Diebstahl, gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr und Hausfriedensbruch: Die Tatbestände klingen zwar nach typischer Polizeiarbeit – die Tatverdächtigen im Raum Buchloe sind mitunter allerdings alles andere als gewöhnlich, denn manchmal sind sie tierischer Natur. Zuletzt meldete ein Anrufer eine vermeintliche Giftschlange in seinem Keller (wir berichteten). Das Tier entpuppte sich zwar als ungefährliche Ringelnatter, doch im Zweifel sei es sicherer, einen Experten hinzuzuziehen, weiß Hauptkommissar und Polizeisprecher Christian Lindstedt. Und er sagt auch: Immer wieder sind seine Kollegen in Buchloe in tierischer Mission unterwegs.
Fuchs klaut Schuhe in Buchloe: Polizei nimmt Ermittlungen auf
Eine Reihe von Diebstählen wurde den Beamten zum Beispiel im Sommer 2020 gemeldet. Tatort: der Drosselweg im Osten der Gennachstadt. Diebesgut: dutzende Schuhe. Vorzugsweise wurden diese „von Terrassen weg erbeutet“, sagt Lindstedt. Oft habe auch nur einer der Treter gefehlt, der andere sei zurückgelassen worden. „Wir haben dann die Ermittlungen aufgenommen“, so der Polizeisprecher. Doch dann habe sich herausgestellt, dass die Beamten es mit keinem herkömmlichen Dieb zu tun hatten. „Es war ein Fuchs, der es auf die Schuhe abgesehen hatte.“ Ein Zeuge hat den Langfinger bei der Tat beobachtet und es den Gesetzeshütern mitgeteilt. Und obwohl die Diebstahlserie nicht abriss, legten die Beamten die zugehörigen Unterlagen zu den Akten. „Das Tier ist straffrei davongekommen“, berichtet der Hauptkommissar mit einem Augenzwinkern.
„Das Tier ist straffrei davongekommen.“
Christian Lindstedt, Allgäuer Polizeisprecher und Hauptkommissar
Ebenfalls nicht belangt wurde eine Familie, obwohl sie vor wenigen Wochen den Verkehr auf der B12 bei Jengen aufhielt. Sie bekam sogar eine Polizeieskorte der besonderen Art. Vier Gänseküken und deren Eltern saßen nämlich am Ostermontag auf der Straße fest und konnten weder vor noch zurück, schildert Lindstedt. „Sie hatten die Hälfte überquert, trauten sich dann nicht weiter und standen in der Mitte.“ Also schritten die alarmierten Beamten ein und geleiteten die Vögel sicher zum nächsten Wassertümpel, wo die gefiederten Gesellen laut dem Polizeisprecher auch wohlbehalten ankamen.

Auf ungewöhnlichen Pfaden wandelte jüngst auch ein entlaufenes Kalb bei Rieden. Oder besser: auf ungewöhnlichen Feldern. Denn das Kalb war auf dem Grün eines Golfplatzes unterwegs, sagt der Allgäuer Polizeisprecher. „Das Tier war entlaufen und wurde auf einem örtlichen Golfplatz gesichtet. Das fand der Betreiber natürlich nicht so gut.“ Zusammen mit einem Landwirt gelang es den Beamten, den Vierbeiner einzufangen, und anhand der Ohrmarke wurde der Besitzer ermittelt. „Es ist uns allerdings nicht bekannt, wie viele Versuche das Kalb zum Einlochen gebraucht hat“, sagt der Hauptkommissar mit einem Schmunzeln.

Entlaufenes Kalb auf Golfplatz in Rieden eingefangen
Die kleine Auswahl an tierischen Vorfällen zeigt: Einsätze mit Vierbeinern, Fellnasen und Co. sind zwar nicht die Regel, kommen aber im Bereich der Polizeiinspektion durchaus vor, und sie sind „je nach Tier nicht ganz ungefährlich“, ergänzt Lindstedt. Daher stehe die eigene Sicherheit für die Beamten immer an oberster Stelle. Diesen Grundsatz sollten auch Bürgerinnen und Bürger beherzigen. Deswegen gelte: Sollte jemand etwa ein entlaufenes Rind, ein geflüchtetes Pferd entdecken oder eben ein möglicherweise giftiges Tier bei sich im Haus sichten, sei es durchaus sinnvoll, die Polizei zu rufen. „Wenn nötig, ziehen wir dann Experten hinzu, die wissen, wie mit der Situaton umzugehen ist“, sagt Lindstedt. „Einen Jagdpächter zum Beispiel.“
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