Zur zweiten Bürgerinformationsveranstaltung zum Windenergieprojekt im Gemeindehaus Jengen kamen viele interessierte Bürgerinnen und Bürger. Bürgermeister Ralf Neuner, gerade von einer Urlaubsreise durch Frankreich, Spanien und Portugal zurückgekehrt, berichtete von seinen dortigen Eindrücken mit Windrädern.
Seit drei Jahren wird das Projekt intensiv verfolgt
Den Fachvortrag hielt der Großkitzighofer Robert Sing als Geschäftsführer der S&T-Bürgerenergie Planungs-GmbH. Seine in Landsberg sitzenden Gesellschaften sind auf Entwicklung, Bau und Betrieb von Anlagen für erneuerbare Energien mit Bürgerbeteiligung spezialisiert. Referenzprojekte gibt es in Lamerdingen und Fuchstal.
„Erfolgreiche Projekte können nur gemeinsam mit den Kommunen und Bürgern vor Ort realisiert werden, und das Geld soll im Dorf und nicht bei Investoren bleiben“, sagte Sing zu seinem Leitmotiv. Für das Projekt wurden bereits Sonderbauflächen in Oberostendorf genehmigt, in Jengen stehe das unmittelbar bevor. Die Beschlüsse über die interkommunale Zusammenarbeit, die Änderung der Flächennutzungspläne und die Sicherung der Standorte erfolgten ab 2022.
Von der für Windkraft geeigneten Fläche im Westen von Jengen sind etwa zwei Drittel wegen der Höhenbeschränkungen des Flug- und Radarbetriebs des Militärflugplatzes in Lagerlechfeld, sowie der Strom-Hochspannungsleitung weggefallen. Somit verbleiben zwei Windräder auf Jengener Flur und vier im Bereich Oberostendorf.

Bei der Planung wurde ein Abstand von tausend Metern zur Wohnbebauung eingehalten. Der gleiche Abstand besteht auch zwischen den Windrädern des Herstellers Enercon mit einer Nabenhöhe von 162 Metern und einer Gesamthöhe der Rotorblätter von knapp 250 Metern. Die Wirtschaftlichkeitsberechnung gehe von einem Ertrag von etwa zwölf Millionen Kilowattstunden pro Jahr für jede der sechs Anlagen aus. Die Vergütung ist nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für zwanzig Jahre gesichert und dürfte bei acht bis zehn Cent je Kilowattstunde liegen.
Inbetriebnahme ist für 2027/28 geplant
Das Projekt werde schlüsselfertig von der S&T-Planungs-GmbH an die Bürgerwind Jengen-Oberostendorf GmbH&Co.KG als Betreibergesellschaft übergeben. Eine Anlage wird vom Kommunalunternehmen Oberostendorf alleine betrieben. Die bewährte Form der Bürgerbeteiligung besteht zu rund 30 Prozent aus Bürgern, etwa 25 Prozent halten die Grundeigentümer, bis zu 49 Prozent die Standortgemeinden und etwa 20 Prozent die Initiatoren als Kommanditisten. Die Mindesteinlage beträgt 5000 Euro.
Laut Sing sei eine Dividende von mindestens vier Prozent zu erwarten. Das Finanzierungsmodell regelt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. Nach Abschluss der Bauleitplanung im Sommer 2025 und Klärung der Netzeinspeisung mit den Lechwerken könne mit der Genehmigung Mitte 2026 gerechnet werden. Dann könne die Betreibergesellschaft mit Einwerbung des Beteiligungskapitals gegründet und die Generatoren beim Hersteller bestellt werden. Die Errichtung und Inbetriebnahme werde voraussichtlich 2027/28 erfolgen.

Anschließend moderierte Dr. Hannah Büttner die Fragen der Besucher. Dabei regte sich kein Widerstand gegen das Projekt. Fragen nach der Umweltverträglichkeit beantwortete Sing mit Verweis auf Ausgleichsflächen. Die Baustellenflächen werden wieder aufgeforstet. Schädliche Auswirkungen durch Schall und Infraschall seien 1000 Meter entfernt nicht nachweisbar.
Die Anlagen schalten beispielsweise bei Fledermausanflug ab. Die LEW als Netzbetreiber könnten die Anlage bei Überspannung herunterregeln. Derzeit sei kein Stromspeicher vor Ort geplant. Die Investitionshöhe betrage etwa zehn Millionen Euro pro Windrad, also insgesamt 50 Millionen für das Projekt. Die Eigenkapitalquote solle 30 Prozent betragen, den Rest finanziere man durch Bankdarlehen.
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