„Ich bin jetzt 83, da kann niemand mehr sagen: Jetzt hat er keine Lust mehr.“ Ende des Jahres gibt Josef Rid sein Amt als Stadtrat von Buchloe zurück. Gemeinsam mit Rudolf Grieb gehört er dem Gremium seit 40 Jahren an. Die beiden sind damit die dienstältesten Stadträte. Vor allem gesundheitliche Probleme zwingen Rid nun aufzuhören, während der zehn Jahre jüngere Grieb gerne weitermachen möchte.
Es war im Jahr 1984, als die zwei Buchloer erstmals in den Stadtrat gewählt wurden. Rid trat für die Freien Wähler an, Grieb für die Grünen. Aktuell sitzen sie die siebte Wahlperiode im Gremium.
Bei vielen Meilensteinen mitgewirkt
40 Jahre sind eine lange Zeit. „Ich bin dankbar, dass ich bei vielen Meilensteinen für Buchloe mitwirken durfte“, sagt Rid. Als er gewählt wurde, habe der Ausbau der Bahnhofstraße die Buchloerinnen und Buchloer gerade umgetrieben. Neu gebaut wurden bald darauf auch die Umgehungstraßen, die Tangenten.
Vier Bürgermeister haben Rid und Grieb miterlebt: Gert Daisenberger, Franz Greif, Josef Schweinberger und jetzt Robert Pöschl. „Da ist einiges geschehen“, erinnert sich Rid und schaut unter anderem durch seine parteipolitische Brille auf dem Bau des Gymnasiums: „Mit unserem Landrat Fleschhut an der Spitze konnten wir da viel bewegen.“
Neu gepflanzte Bäume und ein Park
Auch Grieb, der seit 1990 zur UBI gehört, hat manches im Blick, „das es ohne unsere Hartnäckigkeit nicht gegeben hätte“ – die Bäume an der Münchener Straße etwa oder den Immlepark, den man gemeinsam mit der CSU „durchgebracht“ habe.
Weitere Meilensteine seien die insgesamt sieben Kindergärten gewesen, die man in Buchloe und in den Stadtteilen auf den Weg gebracht habe. Auch die Sanierung und der Neubau der Grundschulen und der Realschule waren wichtige Themen, berichtet Rid. „Ein echter Kampf war auch der Erhalt unseres Krankenhauses St. Josef um das Jahr 2000“, erinnert sich der 83-Jährige.
Zweimal war Rid der Stimmenkönig
Als „Stimmenkönig“ zog Rid zweimal in den Stadtrat ein. Zwölf Jahre lang war er Zweiter, sechs Jahre lang Dritter Bürgermeister von Buchloe. Als Fraktionssprecher steht er seit 1996 bis heute an der Spitze der Freien Wähler.
2021 zwang den Landwirt eine schwere Corona-Infektion zu einem dreimonatigen Aufenthalt im Krankenhaus. Als er die Klinik im März wieder verlassen durfte, fehlte ihm ein Unterschenkel. Doch Rid kämpfte sich zurück, fuhr schon bald wieder Traktor und saß am Steuer seines umgebauten Autos. Auch im Stadtrat nahm er wieder seinen angestammten Platz - ganz vorne links vom Bürgermeister aus - ein. Allerdings wurde er zunehmend leiser, meldete sich nur noch selten zu Wort. „Ich merke es selbst, es wird schwerer. Deshalb höre ich jetzt auf, auch wenn es ein echter Einschnitt ist“, sagt er.
Auch als Kreisrat noch immer aktiv
Rid ist Kommunalpolitiker mit Leib und Seele. Und so war es für ihn immer selbstverständlich, sich auch als Kreisrat für die Belange seiner Heimatstadt einzusetzen. Heute ist er im Ostallgäu derjenige mit den meisten Dienstjahren. Ob er weiter im Kreistag sitzen wird, überlege er noch. „Eigentlich wären es nur noch fünf Sitzungen bis zur nächsten Wahlperiode“, denkt er laut nach. Sein Stadtratsamt jedenfalls, das weiß er bei Nachrückerin Monika Strohmayer in besten Händen: „Sie ist 23 Jahre jünger als ich - fast noch a jungs Mädla.“
Im Rathaus qualmten nicht nur die Köpfe
Ans Aufhören denkt Rudolf Grieb hingegen noch nicht. Er ist mit 73 Jahren schließlich zehn Jahre jünger als Rid. Auch er erinnert sich gerne zurück an vergangene Zeiten – damals, als im Stadtrat in den Sitzungen noch geraucht wurde und richtiges Bier auf den Tischen zur Getränkeauswahl gehörte. „Da haben nicht nur die Köpfe gequalmt“, erzählt er.
Gerade in den Anfangsjahren habe er sich mit seinen „grünen“ Ansichten so manches anhören und einstecken müssen, erinnert sich Grieb. Hartnäckigkeit und Ausdauer seien da gefragt gewesen.
Nach den Sitzungen ging‘s zum Schafkopfen
Dennoch lobt er das Miteinander, das Gesellige unter den Stadträten. „Wir gingen früher oft nach den Sitzungen zusammen zum Schafkopfen, da wurde es manchmal schon spät.“ So manche Kartler-Freundschaft habe sich bis heute erhalten – und zwar über die Parteigrenzen hinweg.
„Flodur“ mähte den Rasen auf dem Hausdach
Gerne erinnert sich Rudolf Grieb an ein besonderes Geschenk seiner Stadtrats-Kollegen: Als er für seine Familie 1988 im Buchloer Süden ein „bahnbrechendes Haus mit Grasdach“ errichtet hatte, erhielt er zum Einzug einen „naturnahen Rasenmäher“ in Form des Ziegenbocks „Flodur“ (rückwärts für seinen Vornamen Rudolf) überreicht.
Dass er selbst bei besonderen Geburtstagen immer wieder zur Gitarre greift und seine Kolleginnen und Kollegen zum Mitsingen animiert, ist für Grieb selbstverständlich: „Zwar ringen wir schon mal hart miteinander und haben unterschiedliche Ansichten, aber gerade das Gesellige, das Miteinander, das gehört doch auch dazu.“
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