilen die Verantwortlichen mit.

    Der Eintritt ist frei, Spenden gehen an soziale Einrichtungen in Buchloe.

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