Im Rahmen des bayerischen Aktionsprogramms „Schwammregionen in Bayern“ wurden im November 2024 zehn Gemeindeverbünde aus insgesamt 321 beteiligten Kommunen ausgewählt, darunter auch die Region Gennach-Hühnerbach, zu welcher die Stadt Buchloe zählt. Um die Vorteile des natürlichen Hochwasserschutzes aufzuzeigen, hatte die unabhängige Bürgerinitiative (UBI) Dr. Stefan Ossyssek vom Bund Naturschutz Bayern eingeladen.
Vortrag im Buchloer Heimatmuseum zum Thema „Schwammregion“ gibt detaillierte Einblicke
Dieser gab bei seinem Vortrag im Heimatmuseum Buchloe zunächst einen detaillierten Einblick unter der Überschrift „Breitwasser statt Hochwasser – dezentraler Hochwasserschutz“. Nachdrücklich wies er vor allem auf den Verzicht von Maßnahmen hin, die den Wasserabfluss forcierten.
„Wir dürfen nicht das Gegenteil tun von dem, was wir brauchen. Drainagen, Gräben, Hangeinschnitte und Versiegelungen führen dazu, dass das Wasser beschleunigt fließt, wie auf der Autobahn“, so Ossyssek. Hinzu komme der Verlust an landschaftlicher Vielfalt und Artengefährdung. Auch müsse man den Diversitätsverlust stoppen, an Hecken beispielsweise hingen ganze Ökosysteme.
Fachmann erklärt, warum Moore in der Region Buchloe so wichtig sind
Zudem betonte er die Wichtigkeit von Mooren und Auen: „In Bayern sind 95 Prozent der Moore degradiert, nur fünf Prozent sind noch intakt. Moore sind wie Schwämme in der Landschaft.“ Von den Auen seien nur noch drei Prozent in Bayern ökologisch wenig eingeschränkt und funktionsfähig. Hier liege ein immenses Potenzial.
Auen, die auch als „Bibliotheken der Biodiversität“ gelten, bieten Lebensraum für zwei Drittel der Pflanzen, fast alle Amphibien, Muscheln, 70 Prozent Libellen und 60 Prozent der Brutvogelarten. Herausragende Beispiele seien der Auwald Elbe, oder auch das Talauenprojekt: mit acht landschaftsangepassten Grünbecken, 60.000 Kubikmeter Volumen für dezentrale Hochwasserrückhaltung, neuen Uferstreifen, 94 Hektar für Gewässer-Renaturierungen und der Integration von Biber-Seen habe es eine sehr hohe Akzeptanz in der Bevölkerung, was sogar zu einem freiwilligen Bodenneuordnungsverfahren geführt habe.
„Moore sind wie Schwämme in der Landschaft.“
Dr. Stefan Ossyssek, Bund Naturschutz Bayern
Auf die Frage, was Buchloe tun könne, antwortete Ossyssek, dass für jede versiegelte Fläche eine andere entsiegelt werden müsste. Aktuell sei der Hochwasserschutz in Bayern eher einseitig ausgeprägt auf den technischen Aspekt, Vorsorge und Vermeidung kämen noch zu kurz.
Äußerst effektiv seien Leguminosen, Wiesen und Wälder sowie das Anlegen von Kleinstgewässern oder das Ausgestalten von Bachläufen. Der Kostenfaktor wäre gering und – ebenso wie Heckenpflanzungen - zudem auch noch förderbar: Im Rahmen der LNPR (Landschaftspflege und Naturschutzrichtlinien) gebe es für das Aktionsprogramm Schwammregion satte 90 Prozent staatliche Förderung, sowie Umsetzungsbegleitung.
Staatliche Förderung für Projekt im Raum Buchloe möglich
Hierzu kam die Aufforderung aus dem Publikum, dass die Bepflanzungsvorgaben künftig auch konsequent seitens der Gemeinde Buchloe nachverfolgt werden müssten, da diese teilweise einfach ignoriert würden.
„Maßnahmen wirken nur, wenn man sie konsequent flächig umsetzt. Nicht nur hier und da ein wenig“, so Ossyssek. Die letzte Präsentationsfolie bringt es auf den Punkt: „Wir sitzen alle im selben Boot. Ursachen statt Symptome beseitigen!“
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