Es ist ein Wechselbad der Gefühle, dass die Befürworter einer Reaktivierung der Fuchstalbahn gerade erleben. Sie fordern, dass zwischen Landsberg und Schongau wieder regelmäßig Personenzüge fahren. Erst konnten sie sich darüber freuen, dass der Kreistag Weilheim-Schongau das Anliegen einstimmig unterstützt, dann folgte die schlechte Nachricht aus dem Bayerischen Landtag. Die Parlamentarier stimmten darüber ab, ob die Kriterien geändert werden sollen, ab denen sich die Inbetriebnahme von Bahnstrecken rechnet. Bislang gilt, die starre Vorgabe von mindestens 1000 Reisenden pro Kilometer an Werktagen als Vorgabe. Für die Änderung der Kriterien stimmten 67 Landtagsabgeordnete, 107 waren dagegen.
Die Kauferinger Grünen-AbgeordneteGabriele Triebel war danach enttäuscht: „Heute hätten CSU und Freie Wähler die Möglichkeit gehabt, im Landtag die Weichen dazu zu stellen.“ Der CSU-AbgeordneteAlex Dorowaus dem Landkreis Landberg votierte dagegen. Aus Sicht von Triebel nimmt die Entscheidung keine Rücksicht auf die Siedlungsdichte und benachteilige ländliche Räume.
Alex Dorow betont, dass sich die Vorgabe von 1000 Reisenden pro Kilometer in der Vergangenheit bewährt habe. Er verwies aber auch darauf, dass beschlossen worden sei, die Entscheidung mehr auf die örtliche Ebene zu verlagern. „Ziel ist es, auf die Bürgermeister zuzugehen. Zu reden, auf welchen Strecken es sinnvoll ist und dort Lösungen zu finden.“ Das Vorhaben, die Fuchstalbahn für den Personenverkehr zu reaktivieren, begrüßt er. Die Voraussetzungen seien dort günstiger als bei vielen anderen Strecken im Freistaat, weil es noch ein intaktes Netz gebe und die Haltepunkte mit vergleichsweise wenig Aufwand hergerichtet werden könnten.
Unterschiedlich fällt das Echo bei den von unserer Zeitung befragten Bürgermeistern entlang der Trasse aus. Kinsaus BürgermeisterMarco Dollingerbefürwortet, dass wieder Personenzüge fahren. Letztlich liege die Entscheidung aber beim Gemeinderat. Selbst wenn der Zug nicht in Kinsau halten sollte, würde Dollinger die erneute Inbetriebnahme begrüßen. „Es wäre trotzdem ein Gewinn und ich denke, dass die Leute auch bereit wären, mit dem Rad oder Auto zum nächsten Haltepunkt zu fahren.“
Harald Baumann vom Arbeitskreis Fuchstalbahn der Umweltinitiative Pfaffenwinkel verwies in einer Podiumsdiskussion in Fuchstal vergangene Woche darauf, dass die Bayerische Eisenbahngesellschaft eine Mindestgeschwindigkeit von 80 Stundenkilometern fordere, weswegen nicht alle Orte angefahren werden könnten. Zunächst gelte es laut Dollinger aber ohnehin erst einmal, „das Konzept mit Leben zu füllen“. Wenn das geschehen sei, liege auch eine Entscheidungsbasis vor. So äußert sich auch Denklingens BürgermeisterAndreas Braunegger. „Wir reden jetzt über ungelegte Eier. Das Konzept wird zeigen, ob es sinnvoll ist oder nicht.“
Zurückhaltend reagieren Fuchstals BürgermeisterErwin Kargund sein Amtskollege Alexander Enthofer aus Unterdießen. Beide halten ein solches Angebot für „wünschenswert“, sehen aber ähnliche Probleme bei der Umsetzung. „Die Bahn ist träge, es wird ein steiniger Weg. Selbst wenn alle Gemeinden das Projekt voll anschieben, wird es wohl zehn bis 15 Jahre bis zur Realisierung dauern“, sagt Karg.
Enthofer ist der Ansicht, dass die politische Stimmungslage günstig sei für solch ein Vorhaben und der Verkehr von der Straße auf die Schiene müsse. Auch er blickt aber mit Skepsis auf die Bahn als Verhandlungspartner und die fehlende Infrastruktur. „Es müsste bei den Haltepunkten und den Parkplatzangeboten einiges passieren.“
Karg verweist zudem auf die Problematik der Bahnübergänge. Diese müssten mit Schranken versehen oder geschlossen werden. Im Fall der Schließung sei wohl mit Widerstand aus der Bevölkerung zu rechnen. Weil der Zug nur 35 Minuten von Schongau bis Landsberg brauchen soll, seien „höchstens zwei Haltepunkte auf der Strecke“ möglich, so Karg weiter. Und Denklingen und Unterdießen hätten ihre Bahnhofsgebäude verkauft. Und dann sei da noch die Fragen nach dem Nadelöhr in Landsberg. In der Katharinenstraße gibt es einen Bahnübergang, dessen Schranken dann deutlich häufiger als jetzt nach unten gingen und zu Staus in der Kreisstadt führten. Der Landtagsabgeordnete Dorow sagte, dass es nur funktionieren werde, wenn sich alle Bürgermeister einig seien. Für das falsche Signal hält er den Vorschlag aus Denklingen und Unterdießen, einen Bus auf der Strecke einzusetzen. „Wir müssen die Straße entlasten. Ich denke, dass mit dem Angebot einer Zugverbindung auch die Nachfrage steigen wird.“
Und wie bewertet LandratThomas Eichingerdas Thema? Wird der Landkreis Landsberg auch seine Unterstützung aussprechen? „Wir werden in den Gremien des Kreises zu gegebener Zeit darüber diskutieren. Es gibt keinen konkreten Zeitplan und das Thema fällt auch nicht in unsere Zuständigkeit.“