Gut besucht war am Sonntag die 10-Uhr-Messe in der Pfarrkirche St. Martin in Jengen – keine Selbstverständlichkeit in diesen Zeiten. In diesem Fall gab es jedoch gleich drei Gründe dafür: Zum einen wurde die Tradition des seit 1665 gefeierten Skapulierfests und der damit verbundenen Bruderschaft gepflegt.
Zum Zweiten wurde die seit 20 Jahren tätige Mesnerin Renate Huber in den Ruhestand verabschiedet – ehrenamtliche Weiterbeschäftigung als Aushilfsmesnerin nicht ausgeschlossen. Und zum Dritten spielte ein 14-köpfiges Harmonika-Orchester (inklusive Kontrabass und Gitarre) unter Leitung von Wolfgang Filser die „Steirische Harmonikamesse“ des österreichischen Komponisten Florian Michlbauer.
Auch das ist eigentlich – zumindest von alters her – keine Selbstverständlichkeit. Die mit dem Akkordeon verwandten Harmonikainstrumente galten über Jahrhunderte als dem sakralen Raum nicht würdig – wegen ihrer Nähe zur vogelwilden Volks- und Tanzmusik. Seit dem 20. Jahrhundert hat sich das jedoch grundlegend geändert.
Einerseits wegen Komponistinnen wie Sofia Gubaidulina, die mit geistlichen Kompositionen wie „De Profundis“ den Kirchenraum ein Stück weit für das Akkordeon geöffnet haben, andererseits wegen der praktischen Vorzüge, die das Instrument mitbringt: Es bietet ein breites Ausdrucksspektrum, ist – im Gegensatz zur Orgel – auch transportabel und eignet sich bei entsprechendem Spiel durch genug Dynamik auch für Freiluft-Gottesdienste.
Die Steirischen Hamonikas zeigen sich bei der Messe in Jengen vielseitig
In der Jengener Kirche zeigten sich die Steirischen Harmonikas in der Komposition von Michlbauer vor allem von einer sympathisch-eingängigen, im Volkston gehaltenen, aber deshalb durchaus vielseitigen und einfühlsamen Seite.
Zart und unter die Haut gehend war auch die Zugabe am Ende dieses besonderen Gottesdiensts in Form von Leonard Cohens „Halleluja“, bei dem Marion Bach das Solo sang.
In seiner Predigt nahm Pater Jerry Kurian unter anderem Bezug auf das Skapulierfest. Basierend auf einer Marien-Erscheinung aus dem 13. Jahrhundert, aus der sich viel Volksfrömmigkeit entwickelt hat, gelten die Skapulier-Bilder heute noch als „Zeichen des Heils“, denen eine Schutzwirkung zugeschrieben werde, vor allem vonseiten Marias und Josefs.
Mesnerin in Jengen seit 20 Jahren, im Pfarrgemeinderat seit 1990 aktiv
Renate Huber wurde vor dem Schlusssegen für ihre 20-jährige Mesnertätigkeit und den Einsatz seit 1990 im Pfarrgemeinderat geehrt. Sie sei „in allen Funktionen“ die „Seele unserer Kirche“ gewesen, sagten Pfarrgemeinderatsvorsitzende Marlies Reggel und ihre Stellvertreterin Roswitha Martin in persönlichen, gereimten Versen. Kirchenpfleger Gotthard Miller schloss sich dem Dank an.
Trotz des Altersunterschiedes kam die Mesnerin auch bei den Ministranten gut an, wie eine Ministrantin mit diesen Worten bekannte: „Wärst du auf Instagram, hättest du die meisten Follower.“
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